Fußball Lukas Ernesti – ein vorbildlicher Kapitän

Goch · Der 26-Jährige ist ein Urgestein bei Viktoria Goch und nimmt beim Bezirksligisten eine Führungsrolle ein. Er freut sich über die ambitionierteren Ziele seines Vereins, der spätestens 2022 zurück in der Landesliga sein will.

 Lukas Ernesti (links) blickt zuversichtlich auf die kommende Saison voraus.

Lukas Ernesti (links) blickt zuversichtlich auf die kommende Saison voraus.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Lukas Ernesti ist nicht mehr wegzudenken aus dem Kader von Viktoria Goch. Er wurde von seinen Cousins zum Fußball gebracht und ist seit den Bambini im schwarz-roten Dress aktiv – mit Ausnahme eines dreijährigen Intermezzos in der D- und C-Jugend des SV Straelen. Der 26-Jährige bezeichnet die Viktoria als echte Herzensangelegenheit und ist inzwischen zu einer festen Größe beim Bezirksligisten gereift. Ausdruck dessen ist die ihm anvertraute Kapitänsbinde. „Lukas ist für mich einer der Top-Abwehrspieler im Kreis und zudem ein absolutes Vorbild für die Mannschaft“, sagt Viktoria-Trainer Daniel Beine.

Der in der Weberstadt aufgewachsene Ernesti ist nicht nur Identifikationsfigur, sondern auch ein Musterbeispiel für den vom Verein propagierten Weg, auch verstärkt auf junge talentierte Kicker aus dem Umfeld oder dem eigenen Nachwuchs zu setzen. Der Sprung aus der A-Jugend-Leistungsklasse in den Seniorenbereich erforderte von Ernesti zunächst etwas Geduld. Behutsam führte der damalige Viktoria-Trainer Manfred Tebeck 2012 den gemeinsam mit Levon Kürkciyan frühzeitig zum Senior erklärten Verteidiger an die Landesliga heran. „Zudem wurde ich von den erfahrenen Stützen der Mannschaft wie Tim Janz, Hajo Peters oder Stefan Osman-Reinkens super begleitet“, sagt Lukas Ernesti.

Sein erster Einsatz bei den Senioren gleich gegen die hochkarätige Düsseldorfer Fortuna anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens geriet zum Highlight und schnellem Rückschlag zugleich. Das große Erlebnis überschattete weniger das 0:10 gegen den Bundesliga-Aufsteiger, sondern vielmehr eine erlittene Verletzung im Schultereckgelenk. Der seit Kindesbeinen brennenden Leidenschaft für den Fußball tat dies jedoch keinen Abbruch.

Die Bedeutung des zunächst vorwiegend im defensiven Mittelfeld ackernden Nachwuchskickers wuchs Schritt für Schritt. Zwei Jahre später war er der gefeierte Held beim Kreispokal-Sieg gegen den 1. FC Kleve als Schütze des entscheidenden Treffers im Elfmeterschießen – ein seltener Moment für den Defensivspezialisten, der sonst eher für die Torverhinderung zuständig ist. „Schon der Weg zum Elfmeterpunkt war etwas ganz Besonderes bei der grandiosen Stimmung unter Flutlicht und den klatschenden Zuschauern im Rücken.“

Ab der Folgesaison war Ernesti unumstrittener Stammspieler, erlebte nach den erfolgreichen Zeiten in der Landesliga allerdings auch den weiteren schleichenden sportlichen Niedergang des Traditionsclubs mit. Negativpunkt was das Abrutschen in die Bezirksliga 2016 und phasenweise gar folgender Abstiegs- statt Aufstiegskampf eine Etage tiefer. „Das war schon ungemütlich im Abstiegskampf. Wir hatten viele Zu- und Abgänge. Immerhin sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Ernesti.

Er verbrachte zwischendurch ein Jahr in Schottland. Dort machte der Gocher, inzwischen bei einer großen Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Düsseldorf beschäftigt, seinen Master und lernte auch eine ganz andere Art des Fußballspielens kennen. „Das war strukturell völlig anders und sehr interessant in der Uni-Mannschaft in Glasgow mit sehr körperbetontem Fußball, technisch gut ausgebildeten Kickern aus den Akademien von Celtic und den Rangers, aber auch viel typisch britischem Kick and Rush“, beschreibt Ernesti seine Erfahrungen.

Sein Stellenwert für die Viktoria blieb trotz der nur sporadischen Präsenz in der Saison 2017/18 ungebrochen, schon ablesbar daran, dass er für das alles entscheidende Spiel gegen den Abstieg extra eingeflogen wurde. Der Klassenerhalt gelang trotz des 0:1 gegen den FC Aldekerk so gerade eben dank des Torverhältnisses.

Sportlich blickt der 26-Jährige, der sich im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung wohlfühlt, nun aber nach vorn und hofft wieder auf deutlich bessere Zeiten. „Im Verein ist aktuell eine richtige Aufbruchstimmung spürbar, die nach den tristen Jahren auch dringend nötig ist. Die Zusammensetzung des Kaders für die neue Saison ist die beste in den letzten Jahren. Quantitativ und auch qualitativ sind wir viel besser aufgestellt und sollten auch einzelne Ausfälle besser kompensieren können.“

Er teilt auch für sich persönlich die Ziele des Vereins mit einer alsbaldigen Rückkehr in die Landesliga. „Da würde ich mit der Viktoria schon sehr gerne wieder spielen“, sagt der 26-Jährige, der aufgrund der starken beruflichen Einbindung auch sportlich nicht unbedingt noch höher hinaus will. Er schätzt das familiäre Umfeld bei der Viktoria, das für ihn ganz direkt und praktisch wirkt. Seine Eltern leiten den Viktoria-Treff. „Da lässt sich der private Kontakt mit den Eltern wunderbar mit dem Hobby Fußball vereinen“, sagt Lukas Ernesti, der mit seiner Freundin derzeit in Krefeld lebt.

Eine Trainingseinheit verpasst er dennoch kaum einmal. An seiner tragenden Rolle im Verein und der damit verbundenen Verantwortung hat er durchaus Gefallen gefunden. „Ich bin da langsam hineingewachsen. Dabei habe ich mir auch einiges von unserem ehemaligen Spielführer Hajo Peters abgeschaut“, sagt Ernesti, der sich als Bindeglied zwischen Team, Trainer und Vorstand sieht. Auf dem Platz geht er mit Leistung voran und tritt auch mal lautstark auf. Außerhalb des Spielfeldes pflegt er mehr den kommunikativen Stil. So wie er Hilfestellung von den damaligen Leitwölfen bekam, möchte er jetzt unterstützend bei der Integration der Nachwuchsakteure und Neuzugänge mitwirken.

Ihm zur Seite steht mit Co-Kapitän Björn Gatermann übrigens ein weiteres Eigengewächs. Beide haben fußballerisch fast den parallelen Weg seit der F-Jugend genommen und sind auch privat befreundet. Mit Levon Kürkciyan kehrt vom 1. FC Kleve zudem ein waschechter Gocher zurück. So schließt sich der Kreis. Zusammen wollen sie die Viktoria jetzt als gestandene Seniorenkicker zurück in höhere sportliche Sphären führen.

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