Leichtathletik-Nachwuchshoffnung von Viktoria Goch Jule Gipmanns WM-Traum droht zu platzen

Goch · Die 18-jährige Diskuswerferin von Viktoria Goch hatte die U20-Weltmeisterschaft in Kenia fest im Blick. Das Coronavirus aber bringt ihre Ambitionen ins Wanken. Auch der Weg zum Abitur ist derzeit noch etwas unklar.

 Jule Gipmann mit ihrer Silbermedaille, die sie im Februar bei den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften in der Altersklasse U20 gewann.

Jule Gipmann mit ihrer Silbermedaille, die sie im Februar bei den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften in der Altersklasse U20 gewann.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Das Jahr 2020 sollte für die Nachwuchs-Diskuswerferin Jule Gipmann ein ganz besonderes werden. Es sollte das Jahr ihrer ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft werden. „Das ist schon seit vielen Jahren mein großer Traum“, sagt Gipmann, die für die Leichtathletik-Abteilung von Viktoria Goch startet. Vom 7. bis 12. Juli sollte der Wettbewerb in Nairobi in Kenia stattfinden. Doch das Coronavirus macht den Athleten einen Strich durch die Rechnung. Vor wenigen Tagen gab der Weltverband World Athletics bekannt, dass die WM ausfällt. Nach einem Ersatztermin werde noch gesucht.

„Aktuell fallen ja alle Sportveranstaltungen aus, da war diese Absage nun nicht allzu überraschend“, sagt Gipmann. Dabei war die Diskuswerferin auf einem guten Weg zum WM-Ticket. Durch den Gewinn der Silbermedaille bei der Deutschen Winterwurf-Meisterschaft der Altersklasse U 20 im Februar wurde der Deutsche Leichtathletik-Verband auf das Nachwuchstalent aufmerksam. Um das WM-Ticket tatsächlich zu lösen, müsste sie ihre bisherige Bestleistung von 48,36 Metern übertreffen. 50,50 Meter ist die Zielmarke. „Ich wäre sehr optimistisch, das schaffen zu können. Ich war schon sehr früh im Jahr in guter Form“, sagt die 18-Jährige. Die Entscheidung, ob es mit der WM-Teilnahme klappt, hätte am 21./22. Juni bei der Junioren-Gala des DLV in Mannheim fallen sollen, zu der Gipmann eingeladen war. Doch auch dieser Qualifikations-Wettbewerb fällt nun aus.

Die doppelte Absage könnte für die Gocherin besonders bitter werden. Dann nämlich, wenn die Weltmeisterschaft nicht mehr in diesem Jahr nachgeholt, sondern etwa auf 2021 verschoben würde. Doch genau das gilt als nicht unwahrscheinlich. Am 3. Dezember wird Gipmann 19 Jahre alt. Die Folge: Im kommenden Jahr würde sie den Statuten nach nicht mehr zur Altersklasse U20 gehören, sondern als Seniorin starten. „Ich habe auf diesen Traum lange hingearbeitet. Es wäre unglaublich bitter, wenn dieser jetzt an Corona scheitern würde“, sagt Gipmann.

So hofft sie nun, dass die WM entweder noch in diesem Jahr nachgeholt wird, oder die Teilnahmebedingungen so angepasst werden, dass sie auch im nächsten Jahr noch als U20-Athletin an den Start gehen kann. „Aktuell ist ja noch ganz viel offen. Mal schauen, wie es weitergeht“, sagt sie.

Auch Gipmanns Weg zum Abitur verläuft nun völlig anders als erwartet. Seit zwei Wochen lernt sie von Zuhause aus, Online-Unterricht bestimmt ihren Tagesrhythmus. Die Lehrer schicken die Aufgaben per E-Mail. Allerdings ist noch offen, wie die zentralen Abschlussprüfungen in diesem Jahr über die Bühne gehen. „Daran hat vor einigen Monaten auch noch keiner gedacht. Wir wussten alle am letzten Schultag nicht, dass es unser letzter sein würde“, sagt Gipmann. So fiel auch die obligatorische Mottowoche aus. Zum Hintergrund: In der letzten Schulwoche verkleiden sich die angehenden Abiturienten traditionell jeden Tag anders. „Es weiß auch noch keiner, ob die Feierlichkeiten wie der Abiball überhaupt stattfinden können“, sagt Gipmann.

Doch die Gocherin weiß den Corona-Turbulenzen auch Positives abzugewinnen. „So viel Zeit habe ich fürs Training eigentlich noch nie gehabt“, sagt Gipmann. Mit ihrem Trainer Alexander Borgers kann sie aktuell allerdings nicht üben. Stattdessen brauche es eine Menge Selbstdisziplin. Mit Borgers stünde sie dennoch in regelmäßigem Kontakt, er gibt Übungen vor. Gipmann fokussiert sich dieser Tage aufs Krafttraining, zudem nutze sie eine Wiese in der Nachbarschaft: „Da habe ich genügend Platz, Diskus zu werfen.“ So sei es ihr gelungen, fit zu bleiben. Das sei für eine ambitionierte Sportlerin wie sie wichtig. Und zwar unabhängig davon, ob es mit dem Traum der Weltmeisterschaft klappt.

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