Handball Der Uedemer TuS ist die Ausnahme von der Regel

Uedem · In der Handball-Abteilung des UTuS sind mehr als 100 Kinder und Jugendliche aktiv. Beim Training wird besonderes Augenmerk auf den Teamgeist und die taktische Schulung gelegt – mit der Hilfe tierischer Namen.

 Sechs Nachwuchs-Mannschaften üben beim Uedemer TuS auch den richtigen Torwurf.

Sechs Nachwuchs-Mannschaften üben beim Uedemer TuS auch den richtigen Torwurf.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ruft Dominik Gehrke seinen Schützlingen „Adler“ zu, wissen sie genau, was zu tun ist. Der „Adler“ ist ein einstudierter Handball-Spielzug. Die Verteidigung soll mit einem schnellen Positionswechsel und einer geschickten Körpertäuschung zweier Angreifer überlistet werden. Bis zum Abschluss dürfen nur wenige Sekunden vergehen. „Das beherrschen die Kinder aus dem Effeff“, sagt Gehrke. Der 38-Jährige ist Übungsleiter der Handball-Abteilung des Uedemer Turn- und Schwimmvereins. Dienstagabends betreut er mit Co-Trainer Steffen Nemitz und Torwart-Trainer Ben Steffen die D-Jugendlichen in der Turnhalle an der Meursfeldstraße. Und tatsächlich: Die Nachwuchs-Handballer beherrschen den „Adler“. Im Training führt die Vorgabe fast immer zum Erfolg, geschickt setzen die Kinder die Anweisungen um.

„So etwas geht nicht von heute auf morgen. Beim ersten Mal kapieren die Kinder die Spielzüge selten. Das dauert bis zu fünf Wochen. Und auch nur, wenn man sie wirklich immer wieder übt. Aber diese Spielzüge sind ein wichtiges Element unseres Trainings“, sagt Gehrke. Aktuell feile man an der Angriffsvariante mit dem Namen Lama. Für die Tiernamen habe man sich entschieden, damit die Spielzüge einprägsamer sind. Mit diesen könne man die gegnerischen Teams in der Kreisliga überraschen. „Manchmal ist das Training sehr anstrengend, gerade vom Kopf her. Aber es lohnt sich“, sagt der elfjährige Außenspieler Mael Paul aus Sonsbeck. Es gelingt den Trainern, die Kinder durchgängig in Bewegung zu halten. Immer wieder werden neue Hütchen und Hürden aufgebaut, das Übungsschema wird angepasst. „Der Teamgedanke steht im Vordergrund. Der eine muss sich auf den anderen verlassen können. Das versuchen wir zu vermitteln“, so Gehrke.

Dem Uedemer TuS ist in den vergangenen Jahren ein Erfolg gelungen, der den Handball-Vereinen im Nordkreis Kleve verwehrt blieb: kontinuierliches Mitgliederwachstum. Aktuell seien neun Mannschaften im Spielbetrieb. Zwei Frauen-, ein Herren- und sechs Jugend-Teams. Die erste Frauen-Mannschaft läuft in der Landesliga auf. Insgesamt sind mehr als 100 Kinder und Jugendliche Mitglied der Abteilung. „Wir sind in den vergangenen Jahren zur ersten Adresse in der Umgebung geworden. Bei unseren wichtigen Spielen ist die Halle voll“, sagt Abteilungsleiter Erik Ullenboom.

Allzu groß ist die Konkurrenz in der Region jedoch nicht. „Im Schatten des großen Fußballs ist es heute sicher schwierig. Die öffentliche Aufmerksamkeit fokussiert sich stark darauf“, sagt Ullenboom. Aus diesem Schatten trete man nur während der großen Turniere wie der Welt- oder Europameisterschaft heraus. Wenn Andreas Wolff, Uwe Gensheimer, Patrick Wiencek und Kollegen für Furore sorgen, spiegele sich das auch in den Mitgliederzahlen des UTuS wider – wenngleich mit Verzug. „Solche Trends kommen auch bei uns an. Manchmal dauert es allerdings bis zu fünf Jahre, bis das kleine Uedem profitiert“, sagt Ullenboom. So entstünden immer wieder Lücken beim Übergang vom Jugend- in den Seniorenbereich. Bei den Frauen fehle es aktuell etwa an Nachwuchs. Bis dieser auf hohem Niveau mitspielen könne, dauere es noch. „Aber da wachsen wieder einige Talente heran, die Zukunft ist gesichert“, sagt Familienvater Gehrke.

Ein Grund dafür, dass es dem Handball in der Region nicht gut gehe, sind für ihn fehlende Hallenkapazitäten. Das sei auch in Uedem nicht anders. So komme es vor, dass parallel die D-, E- und F-Jugend trainieren müsse. „Dann wird es ganz schön eng, da braucht es gute Absprachen“, sagt Gehrke. Zudem seien die Fußballer der Handball-Abteilung zunehmend ein Dorn im Auge. So würden sie übers ganze Jahr hinweg Zeiten belegen, sich jedoch nur selten an der Meursfelds­traße blicken lassen. „Wir nehmen jede Hallenzeit, die wir kriegen können“, sagt Ullenboom.

Für die Jugendlichen des Uedemer TuS sei der vergangene Monat ein besonderer gewesen. Immer wieder habe man während der Handball-Europameisterschaft gemeinsam vor dem Fernseher gesessen. „Da schaut man so viel wie möglich. Es war natürlich bitter, wie früh wir Deutschen ausgeschieden sind. Doch wir sind verdient rausgeflogen, wir haben nicht gut gespielt“, sagt der zwölfjährige Benedikt Heutgens. Der Uedemer spielt nicht nur Handball, sondern auch Fußball. Dennoch weiß er, weshalb Handball seine größte Leidenschaft ist: „Beim Handball ist es noch wichtiger, dass man im Team spielt. Einer alleine wird nie gewinnen.“

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