Fußball Die schwarz-gelbe Familie vereint

Bedburg-Hau/Hasselt · Beim 30. Geburtstag des BVB-Fanclubs „Schwanenstadt“ kamen hunderte Anhänger zur Gratulation. Darunter auch die Vereinslegenden Sigfried Held und Teddy de Beer. Der Verein zählt 356 Mitglieder und engagiert sich sozial.

Der BVB-Fanclub bekam Besuch von Borussia Dortmund: Siggi Held und Wolfgang „Teddy“ de Beer (Bildmitte ohne Trikot). Rechts Fanclub-Vorsitzender Dieter Stumpe.

Der BVB-Fanclub bekam Besuch von Borussia Dortmund: Siggi Held und Wolfgang „Teddy“ de Beer (Bildmitte ohne Trikot). Rechts Fanclub-Vorsitzender Dieter Stumpe.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Was wäre der Fußballverein Borussia Dortmund ohne die gelbe Wand und seine hunderttausenden Fans? Dann wäre der Ruhrpott-Klub kaum denkbar, da sind sich Wolfgang „Teddy“ de Beer und Sigfried „Siggi“ Held einig. Das Duo gehört zu den größten Sportlern, die der Traditionsverein hervorgebracht hat. „Wir sind Borussen ein Leben lang“, sagten sie unisono, als sie am vergangenen Wochenende den 30. Geburtstag des BVB-Fanclubs „Schwanenstadt“ auf der Platzanlage der SGE Bedburg-Hau besuchten.

Und das ausgerechnet an dem Tag, als das Gerücht einer BVB-Rückkehr von Innenverteidiger Mats Hummels die Diskussionen in Fußballdeutschlang prägt. Auch die Fanbeauftragten de Beer und Held haben sich mit der Personalie beschäftigt. „Das wäre zweifelsfrei ein richtig guter Spieler“, sagt Held, der zwischen 1965 und 1979 für den BVB 229 Mal auflief – unterbrochen von sechs Jahren bei den Kickers Offenbach. Beer stimmt seinem Kollegen zu, rät aber zur Vorsicht: „Mal sehen, was an dem Gerücht wirklich dran ist. Jerome Boateng wurde vor einigen Wochen ja auch schon mit uns in Verbindung gebracht. Mittlerweile ist klar, dass das eine Ente war“, sagt de Beer. Er ist eine schwarz-gelbe Institution, seit 32 Jahren als Aktiver bei den Westfalen, zuletzt 17 Jahre als Torwarttrainer. Seit der Saison 2017/2018 blickt er von der Tribüne aus auf die Star-Elf. Das Wort der Legenden hat Gewicht, ihre Anwesenheit bringt die schwarz-gelbe Seele in Wallung. Daher wundert es nicht, dass Fanclub-Vorsitzender Dieter Stumpe das Duo zu seinen Gästen bei der Feier zum 30. Jubiläum gemacht hat. Mit Live-Musik, einer Hüpfburg für die Kleinsten und zahlreichen Autogrammen begangen die Anhänger der Borussia den Geburtstag.

„Wir haben allen Grund zum Feiern“, sagt Stumpe. Seine Fanschar hat in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 600 Fahrten zum Signal-Iduna-Park angetreten. „Das sind über 150 000 Kilometer im Bus zum Westfalenstadion und wieder zurück“, sagt Stumpe. Dazu kommen zahllose Wegstrecken zu den Auswärtsspielen der Borussia. Der bisherige Höhepunkt aber ereignete sich am 15. März 2014. Stumpe hatte jahrelang dafür gestritten, dass Fanvereinigungen für ihr langjähriges Engagement gebührend geehrt werden. „Und das geht bei Borussia Dortmund doch nur mit der Kulisse eines vollen Stadions“, sagt Stumpe.Was mittlerweile Usus ist, war damals noch ein Novum. Vor 80 000 Zuschauern und der Bundesligapartie zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach wurden Stumpe und Kollegen für ihre 25-jährige Treue ausgezeichnet. Ein folgerichtiger Meilenstein, könnte man als neutraler Beobachter behaupten.

Die Schwanenstädter Borussen, die ausdrücklich nicht als eingetragener Verein agieren möchten, haben in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen. Bis zum Ende der Nullerjahre zählte der Klub knapp 100 Mitglieder, dann aber folgten die Meisterjahre unter Trainer Jürgen Klopp.

„Wir sind so schnell gewachsen wie der ganze Verein“, sagt Stumpe, der früher als leidenschaftlicher Anhänger vom VfL Osnabrück an der „Bremer Brücke“ anfeuerte. Die Entwicklung aber stelle den Fanverein auch vor große Herausforderungen, denn Stumpe verfügt nicht über ein unendliches Kontingent an Eintrittskarten. Knapp 60 sind es pro Partie. „Meistens reicht diese Anzahl auch“, sagt Stumpe.

Doch es gibt Ausnahmen: Spielen die Schwarz-Gelben gegen den Lokalrivalen aus Schalke oder die Münchener Bayern, gibt es gleich hunderte Anfragen von Mitgliedern. „Dafür haben wir dann ein eingespieltes Vergabesystem. Bewerben kann sich jeder. Die Leute, die wirklich immer dabei sind, haben dann aber natürlich auch Vorrang“, sagt der Vorsitzende der Borussia-Getreuen.

Dass der Schwanenstadt-Fanclub auch für den Verein eine hohe Bedeutung hat, daran hegt Petra Stüker keinerlei Zweifel. „Fans haben bei uns ohnehin einen großen Stellenwert. Zudem gehört der Schwanenstadt-Fanclub zu den ältesten der BVB-Familie. Auch das Maß, in dem sich Dieter Stumpe und seine Kollegen sozial engagieren, ist bemerkenswert“, sagt Stüker. Seit Jahren nämlich fahren Menschen aus sozialen Einrichtungen im Klever BVB-Bus mit. Sie muss es wissen: Immerhin ist Stüker dienstälteste Fanbeauftragte der Borussia.

„Die Fankultur ist für Borussia Dortmund außerordentlich wichtig. Auch, als es um den Verein nicht rosig aussah, haben sie zum Verein gestanden. Und das Westfalenstadion ist das stimmungsvollste in ganz Europa. Da bekommen andere Vereine schonmal Minderwertigkeitsprobleme“, sagt Held.

Stumpe aber weiß um die Probleme, die mit der Kommerzialisierung des Sports auch auf den BVB zukommen. „Die Anhänger dürfen nicht zu einem Mosaiksteinchen der Unterhaltungsindustrie werden“, erklärt er.

Noch aber sei das BVB-Stadion ein Kleinod für Fußballliebhaber. „Wenn ich das Strahlen der Menschen im Stadion beobachte, weiß ich, wie einzigartig dieser Klub ist.“ Und so wird er auch in der kommenden Saison alle 34 Partien von Marco Reus, Mario Götze und womöglich bald Mats Hummels beobachten.

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