Trend Kampfkunst wird immer beliebter

Kalkar · Im Gewerbegebiet von Kalkar-Kehrum betreiben Emiel und Silvia Thon eine Halle für asiatische Kampfkunst. Rund 60 Mitglieder gehören zum Keiko-Dojo Niederrhein. Durch die Corona-Krise liegt die Sportart besonders im Trend.

 Emiel und Silvia Thon betreiben dieses Dojo in Kalkar und haben schon mehrere Sportler zu Erfolgen geführt.

Emiel und Silvia Thon betreiben dieses Dojo in Kalkar und haben schon mehrere Sportler zu Erfolgen geführt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Corona-Krise habe den menschlichen Fokus wieder auf die Einheit von Körper und Geist gelenkt. Da ist sich Übungsleiterin Silvia Thon sicher. Nun hofft sie, dass sie und ihr Mann in den kommenden Monaten von dem Trend profitieren. „Wir passen gerade vielleicht eher in den Zeitgeist als ein Zumba-Angebot“, sagt Thon. Mit ihrem Mann Emiel betreibt Silvia Thon seit 2004 im Gewerbegebiet Kalkar-Kehrum eine Halle für chinesische und japanische Kampfkunst – in der das Ehepaar auch wohnt. An der Wöhrmannstraße gründeten sie zudem ihren Sportverein Keiko-Dojo Niederrhein. Frei aus dem Japanischen übersetzt heißt Keiko-Dojo: „Stätte zum Studium des Weges“.

Immerhin geht es bei dem Gros der asiatischen Kampfkünste um das eigene Ich und dessen Selbstbeherrschung. Emiel Thon hat sich auf das sogenannte Aikido spezialisiert, eine japanische Kampfkunst mit Wurzeln im mittelalterlichen Schwert- und Stockkampf. „Beim Aikido geht es um die Defensive. Man misst sich nicht in Wettkämpfen. Die Fähigkeit, zu lernen und sich selbst zu beherrschen, steht im Vordergrund“, sagt Silvia Thon.

Vor zwei Jahren wurde Emiel Thon mit dem fünften Dan Aikido ausgezeichnet. Inspiriert wurde der Belgier, der vor dreißig Jahren nach Xanten zog, in den 1970er-Jahren von den Bruce-Lee-Filmen. Damals war die Kampfkunst in Westeuropa noch nicht allzu bekannt. „Somit hatte er die einmalige Gelegenheit, gleich mehrere Meisterschüler des Aikido-Begründers Morihei Ueshibas kennenzulernen und von ihnen Unterricht zu bekommen“, sagt Silvia Thon. So avancierte Emiel Thon zu einer Aikido-Koryphäe am unteren Niederrhein.

Im Jahr 2000 begann der praktizierende Buddhist seine erste eigene Trainingsschule mit einem Fokus auf verschiedene Formen der Meditation – zunächst als eigenständige Abteilung des SV Vynen-Marienbaum. „Wir haben damals sehr schnell eine große Resonanz bekommen. Natürlich war Aikido für viele hier in der Region noch sehr exotisch – und das ist es in Teilen auch bis heute. Aber das machte wohl auch den Reiz aus“, sagt Silvia Thon. Schnell aber reichten die Hallenkapazitäten nicht mehr aus. So stieß das Ehepaar 2004 auf die leerstehende Halle im Kalkarer Gewerbegebiet. „In unserem erweiterten Wohnzimmer haben wir unseren Traum verwirklicht“, sagt sie.

Kontinuierlich habe sich der Verein in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, mittlerweile zähle dieser knapp 60 Mitglieder. In diesem Jahr sei die letzte Gruppe Jugendlicher in den Senioren-Bereich gewechselt. Kinder wolle man vorerst allerdings nicht mehr anwerben. „Das Training mit Kindern haben wir aufgegeben, da die Zusammenarbeit mit ihnen zunehmend anstrengender geworden ist“, sagt Silvia Thon, die mit ihrem Mann auch als Dozent für den Kreissportbund Kleve aktiv ist. Das Wirken des Ehepaares trägt seit Jahren nachweislich Früchte.

So wurden im Frühjahr zwei Teilnehmer des Aikido-Trainings mit dem Dan ausgezeichnet. Georg Schouwink erhielt den ersten, Herbert Derksen den zweiten Dan. Hinter ihnen liegt mehr als ein halbes Jahrzehnt Übung.

Doch nicht nur Aikido bieten die Thons an. Auch die chinesischen Meditations- und Bewegungsformen Tai Chi und QiGong stehen Mitgliedern zur Auswahl. „Die weichen, fließenden Bewegungen führen zu tiefer Ruhe und Gelassenheit, erweitern die Körperwahrnehmung, führen zur Stabilisierung des Kreislaufs und des Nervensystems sowie zur Entlastung der Gelenke und der Wirbelsäule“, sagt Silvia Thon, die selbst ausgebildete Gesangslehrerin und Nordic-Walking-Übungsleiterin ist.

Von den chinesischen Kampfkünsten würden Menschen angesprochen werden, die unter Stress und Bewegungsmangel leiden, sagt sie. Besonders geeignet seien diese Trainingsformen auch für Frauen und Senioren. „Die Kampfkünste blicken allesamt auf eine sehr lange Tradition zurück und sind sehr alt. Dennoch versuchen wir, sie immer mit aktuellen sportmedizinischen Erkenntnissen zu verknüpfen“, sagt Silvia Thon. Sie bietet auch Seminare zur Stressprävention an.

In der Corona-Krise sei der Verein die wohl einzige Anlaufstelle für Kampfkunst in Europa gewesen, die nicht geschlossen war. „Wir haben zu den normalen Trainingszeiten zueinander gefunden. Nur eben auf anderem Wege. Wir haben alle Abläufe in Zoom-Meetings transferiert“, sagt Silvia Thon. „Ich glaube, dass viele Menschen in diesen besonderen Zeiten ein großes Bedürfnis nach einem ganzheitlichen Angebot für Körper und Geist haben.“

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