RP-Serie Jugendfußball Ein Menschenfänger in FC Kleves Jugend

Kleve · Kleve Dilek Özden ist seit einem Jahr Jugendobmann des 1. FC Kleve. Er wirkte bereits in der Jugend des SV Bedburg-Hau und von Siegfried Materborn. Mit Lukas Nakielski bildet er ein eingespieltes Duo. Sein Hauptaugenmerk: Die Durchlässigkeit vom Junioren- in den Seniorenbereich.

 Dilek Oezden trainierte zuletzt mit Lukas Nakielski parallel die Klever Zweitvertretung und die B-Jugend. Nun aber will er einen Schritt zurück machen und sich auf andere Aufgaben fokussieren.

Dilek Oezden trainierte zuletzt mit Lukas Nakielski parallel die Klever Zweitvertretung und die B-Jugend. Nun aber will er einen Schritt zurück machen und sich auf andere Aufgaben fokussieren.

Foto: Dilek Oezden

Der 26-Jährige im Gespräch über die Abwerbepraxis im Jugendbereich und Werte in der Nachwuchsausbildung.

Herr Özden, wie sehen Sie Ihre Aufgabe beim 1. FC Kleve?

Dilek Özden Als Jugendobmann bin ich dafür verantwortlich, dass wir beim 1. FC Kleve talentierte Nachwuchsspieler hervorbringen. Ich beschäftige mich vor allem mit der Sichtung dieser Talente und bin für sie ein permanenter Ansprechpartner bei jedweden Sorgen. Vor allem suche ich nach Perspektiven für junge Menschen und bin gleichzeitig Ansprechpartner für unsere Trainer. Wenn sie Rat brauchen, sie kritisiert werden oder sonst irgendwas ist, bin ich sofort da. Sie sehen: Mein Aufgabenfeld ist sehr umfangreich.

Im vergangenen Jahr trainierten Sie mit Lukas Nakielski parallel die Klever Zweitvertretung und die B-Jugend. Nun möchten Sie einen Schritt kürzertreten. Wie kommt es dazu?

Özden Es macht mir großen Spaß, mit Lukas zusammenzuarbeiten. Man könnte behaupten: Er ist der Kopf, ich bin das Herz. Wir ergänzen uns da sehr gut. Ich nehme die Jungs auch gerne mal in den Arm, wenn sie das Bedürfnis danach haben. Und mich kann man auch mitten in der Nacht mal anrufen, wenn es einen Notfall gibt. Dennoch war das vergangene Jahr auch sehr intensiv. Ich hatte nun im Nachgang der Saison mitunter das Gefühl, ein wenig ausgebrannt zu sein. Nun mache ich einen Schritt zurück, werde mich aber weiterhin voll bei der Sichtung nach jungen Talenten einbringen. Zudem will ich im Hintergrund die Vereinsstrukturen weiterentwickeln und für eine noch höhere Durchlässigkeit zwischen Junioren und Senioren sorgen.

Wie groß ist der Schritt aus der Jugend des 1. FC Kleve in das Oberliga-Aufgebot des Vereins?

Özden Die Oberliga ist natürlich schon ein Brett. Aber mit Umut Akpinar haben wir einen Trainer bei der ersten Mannschaft, der Jugendlichen eine Chance geben will. In der diesjährigen Sommervorbereitung werden Christian Emmers, Sezai Kezer und Tim Harwardt mittrainieren. Sie müssen sich langsam an das Niveau herantasten.

Sezai Kezer hätte in diesem Sommer zum Landesligisten SV Hö.-Nie. wechseln können. Dennoch blieb er dem FC erhalten, trainiert nun unter Umut Akpinar. Zur Wahrheit aber gehört wohl auch: Vorrangig wird er vorerst in der Bezirksliga-Reserve auflaufen. Warum bleibt so ein Junge bei euch?

Özden Weil er sich beim 1. FC Kleve wirklich wohlfühlt und es sein Verein ist. Wir hatten einige Spieler, die nun durchaus zu den beiden Landesligisten in der Region, also der SV Hö.-Nie. und die SGE Bedburg-Hau, hätten wechseln können. Aber die Jungs wurden bei uns ausgebildet und fühlen sich mit dem Klub verbunden. Außerdem zeigt Umut ihnen klar die Perspektive auf, einen Weg wie Fabio Forster oder Niklas Klein-Wiele einzuschlagen.

Sie haben seit vielen Jahren mit den Jugendlichen der Region zu tun. Welchen Eindruck macht die aktuelle Generation bei Ihnen?

Özden Nun, es hat sich viel und rasant geändert. Früher drehte sich für viele junge Spieler alles um den Fußball, um die Trainingseinheiten und das Spiel am Wochenende. Doch das hat sich verschoben, aus verschiedenen Gründen. Erst einmal sind die Kinder und Jugendlichen deutlich länger als noch vor einigen Jahren in der Schule. Deshalb begrüße ich die Rückkehr zu G9 auch ausdrücklich. Wir erleben gerade eine Fortnite- und Youtube-Generation. Gelegentlich hat man das Gefühl, dass die Jungs sich lieber vor ihre Computer setzen als gegen den Ball zu treten. Und dennoch sage ich: In der Region gibt es noch immer Talente, die viel Potential mitbringen und auch alles dafür geben wollen, dieses auszunutzen.

Welche Werte wollen Sie als Jugendobmann vermitteln?

Özden Ich möchte, dass sich alle in unserem Verein auf Augenhöhe begegnen. Daher begrüßt sich jeder bei uns zu Beginn einer Trainingseinheit per Handschlag. Dies sorgt bei manchen Eltern und Spielern schonmal für Verwunderung. Aber das ist in unseren Augen ein besonderes Zeichen des Respekts. Für uns zählt weiter Einfühlungsvermögen und Disziplin auf und neben dem Platz.

Was entgegnen Sie Vereinen, die den FC ob seiner Abwerbeversuche kritisieren?

Özden Grundsätzlich kann ich es ja nachvollziehen, dass Vereine enttäuscht sind, wenn die besten Jugendspieler den Verein verlassen. Es ist mir allerdings wichtig, dass wir junge Spieler erst ab der D-Jugend scouten. Davor macht es eigentlich keinen Sinn – aber an dieses ungeschriebene Gesetz halten sich nicht alle Vereine der Region. Wenn wir uns für einen Jugendlichen interessieren, wählen wir immer den Weg des Dialogs mit dem potentiell abgebenden Verein. Und wir holen einen Spieler auch nur, wenn er leistungstechnisch wirklich bei uns hineinpasst. Es geht nicht darum, andere Mannschaften zu schwächen. Ich will Talente fördern. Dabei soll es immer um das Talent des Einzelnen gehen. Wenn wir der Meinung sind, dass ein Spieler so gut ist, dass er sich bei einem noch größeren Verein wie Borussia Mönchengladbach oder dem MSV Duisburg besser weiterentwickeln kann, würden wir ihm einen Wechsel dorthin immer empfehlen.

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