Fußball DJK lebt die Werte von Wilhelm Frede

Kleve · Rhenania Kleve nutzte den Rahmen des Vereinsturniers, um die überdachte Terrasse zu eröffnen und die Gedenkplatte Wilhelm Fredes zu installieren. DJK und Diakon Rübo wollen ihn ins Bewusstsein rücken.

 Diakon Michael Rübo segnete die Frede-Plakette. Der Palästinenser Malik und Rhenanias Jonas sprachen Gebete.

Diakon Michael Rübo segnete die Frede-Plakette. Der Palästinenser Malik und Rhenanias Jonas sprachen Gebete.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es ist ein bedeutungsvoller Zufall, von dem die Verantwortlichen der DJK Rhenania Kleve erst spät erfuhren. Seit einigen Monaten bereits plant das Vorstandsteam um Helmut Vehreschild und Stefan Ingensand an einer geeigneten Veranstaltung, um die neu überdachte Terrasse und die Gedenkplatte Wilhelm Fredes würdig in Szene zu setzen. „Die Terminsuche war durchaus herausfordernd. Wir haben uns letztendlich auf den Tag geeinigt, an dem die meisten von uns Zeit hatten“, sagt Ingensand, zweiter Vorsitzender des Vereins. Was er und seine Kollegen nicht wussten: Sie wählten für die Ehrung Wilhelm Fredes seinen Geburtstag aus. „Das ist ein bemerkenswerter Zufall, auf den uns erst ein erfahrenes Mitglied hingewiesen hat“, sagt Ingensand.

Wilhelm Frede ist eines der zahlreichen Klever Opfer des NS-Regimes. Der deutsche Diplomat wurde am 6. Oktober 1941 auf Druck der Machthaber aus dem Dienst entlassen. Nach Vernehmungen durch die Gestapo ordneten die Nationalsozialisten ob Fredes Weigerung, der NSDAP beizutreten, an, ihn ins Konzentrationslager Sachsenhausen zu verbringen. Sein christlicher Wertekompass verbat ihm das Engagement in der Partei Adolf Hitlers. Im KZ verstarb der Häftling mit der Nummer 41087 im März 1942. Fredes Mithäftling Gustav Thorum berichtete, dass Frede erfror, als er von Mitgliedern der SS an eine Wand gehängt und mit Wasser überschüttet wurde. In der amtlichen Mitteilung hieß es, er sei durch eine Herzschwäche wegen Lungenentzündung verstorben. „Wilhelm Frede muss zurück ins Bewusstsein der Klever Öffentlichkeit. Viele kennen seinen Namen, aber nicht seine Persönlichkeit“, sagt Diakon Michael Rübo, der zur Installierung der Gedenkplatte Fredes einen Gottesdienst durchführte. Begleitet wurde dieser vom stellvertretenden Bürgermeister Joachim Schmidt, CDU-Ratsherr Jörg Cosar und dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Daniel Rütter sowie dem Klever Regenbogenchor. Ein 17-jähriger Flüchtling aus Palästina sprach gar noch ein muslimisches Gebet und appellierte an den „interreligiösen Frieden“. „Das waren ganz besondere Momente, die Gänsehaut verursacht haben“, sagt Helmut Vehreschild als erster Vorsitzender.

Dass sich die DJK-Sportfamilie mit Wilhelm Frede verbunden fühlt, ist nicht neu. Schon seit vielen Jahren heißt der Sportplatz an der Tiergartenstraße „Wilhelm-Frede-Sportanlage“. „Über alle Details seiner Geschichte aber wissen wir noch nicht allzu lange Bescheid. Klar ist aber, dass die Werte, für die Wilhelm Frede eingestanden ist, in unserem Verein gelebt werden“, sagt Ingensand. Dem pflichtet auch Vehreschild bei: „In den vergangenen Jahren haben wir uns intensiv um die Integration von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund in unseren Verein gekümmert. Bei uns ist wirklich jeder herzlich willkommen. Dieser Geist, der im Verein gelebt wird, passt perfekt zu Wilhelm Frede.“ Dazu kommt: Frede war sportbegeistert, engagierte sich beim VfL Lohengrin und war eine der wichtigsten Antreiber der katholischen DJK-Sportbewegung.

Doch der Name Wilhelm Frede hat, so sagte es Rübo, in den vergangenen Jahren zu Unrecht auch einen „negativen Touch“ bekommen. Der Grund: Die neu gegründete Rinderner Gesamtschule im Gebäude der ehemaligen Wilhelm-Frede-Hauptschule, die 2016 ausgelaufen ist, wollte den Namen nicht übernehmen. „Ich habe damals ein Forum mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Ich bin mir sicher, dass, wenn die Kinder hätten entscheiden dürfen, die Schule heute „Wilhelm-Frede-Gesamtschule heißen würde“, sagt Rübo. Stattdessen aber entschieden die Eltern, auch die Politik habe nicht angemessen reagiert. Daher heißt die Schule nun „Am Forstgarten“. So obliegt das Gedenken an Frede als aufrechten Christen in Zeiten der Entmenschlichung nun vorrangig der Klever DJK-Sportfamilie.

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