Leichtathletik Glanz herrscht in der Hütte Hubert Houbens

Kleve · Am vergangenen Sonntag wurden im Gocher Hubert-Houben-Stadion die U16-Meisterschaften des Nordrheins ausgetragen. Der Gastgeber SV Viktoria Goch präsentierte dazu hervorragende Rahmenbedingungen. Mehr als 800 Leichtathleten nahmen teil.

 Die Kevelaererin Hannah Müller (203) belegte über 800 Meter den vierten Platz.

Die Kevelaererin Hannah Müller (203) belegte über 800 Meter den vierten Platz.

Foto: Gottfried Evers

Silvia Korsch wedelte mit den Wettkampflisten. "Läuferdienst, Läuferdienst", rief sie nach den Helfern aus ihrem Team, das an diesem langen Leichtathletiktag viele, viele Meter auf sich nahm, um die Verbindung zwischen Sportstätten und Auswertungsbüro zu gewährleisten. Wie gut das alles funktionierte, konnten die zahlreichen Besucher im Hubert-Houben-Stadion anschließend am Aushang sehen, wo kurze Zeit nach Beendigung eines Wettbewerbs das Ergebnis schwarz auf weiß zu lesen war. Und dann dauerte es auch nicht mehr lange, ehe die erfolgreichsten Athleten vor der Tribüne zur Siegerehrung gebeten wurden.

Vor 37 Jahren hatte die Leichtathletikabteilung des SV Viktoria Goch ein letztes Mal im Hubert-Houben-Stadion, das den Namen eines in den 1920er Jahren weltweit besten Sprinters trägt, Nordrhein-Einzelmeisterschaften ausgerichtet. Nach der Umwandlung der Sportanlage in eine Vollkunststoffanlage trauten sich die Viktorianer jetzt erneut, ein mit weit mehr als 800 Athleten großes Leichtathletikevent auszurichten. Auf dem Programm standen diesmal die Nordrhein-Einzelmeisterschaften der U16-Leichttathleten in den Stadiondisziplinen.

Penibel hatten sich die Mitglieder der Gocher Leichtathletikabteilung auf diesen Tag vorbereitet, hatten die Präparierung der Wettkampfanlagen in die Hände des 77-jährigen Alexander Borgers gelegt, der die Umsetzung der mit einer solchen Veranstaltung verbundenen Verbandsauflagen perfekt erledigte. "Einen besseren Mann konnten wir für diese Aufgabe nicht finden", sagt Johannes Artz, Vorsitzender der Leichtathletik-Abteilung. Borgers' Wissen sei unersetzlich. Die Athleten dankten es dem Viktoria-Senior, indem sie auf den prächtig hergerichteten Wettkampfstätten zum Teil sehr gute Leistungen boten, mitunter gewürzt durch packende Duelle im Kampf um Medaillen und Platzierungen.

Da forderte beispielsweise die Kevelaererin Lea Halmans, die seit geraumer Zeit beim SV Sonsbeck trainiert und durch ihren Trainer Werner Riedel auf die Titelkämpfe vorbereitet wurde, über die 80-m-Hürden der W14-Schülerinnen die schnellkräftige Moerserin Katrin Beutel heraus. Halmans hatte im ersten von zwei Endläufen die Zeit von 12,23 Sekunden vorgelegt, die Beutel wenig später kontern musste. Die Moerserin musste im Hürdenwald der zehn Hindernisse schon an ihr läuferisches Limit gehen, um im Ziel vor ihrer an diesem Tag schärfsten Konkurrentin den kaum wahrnehmbaren Unterschied von fünf Hundertstelsekunden herauszulaufen.

Doch nicht nur bei den Sportlern auf der Laufbahn oder bei den technischen Wettbewerben griffen die Rädchen harmonisch ineinander, sie fanden auch abseits der Wettkämpfe in einem Stadion der angenehm kurzen Wege ein stimmiges Ambiente vor. Da wurde von fleißigen Händen unentwegt Zwiebeln geschnitten, Hamburger-Scheiben gebrutzelt, Waffeln gebacken und Kuchen verkauft. Der Hunger hatte an diesem Tag nicht die geringste Chance, ausufernd groß zu werden.

Und ein paar Meter davon entfernt versammelte Dirk Kopp seine Mannschaft, deren Mitglieder für jeden sichtbar ihre Funktion auf dem Rücken der signal-roten T-Shirts trugen. "Organisation" war da zu lesen, es hätte aber auch "Mädchen für alles" heißen können. Sie packten an, wo Not am Mann war. Probleme schienen für sie nur da zu sein, um entsprechend schnell gelöst zu werden.

Zurück auf die Laufbahn: die Mittelstrecken standen auf dem Programm und damit die Chance für den Gocher Luca Fröhling, der für den Kevelaerer SV startet, den Nordrheintitel im jüngeren Jahrgang der zwei Jahrgänge umfassenden U16-Klasse zu gewinnen. Der 14-Jährige wurde den in ihn gesetzten Erwartungen gerecht, er rang die Konkurrenz in 2:06,35 Minuten nieder und gewann in dieser Saison nach der Langstrecke seinen zweiten Nordrhein-Titel in einer Stadiondisziplin. Es ihm fast gleich machten die Kevelaerer Rafael Metsch (M15) mit Platz drei über 800 Meter in 2:01,93 Minuten und Hannah Müller (W14), die über 800 Meter in ihrer Klasse den vierten Platz in 2:23,14 erreichte. Zudem holte sich Merlin Kühn von der Gocher Viktoria im 800-Meter-Rennen der M15-Schüler in 2:09,07 Minuten den sechsten Platz.

Nachdem am frühen Abend bei prächtiger Stimmung im Stadion die Besten des Nordrheins in den Staffelwettbewerben gefunden waren, durfte das Organisationsteam der Viktoria erleichtert durchatmen. "Sie haben alle einen Riesenjob gemacht", sagt Artz, der die Titelkämpfe als "die schönste und erfolgreichste Veranstaltung in Goch in den zurückliegenden Jahren" bezeichnete. Und als später dann auch die Verbandsoffiziellen der Viktoria für die gute Ausrichtung der Meisterschaften dankten, war sich Artz sicher: "Wenn auch zukünftig alle so fantastisch mitziehen, werden wir das Rad bestimmt noch einmal drehen." 37 Jahren werde man jedenfalls nicht noch einmal warten, versichert Artz.

Und darüber dürfte sich dann auch der in Asperden wohnende Otto Verhoeven freuen, dessen Büro eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden Leichtathletik-Liebhaber darstellt. Verhoeven ist einer der leidenschaftlichsten Statistiker der Sportart. Er ließ es sich nehmen, der Veranstaltung im Stadion über mehrere Stunden beizuwohnen. Auf Verhoevens Vorschlag ging im Übrigen die Namensgebung des Gocher Stadions zurück.

(RP)
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