Fußball Die frohe Botschaft im Regen von Baumberg

Kleve · Der SV Hönnepel/Niedermörmter kam in Baumberg nach einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang zu einem 1:1 (0:1).

 Hö./Nie.-Mittelfeldspieler Thomas Brouwers (r.) attackiert Baumbergs Kapitän Hayreddin Maslar.

Hö./Nie.-Mittelfeldspieler Thomas Brouwers (r.) attackiert Baumbergs Kapitän Hayreddin Maslar.

Foto: Matzerath

Breite Gischtfontänen zogen die Fahrzeuge auf der Autobahn hinter sich her. Je näher man dem MEGA-Stadion in Baumberg kam, desto dunkler schoben sich die Wolken zusammen.

Es war kein wirklich gemütlicher Nachmittag — da draußen zwischen Düsseldorf und Leverkusen. Ein nasskalter, unfreundlicher, trister Dezembertag, der Schiedsrichterin Isabelle Herrmann bereits Mitte der ersten Halbzeit dazu veranlasste, das Flutlicht anschalten zu lassen.

Gerade einmal 100 zahlende Zuschauer wollten Augenzeuge dieser Oberligapartie sein, in der auf Baumberger Seite Trainer David Moreno seinen Einstand gab. Wie neu diese Personalie war, zeigte eine nette Begebenheit beim ersten Spielerwechsel der Baumberger. Moreno vermutete den infrage kommenden Akteur in der Gruppe, die sich hinter dem Kasten von Gästekeeper Jan Terhorst warm machte, und rief entsprechend lautstark mehrmals in diese Richtung — bis ihn schließlich ein Betreuer am Ärmel zupfte und auf die andere Seite des Platzes zeigte: "Da sind unsere Leute."

Im ersten Durchgang wird Trainer Moreno mit dem Spiel seiner Mannschaft sehr zufrieden gewesen sein. Aus einer hoch stehenden Viererkette entwickelten sie ihr Spiel, das von einer klaren Struktur geprägt war. Dreh- und Angelpunkt im Baumberger Mittelfeld war Kapitän Hayreddin Maslar, der nahezu fehlerfrei den Takt des Spiels seiner Mannschaft bestimmte.

Er war es auch, der in der 30. Spielminute den aufgrund der Baumberger Überlegenheit längst überfälligen Führungstreffer erzielte. An der Mittellinie behauptete er sich — vielleicht etwas zu robust — gegen Gordon Weniger, der verletzt liegenblieb, und spielte den Ball wunderbar in die Schnittstelle der gelb-schwarzen Abwehr auf Louis Klotz. Der Baumberger Angreifer lief von der linken Seite in den Strafraum und schob den Ball an Terhorst vorbei flach in die Maschen.

Der SV Hönnepel/Niedermörmter fand bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht in die Zweikämpfe, wodurch er es den Gastgebern zu einfach machte, ihre Linie durchzuziehen. Das Auftreten der Gelb-Schwarzen passte vielleicht noch zu ihrem schlechten Tabellenplatz, aber nicht zu dem Vorhaben, das Hö./Nie.-Trainer Georg Mewes später erklärte: "Wir sind hierher gefahren, um zu gewinnen."

Mit welchen Mitteln das erreichbar gewesen wäre, zeigte die Mewes-Truppe nach der Pause. Jetzt nahmen die Gelb-Schwarzen die Zweikämpfe richtig an, setzten die gegnerische Mannschaft bereits beim Spielaufbau unter Druck mit der zwangsläufigen Konsequenz, dass sich auf Baumberger Seite die Fehler häuften.

Der gute Eindruck, den die Sportfreunde im ersten Druckgang noch vermittelten, relativierte sich dann schnell. Und dennoch wurde es für Hö./Nie. zu einer Mammutaufgabe, die blaue Abwehrwand der Baumberger zu knacken. Viel zu selten verzichtete man dabei auf die lang, hoch und viel zu häufig planlos nach vorne geschlagenen Bälle und besann sich seiner vorhandenen spielerischen Mitteln. Heraus kam größtenteils "Stückwerk", wie Mewes sagte.

Dass es auch anders geht, sah man nach etwa einer Stunde. "Schorsch" Mewes, der häufig mit rudernden Armbewegungen dem Spiel seiner Mannschaft von Außen die richtige, offensivere Ausrichtung zu geben versuchte, hatte gerade erst Mike Terfloth für David Fojcik auf den künstlichen Rasenteppich geschickt, als dieser auf der rechten Seite Fahrt aufnahm, seinen Gegenspieler abschüttelte und eine wunderbare Flanke vor das Tor schickte.

Die Hereingabe tropfte auf den Schädel von Daniel Beine, der die ihm zugestandene Freiheit nutzte, um den Ball zum Ausgleich neben dem linken Torpfosten einzunetzen.

Der SV Hö./Nie. war damit wieder im Spiel, begegnete von da an den vier Punkte vor ihm stehenden Baumbergern auf Augenhöhe. Die Zweikämpfe wurden packender, spielerisch allerdings verflachte die Partie — und echte Torgefahr entstand auf beiden Seiten auch keine mehr. "Keine Linie, nur noch Ballerei", lautete der dazu passende Kommentar eines Zuschauers. Und weil in keiner Mannschaft ein Spieler stand, der die Begegnung mit einer spektakulären Einzelaktion hätte entscheiden können, hatte das Unentschieden auch nach 90+1-Minute Bestand.

Mewes gab sich nach Spielschluss sehr redselig. "Angst frisst Seele auf", unter diese Überschrift wollte er das Auftreten seiner Mannschaft im ersten Durchgang gestellt wissen. "Nach der Pause war das eine ganz andere Mannschaft", fand der Coach der Gelb-Schwarzen, der sich über den schön herausgespielten Ausgleichstreffer auch im Nachhinein noch sichtlich freuen konnte.

Anschließend verteilte er Streicheleinheiten an seine Spieler. "Alle, die auf dem Platz standen, haben das vernünftig gemacht", sagte der 63-Jährige, wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes offenbar besonders milde gestimmt. Wichtig sei für ihn, dass durch das Unentschieden der Abstand zu den Baumbergern gleich geblieben ist. "In der Rückrunde wird dann genügend Zeit sein, um die Abstiegsplätze zu verlassen."

Mewes' letzte Äußerung im Regen von Baumberg klang fast schon wie eine frohe Botschaft.

(RP)
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