Frauenfußball VfR Warbeyen hängt in der Warteschleife

Kleve · Die Spielerinnen des Regionalligisten halten sich nach wie vor fit – auch mit Einheiten auf dem Platz. Trainer Sandro Scuderi rechnet indes mit der Annullierung der Saison. Die Planung für die Spielzeit 2021/2022 ist fast abgeschlossen.

 Trainer Sandro Scuderi (hinten Mitte) hofft, dass er mit seiner kompletten Mannschaft bald wieder auf den Platz kann.

Trainer Sandro Scuderi (hinten Mitte) hofft, dass er mit seiner kompletten Mannschaft bald wieder auf den Platz kann.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Sandro Scuderi, Trainer des VfR Warbeyen in der Fußball-Regionalliga der Frauen, hat die leise Hoffnung, dass er im Mai mit seiner Mannschaft wieder trainieren kann. „Ein solches Ziel haben wir weiter vor Augen. Mittlerweile aber ist es sehr unwahrscheinlich, dass es so kommt“, sagt Scuderi. Rückblickend sei es bitter, dass die Frauen-Regionalliga, immerhin die dritthöchste deutsche Spielklasse, nicht als Profi-Liga eingestuft worden ist. Dann hätten die Frauen vom Duvenpoll mit aufwendigen Testungen weiter kicken dürfen, wie es der Regionalligist SV Straelen seit Monaten tut.

Die aktuellen Meldungen darüber, dass die Politik über einen sogenannten Brücken-Lockdown sinniert, machen aber auch die Hoffnungen von Scuderi zunehmend zunichte. „Wenn es zu einem weiteren Lockdown kommt und wir während dieses Zeitraums auch gar nicht auf den Platz dürfen, dann sieht es schlecht aus. Es bleibt dabei: Diese Saison ist für alle Beteiligten sehr bescheiden“, sagt der 41-Jährige. Er fühle mit allen potenziellen Aufsteigern mit, die durch eine Annullierung der Spielzeit in der Klasse verbleiben müssten. Zuletzt habe Scuderi Kontakt mit den Verantwortlichen des 1. FFC Recklinghausen gehabt, der auf Platz drei steht und nur einen Punkt Rückstand auf den Spitzenreiter Sportfreunde Siegen hat.

„Ich kann ihre Enttäuschung verstehen. Vielleicht können die Mannschaften oben aber noch eine Aufstiegsrunde spielen. Wir dürften damit nichts zu tun haben. Für uns gilt weiter das Ziel, erst einmal Normalität einkehren zu lassen“, sagt Sandro Scuderi. Seine Mannschaft steht auf Rang sechs – mit komfortablem Vorsprung von sieben Punkten auf den ersten Abstiegsrang. Als Neuling sorgte der VfR zum Saisonstart mit erfrischenden Leistungen für Aufsehen. So schaffte er Erfolge gegen gestandene Teams wie Alemannia Aachen (4:1), den GSV Moers (3:0) oder den SV Budberg (3:0). Gegen die SGS Essen II (0:4) war man chancenlos.

Trotz der düsteren Prognose für die laufende Saison trainieren die Fußballerinnen des VfR Warbeyen weiter. Seit Wochen erhalten sie vom Trainer-Team Individualprogramme – und feilen so an Kondition, Koordination und Stabilität. Lange Zeit arbeiteten die Spielerinnen zudem im Sportzentrum salveasports an ihrer Fitness. Das Team ist mittlerweile auch wieder auf dem Trainingsplatz unterwegs. „Seit der vorigen Woche laden wir jeweils zwei Spielerinnen für einen gewissen Zeitraum zur Übungseinheit mit einem Trainer ein. Dann haben sie einfach mal wieder den Ball am Fuß und können aufs Tor knallen. Zwei Mädels pro Spielhälfte – das passt“, sagt Scuderi, der das Team im vergangenen Jahr in die Regionalliga führte.

Das Angebot gelte für alle Mannschaften von der U 13 bis zu den Frauen. Die Hygieneauflagen an der Sportanlage seien hoch, deshalb könne man guten Gewissens trainieren. „Der Aufwand ist sehr groß. Aber die Spielerinnen melden uns zurück, dass sie sehr dankbar für das Angebot sind. Sie können kaum genug davon kriegen“, sagt Scuderi, seit Sommer 2019 im Amt. Auch am kommenden Wochenende stünde man wieder mit den Fußballerinen auf dem Platz. „Wir wollen fit sein, wenn es wieder losgehen sollte. Es darf auf keinen Fall so sein, dass wir dann bei null anfangen müssen und kalt erwischt werden. Aber davon kann bei uns wirklich nicht die Rede sein. Die Spielerinnen sind sehr diszipliniert dabei und in guter Verfassung“, sagt der Trainer.

Personell hat der Sportliche Leiter Sven Rickes mittlerweile Fakten für die kommende Saison geschaffen. Mit den wichtigen Stützen des Regionalliga-Aufgebots hat der VfR Warbeyen nämlich bereits verlängert. „Der Kader bleibt zusammen. Alle Spielerinnen haben uns schon feste Zusagen gegeben“, sagt Scuderi.

Dem stehen bislang nur zwei Abgänge gegenüber. Die 18-jährige Niederländerin Danisha Bruins, die vor allem im Angriff eingesetzt wurde, wird aus privaten Gründen nicht mehr für den VfR auflaufen. Die 19-jährige Mittelfeldspielerin Nadine Haan verlässt Kleve wegen ihres Studiums. „Sven Rickes hat ganze Arbeit geleistet. Nun müssen wir nicht mehr auf Teufel komm raus etwas machen. Mit einem möglichen Neuzugang befinden wir uns in guten Gesprächen“, sagt Scuderi.

Zudem habe er bereits im Winter eine neue Akteurin begrüßen dürfen: Die Nachwuchsspielerin Emily Kühn kehrte von Borussia Mönchengladbach zurück zum VfR Warbeyen. Kaderplanung in Corona-Zeiten sei ein gar nicht so leichtes Unterfangen, so Sandro Scuderi. Immerhin kann man keine Spielerinnen live in Aktion sehen.

Allerdings sei es für den VfR Warbeyen von Vorteil gewesen, dass in den Niederlanden bis zuletzt Mannschaftstraining für Sportler bis zum Alter von 27 Jahren möglich gewesen sei. „So konnte man sich da schon einmal die eine oder andere Trainingseinheit ansehen“, sagt Scuderi. Bereits vor zwei Jahren hatte der VfR Warbeyen erklärt, bei der langfristigen Entwicklung des Vereins auch vermehrt in das Nachbarland blicken zu wollen. Doch mittlerweile ist auch diese Option des Spielerinnen-Scoutings vom Tisch. Das Königreich hat seine Corona-Beschränkungen wegen der dritten Welle verschärft.

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