Fussball Auf dem Weg ins Mittelfeld

Fußball-Oberliga: Der 1. FC Kleve empfängt am Sonntag (Anpfiff 15 Uhr) das Spitzenteam der Spvg. Schonnebeck.

 Der ballführende Klever Niklas Klein-Wiele hat sich zuletzt wieder zum Leistungsträger entwickelt.

Der ballführende Klever Niklas Klein-Wiele hat sich zuletzt wieder zum Leistungsträger entwickelt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wer dem 1. FC Kleve in dieser Saison folgt, der weiß: Die Oberliga-Mannschaft des Fusionsklubs ist im Sommer um einen Fixpunkt reicher geworden. Dieser ist 30 Jahre alt, Rechtsfuß und hört auf den Namen Andre Trienenjost. Schon sechs Mal wurde er bisher als Torschütze im gegnerischen Strafraum vorstellig. Mindestens genauso wichtig aber ist seine Ausstrahlung auf und neben dem Rasen. Der Ex-Kicker vom SV Sonsbeck und dem SV Hönnepel-Niedermörmter ist ein Führungsspieler. Ein Beispiel: Am ersten Spieltag, als die Rot-Blauen vor heimischem Publikum dem Aufsteiger FC Kray mit 0:2 unterlagen, lief er nach 80 Minuten gemeinsam mit dem ballführenden Levon Kürkciyan aufs Tor der Gäste zu. Anstatt den freistehenden Trienenjost per Querpass zu bedienen, versuchte es der Armenier selbst und schoss Krays Schlussmann Marius Delker an. Die Reaktion Trienenjosts auf den vergebenen Hundertprozentiger? Er verzog keine Miene, sprach kein Wort, lief zurück und schloss sich wieder dem Pressingverbund an. Kein Wunder, dass sich die FC-Kicker im Sommer ausdrücklich für eine Verpflichtung des Stürmers stark gemacht hatten.

Umso bitterer ist die Nachricht: Trienenjost hat sich verletzt, und das durchaus schwer. Schon in der vergangenen Woche beim Auswärtsspiel in Niederwenigern stand der Stürmer nicht im Kader von Übungsleiter Umut Akpinar. Im Training habe er sich verletzt, hieß es da. Nun folgte eine erste vorsichtige Diagnose. Dieser nach dürfte Trienenjost ob einer Meniskusverletzung zwischen sechs bis acht Wochen ausfallen. Gegen die Sportfreunde aus Niederwenigern hatte es zwar auch ohne den Vollblutstürmer noch zu einem 2:1-Erfolg gereicht. Pascal Hühner und Nedzad Dragovic (per Foulelfmeter) hatten getroffen, das Schlusslicht aus Hattingen lange mitgehalten, ohne wirklich gefährlich zu werden. Dabei setzte FC-Trainer Umut Akpinar in vorderster Front auf Levon Kürkciyan anstelle von Trienenjost. Nun aber wartet ein ganz anderes Kaliber: die Spielvereinigung Schonnebeck. Die Mannschaft von Trainer Dirk Tönnies ist die einzige, die noch ungeschlagen ist. „Wir haben die bisherigen Ergebnisse von Schonnebeck natürlich wahrgenommen. Sie haben sich im Sommer enorm verstärkt“, sagt Akpinar. So verpflichteten die Grün-Weißen Verteidiger Kai Nakowitsch, der zuletzt für Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga spielte. Weitere namhafte Spieler wechselten nach Schonnebeck. Zuletzt deklassierte die Spielvereinigung den VfB Hilden mit 5:1. Die Kicker aus dem Essener Nordosten orientieren sich sportlich wollen um den Aufstieg mitspielen. Und dennoch: Dem längst enteilten Titelfavoriten SV Straelen konnte die Tönnies-Elf bisher nicht Schritt halten.

Schon im vergangenen Jahr waren die Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften von hohem Niveau geprägt. Im Hinspiel hatten die Klever durch zwei Treffer von Levon Kürkciyan mit 2:1 in Essen gewonnen, am letzten Spieltag setzte es in der Getec-Arena eine 2:3-Niederlage. „Das waren zwei sehr interessante Spiele“, blickt Akpinar zurück. Für den FC wird die Spielvereinigung auch nun eine riesige Herausforderung sein. Und das, obwohl die Rot-Blauen nach drei Siegen in Serie gegen den TVD Velbert, die Sport- und Spielvereinigung Velbert sowie gegen Niederwenigern Selbstbewusstsein getankt haben. Die Abstiegsplätze haben die Klever verlassen, nun peilen sie das Tabellenmittelfeld an. „Die Trainingseindrücke sind gut“, sagt Akpinar. Nun obliegt es dem FC-Urgestein, Andre Trienenjost bestmöglich vertreten zu lassen.

Der naheliegendste Anwärter auf das Startelfmandat im Sturm ist Levon Kürkciyan. Ali Hassan Hammoud darf sich wohl ebenfalls Chancen ausrechnen. Seine Rotsperre in Folge der Auswärtsbegegnung in Baumberg ist längst abgesessen. Einsatzbereit wäre auch der vom SV Hö.-Nie. an den Bresserberg gewechselte Luca Plum. Bisher konnte er allerdings noch nicht nachhaltig nachweisen, dass er der fünfthöchsten deutschen Spielklasse gewachsen ist. Allzu viele Minuten aber erhielt der Angreifer von Umut Akpinar auch noch nicht. In den anderen Mannschaftsbereichen dürfte der Cheftrainer auf Bewährtes setzen.

Nedzad Dragovic und Sebastian van Brakel sind in der Innenverteidigung gesetzt, Gleiches gilt für Nils Hermsen und Kai Robin Schneider auf den defensiven Außenbahnen. Insbesondere die Formkurve des Letzteren zeigt seit einigen Wochen steil nach oben. Im Mittelfeld erhalten Woche um Woche Mike Terfloth, Tim Haal, Spielführer Fabio Forster und Pascal Hühner das Vertrauen. Niklas Klein-Wiele läuft in vorgezogener Rolle auf. Das mannschaftliche Gefüge steht, das FC-Aufgebot hat zuletzt an defensiver Stabilität und offensiver Kreativität zugelegt. Nun aber fehlt jener Protagonist, der diesen Fortschritt in Treffer verwandelt hat – und das voraussichtlich langfristig.

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