Fußball Auf den Spuren Rudi Assauers

Kleve · Der Dokumentarfilm „Rudi Assauer – Macher. Mensch. Legende“ lief jetzt im Klever Kino. Der Regisseur des Films, Assauers älteste Tochter und seine langjährige „rechte Hand“ plauderten aus dem Nähkästchen.

 Diskussionsrunde im Klever Kino (von links): Moderator Helmut Vehreschild, die langjährige Sekretärin Sabine Söldner, Assauers älteste Tochter Bettina Michel und Regisseur Don Schubert.

Diskussionsrunde im Klever Kino (von links): Moderator Helmut Vehreschild, die langjährige Sekretärin Sabine Söldner, Assauers älteste Tochter Bettina Michel und Regisseur Don Schubert.

Foto: Markus van Offern (mvo)

„Was ist denn das für ein arroganter Pinsel? Kein Tschüss, kein Guten Morgen, kein Dankeschön – so war der Arbeitsalltag. Nur ,Tee’ rief Assauer in die Sprechanlage“, erzählt die ehemalige Schalke-Sekretärin Sabine Söldner zu Beginn des Dokumentarfilms „Rudi Assauer – Macher. Mensch. Legende“. Söldner war den rauen Umgang satt, zog vor Kollegen über ihren neuen Chef her, während der hinter ihrem Rücken stand. Es sollte der Anfang einer langjährigen Freundschaft sein. „Von da an waren die beiden ein Kopp, ein Arsch“, sagt Assauers Tochter Bettina Michel im Anschluss.

Am Sonntagmittag zeigte das Tichelpark-Kino in Zusammenarbeit mit dem Klever Schalke-Fanclub „Zum blau-weißen Rüssel Kleve“ den Film über die an Alzheimer erkrankte Schalke-Legende. Die Fan-Gemeinschaft besteht seit 2006 und hat ihren Sitz im „Elefantenstübchen“ an der Klever Oberstadt. Mehr als hundert, mehrheitlich in Königsblau gekleidete Besucher, versammelten sich in „Saal 1“, um die erste und einzige Vorstellung in Kleve zu verfolgen. „Seitdem ich Schalker bin, spielt Rudi Assauer eine zentrale Rolle. Er ist eine Galionsfigur unseres Vereins. Da ist es uns eine besondere Ehre, den Film hier zeigen zu dürfen und zudem drei der wichtigsten Figuren begrüßen zu dürfen“, sagte der Vorsitzende Marcel Rocker.

Im Film kommen alte Weggefährten wie Huub Stevens, Olaf Thon, Mike Büskens oder Marcelo Bordon zu Wort. Interviews mit Assauers Familie vertiefen das emotionale Werk. Die Klever Zuschauer honorierten die Filmvorstellung mit lautstarkem Applaus, bei einigen flossen gar Tränen in Anbetracht der bedrückenden Szenen um die Krankheit des „Managers zum Anfassen“.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde, die von RP-Sportredakteur Helmut Vehreschild moderiert wurde, gaben die „Ruhrpottschnauzen“ Söldner und Michel weitere Details ihrer Beziehungen zu Assauer wieder. So berichtete seine Tochter über den aktuellen Gesundheitszustand ihres Vaters: „Den Umständen entsprechend geht es ihm gut. Aber das letzte Jahr war schlimm, wir merken die Krankheit richtig.“ Damit könne auch nicht jeder umgehen, sodass sich einige langjährigen Begleiter kaum mehr melden. Auch Söldner habe große Schwierigkeiten, mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten umzugehen: „Früher sagte er mir, was ich tun muss. Heute muss ich es ihm sagen. Das ist sehr ungewohnt und ich kann nicht immer gut damit umgehen. Manchmal geht mir der Hals zu, dann merke ich, dass es nicht weiter geht“, sagte sie mit angefasster Stimme. „Er war mir häufig näher als mein eigener Mann“, fügte sie an.

Über Jahre hinweg haben die Angehörigen des königsblauen Aushängeschildes versucht, die Alzheimer-Krankheit, vor der sich der Manager so gefürchtet hat, zu verschweigen, frei nach dem Motto: „Lieber glauben die Leute, dass er besoffen ist, als dass er krank ist.“ An das erste Anzeichen für eine drohende Krankheit kann sich seine langjährige Mitarbeiterin noch gut erinnern: „2004 kam ich ins Büro und er schnauzte mich an, dass der Tee scheiße schmeckt. Er fragte mich, warum ich anderen Tee gekauft hätte. Dabei war es der Tee, den er immer trank. Es war ein trauriger Moment.“

Auch für den Kölner Drehbuchautor Don Schubert war das Projekt ein besonderes: „Ich kannte Herrn Assauer nur aus den Medien. Aber ich fand ihn als Mensch extrem spannend.“ Interviews seien nicht mehr möglich gewesen, Zeit aber konnte er mit ihm verbringen. „Ich habe im Hause Assauer einfach gemerkt, dass er von ganz viel Liebe umgeben ist und selber auch noch viel Charme hat“, sagte Schubert. So würde er attraktiven Damen noch immer zuzwinkern, wenngleich Söldner über den Frauenschwarm Assauer sagt: „Ich finde ihn ja überhaupt nicht attraktiv, ich konnte das nie verstehen.“

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