Fußball Ex-Coach Voss enttäuscht und überrascht

Kleve · Fußball-Landesligist SV Viktoria Goch stellte vor wenigen Tagen Trainer Andreas Voss von seinen Aufgaben frei. Der Moerser, der erst zu Beginn der Saison seine Arbeit in Goch begonnen hatte, bezog Stellung und blickte auf seine Amtszeit bei den Schwarz-Roten zurück.

 Der Kader der Viktoria dünnt weiter aus: Alen Brajic (r.) wird bei seinem Ex-Verein GSV Moers bereits als Winterzugang gehandelt.

Der Kader der Viktoria dünnt weiter aus: Alen Brajic (r.) wird bei seinem Ex-Verein GSV Moers bereits als Winterzugang gehandelt.

Foto: Evers

In erster Linie personelle Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Hinrunde zogen, haben Fußball-Landesligist Viktoria Goch ans Tabellenende abstürzen lassen. Nach einer schwierigen Hinrunde und einer seit Ende September andauernden Durststrecke mit neun Spielen ohne Sieg griffen auch im beschaulichen Goch die Mechanismen des Fußballgeschäftes. Während der Weihnachtstage erwischte es Trainer Andreas Voss, der zum Saisonbeginn seine Arbeit auf "Hubert Houben" erst begonnen hatte.

Voss nahm die Entscheidung der Viktoria-Verantwortlichen mit Fassung auf, obgleich er sich enttäuscht und von der Entwicklung überrascht zeigt: "Das hat sich für mich nicht angedeutet. Zumal wir mit zwei Punkten Rückstand zum rettenden Ufer im Kampf gegen den Abstieg nicht aussichtslos in die Winterpause gegangen sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich mit den Jungs den Klassenerhalt erreicht hätte und wäre das auch gerne angegangen." Der Verein traute ihm das offensichtlich nicht zu. Zumindest stiegen Zweifel auf, die im Trainerwechsel zum Niederländer Wim Wouterse mündeten.

Als vielleicht zu groß erwies sich im Nachhinein der Aderlass mit dem Abgang von gleich fünf gestandenen Akteuren zum Lokalrivalen 1. FC Kleve. Im nochmals stark verjüngten Kader blieben die Neuzugänge bis auf den stets verlässlichen Keeper Raven Olschewski zumeist hinter den Erwartungen zurück. Insbesondere die Verpflichtung des torlosen Torjägers Kevin Bodden darf als Missverständnis verbucht werden. Wie nach dem letzten Spiel im vergangenen Jahr bekannt wurde, hat Bodden den Verein mittlerweile verlassen - aus beruflichen Gründen, wie es heißt. Mit ihm gingen Fatih Onur und Marcel Sura, der zukünftig für den A-Ligisten FC Alpen aufläuft. Auch Alen Brajic kehrt wie aus dortigen Vereinskreisen verlautet zum GSV Moers zurück, von wo ihn Ex-Coach Voss zu Beginn der Saison an Land gezogen hatte.

Die unterm Strich verkorkste Vorrunde lässt sich klar in drei Phasen unterteilen. Die nicht unerwartete Findungsphase zog sich noch durch die ersten drei Partien, die ohne eigenes Tor verloren gingen. Dann folgten sechs Partien ohne Niederlage, in denen das Improvisationstalent von Coach Andreas Voss fast überstrapaziert wurde. Ob nun Verletzungen, Sperren, berufliche oder private Verhinderungen der Grund waren, nie konnte Voss die gleiche Elf in der Folgewoche nochmals aufbieten. Stets mussten neue Lösungen gefunden, die den Gegnern bisweilen Schwachstellen im Defensivverbund offerierten.

Bei fehlenden Automatismen blieb auch die offensive Durchschlagskraft gerade im letzten Saisondrittel zu oft auf der Strecke. Der langzeitverletzte Sturmführer Jan-Luca Geurtz wurde schmerzlich vermisst. "Die Ausfälle waren die große Problematik der Hinrunde. Es gab viel zu wenige Möglichkeiten für mich als Trainer, mal mit dem Großteil des Kaders über einen längeren Zeitraum zu arbeiten und im Trainingsbetrieb die Grundlagen zu legen", erklärt Voss sein Dilemma.

Konnten die Defizite zunächst noch kaschiert werden, schlug in den letzten neun Partien der Substanzverlust durch. Das späte 1:2 in Odenkirchen nach früher Führung bedeutete den Bruch. Die nun folgende Abwärtsspirale nahm Fahrt auf und ließ sich am Ende nicht aufhalten. "Ich denke nach wie vor, dass der Kader ausgewogen besetzt ist und gerade in den jungen Spielern viel Potential steckt. Den großen Ausnahmekönner haben wir aber sicher nicht gehabt, weshalb es umso wichtiger war, über die Geschlossenheit zu kommen", führt Voss weiter aus.

Eben dies geriet, forciert durch die ständigen Personalrochaden, zu einem schwierigen Unterfangen. Spätestens in den letzten drei Partien vor der Winterpause gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf hatten sich die Gocher Verantwortlichen aber wohl die Rückkehr in die Erfolgsspur erhofft. Mit den zwei Punkten aus den Unentschieden in Straelen und gegen Repelen sowie der Heimniederlage gegen SV Hö./Nie. II verschärfte sich die sportliche Misere allerdings.

Voss glaubt dennoch an "seine Jungs" und drückt weiter die Daumen. "Ich hoffe, dass Goch auch in der nächsten Spielzeit in der Landesliga spielt, auch wenn das jetzt nicht mehr in meinen Händen liegt." Seine Entlassung verbucht er unter dem Aspekt Erfahrungen. Zur Rückrunde will er kein anderes Team übernehmen. Für 2017 oder vielleicht schon früher hat er den Erwerb des Fußballehrers geplant. Und sicherlich wird er das eine oder andere auch aus seiner kurzen Gocher Amtszeit mitnehmen.

(RP)
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