Lokalsport Gocher coacht deutsches WM-Futsalteam

Kleve · In Spanien beginnt am Sonntag die Studenten-Weltmeisterschaft im Futsal. Trainer des deutschen Teams ist Georg von Coelln. Der Gocher hat während seiner Studienzeit in Münster die Liebe zu der Sportart entdeckt.

 Georg von Coelln (l.) neben Kellens Vereinschef Arno Tromp hat auch schon in Kleve Futsal-Trainingsstunden gegeben.

Georg von Coelln (l.) neben Kellens Vereinschef Arno Tromp hat auch schon in Kleve Futsal-Trainingsstunden gegeben.

Foto: klaus-Dieter Stade

Am vergangenen Dienstagabend rieben sich viele Zuschauer des WM-Halbfinals verwundert die Augen. Mit dem 7:1-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Gastgeber Brasilien hat wohl niemand gerechnet. Am Montag treffen beide Nationen erneut aufeinander. In Spanien wird dann der nächste Weltmeister gesucht.

Wenn alles nach Plan läuft, sind Neuer, Müller, Schweinsteiger & Co. dann aber bereits mit dem WM-Pokal im Gepäck auf dem Heimflug nach Deutschland. Zur gleichen Zeit werden die Fußballer der offiziellen deutschen Futsal-Nationalmannschaft ihre Schuhe bei der Studenten-WM schnüren. Gecoacht werden sie von Trainer Georg von Coelln. "Das wird ein Abenteuer", ist sich der Gocher einen Tag vor dem Abflug sicher.

Die Hauptmotivation der Studenten ist es, die Sportart in Deutschland populärer zu machen. "In vielen Ländern ist Futsal fast genauso beliebt wie Fußball", berichtet von Coelln, "die größten Fußballer haben ihr Können mit Hilfe von Futsal verbessert und verfeinert." So habe Argentiniens vierfacher Weltfußballer Lionel Messi seine hervorragende Technik auch dem Futsal zu verdanken. Ebenso Brasiliens Weltmeister von 2002, Rivaldo und Ronaldinho, hätten bei der Hallensportart vor allen ihre Grundschnelligkeit trainiert. "In Ländern wie Brasilien gehört Futsal zur Grundausbildung im Fußball dazu. Futsal ist einfach viel schneller", meint von Coelln. Schnelligkeit, mit der Spieler wie Messi ihren Gegner oftmals weit voraus sind. In Deutschland fehle dem 40-jährigen das noch.

Die größten Fußballnationen seien da schon weiter. Neben Brasilien gehöre auch Argentinien sowie Spanien und die Ukraine - als europäische Nationen - zu den größten Futsal-Ländern. Alle haben auch schon Erfahrungen bei großen Turnieren. Für das deutsche Team ist es hingegen die erste Teilnahme an einer deutschen Studenten-Weltmeisterschaft, die vom DFB im Januar abgesegnet wurde.

Anders als die Fußball-Herren ist daher auch nicht mit einem Triumph zu rechnen. Allein das Überstehen der mit Brasilien, dem Iran und dem amtierenden Titelträger aus der Ukraine ausgestatteten "Todes-Gruppe", wie sie Coach von Coelln selbst nennt, wäre eine Überraschung, eine 1:7-Niederlage gegen Brasilien fast schon ein Triumph. "Aber selbst das wird schon schwer", schätzt von Coelln ein. Dazu muss man jedoch erwähnen, dass im Hallenfußball generell deutlich mehr Tore fallen als auf dem grünen Rasen.

Zum Futsal gekommen ist von Coelln durch seine Studienzeit in Münster. "Da war ich Spielertrainer bei einem Verein und wurde zu einem Turnier eingeladen, welches sich als Futsal-Wettbewerb entpuppte", erläutert der jetzige Nationalcoach. Fasziniert von der schnellen, aber sehr fairen fußballerischen Sportart, spielte er selbst lange Futsal. "Aber nicht so gut, dass ich an einer Weltmeisterschaft hätte teilnehmen können", sagt von Coelln lachend. Der Immobilienmakler ist aber seither Gründungsmitglied beim UFC Münster und bis heute dessen Präsident. Der Futsal-Verein vertritt Deutschland sogar bei UEFA-Cup-Wettbewerben. Daher stellt der UFC auch die meisten Spieler bei der diesjährigen Studenten-WM.

Im Ligabetrieb und bei Turnieren hat sich Bundestrainer Georg von Coelln aber auch noch andere Akteure für sein WM-Team zusammengesucht. Der bekannteste Spieler ist wohl Timo Heinze. Der 28-jährige Rosenheimer bestritt 76 Spiele für die Amateurauswahl des FC Bayern München. Als Torwart Oliver Kahn im September 2008 sein Abschiedsspiel feierte, lief Heinze sogar für die Profis auf. Heute konzentriert er sich ganz auf seine Futsal-Karriere und studiert an der deutschen Sporthochschule in Köln, wie viele seiner Mannschaftskameraden, die nebenher aber teilweise auch noch Fußball spielen. Spieler von der Hochschule Rhein-Waal, die im November 2011 die deutsche Hochschul-Meisterschaft im Futsal ausrichtete, sind in diesem Jahr noch nicht dabei.

Von Coelln wird also der einzige Teilnehmer mit Klever Hintergrund sein. Der 40-jährige ist fast nur noch im Zeichen des Futsals unterwegs. Auch wenn er sein Team wohl nicht wie Joachim Löw ins Finale führen kann, so hofft er doch auf ein wenig mehr Aufmerksamkeit, damit die Erfolgswelle auch nach Deutschland rüber schwappt und mehr Fußballer künftig ebenso Futsal spielen.

(RP)
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