Buchvorstellung Auf den Spuren des Tor-Propheten

Kleve · Egon Boesten hat „mijn voetbal“ von Johan Cruyff übersetzt. In Kleve stellte der langjährige Sportreporter sein Werk vor. Inspiriert wurde Boesten von den Vorstellungen Ajax Amsterdams auf der internationalen Fußball-Bühne.

 Der Klever Egon Boesten stellte im Rilano-Hotel seine Übersetzung des Buchs "Johan Cruyff - der Prophet des Tores" vor.

Der Klever Egon Boesten stellte im Rilano-Hotel seine Übersetzung des Buchs "Johan Cruyff - der Prophet des Tores" vor.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wer die niederländische Fußballlegende Johan Cruyff als Prophet des Tores adelt, der würde Egon Boesten als einen seiner Jünger bezeichnen. „Ich bin von dem Blick Johan Cruyffs auf den Fußball nach wie vor hellauf fasziniert“, sagt er. Und das, obwohl der Vize-Weltmeister von 1974 seit drei Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt. Nun erwies der in Kleve geborene Boesten Cruyff eine ganz besondere Ehre und übersetzte sein Vermächtnis „mijn voetbal“ ins Deutsche: „Johan Cruyff – der Prophet des Tores“. Zum Hintergrund Boestens: Jahrzehntelang war er als Sportjournalist auf den Fußballfeldern Europas unterwegs. Er schrieb unter anderem für die Rheinische Post, Die WELT, die Stuttgarter Nachrichten und den Tagesspiegel. Zudem führte er jahrelang den Lokalsport der Elmshorner Nachrichten.

Dass der 65-Jährige für die Vorstellung seiner Lektüre das Rilano-Hotel in der Schwanenstadt auswählte, sei kein Zufall. Egon Boesten, der die Realschule Kleve in den 1960er-Jahren besuchte und im Anschluss am städtischen Gymnasium in Emmerich sein Abitur machte, pflegt weiterhin einen großen Freundeskreis Sportbegeisterter in der Region. „Viele bekannte Gesichter sehe ich hier“, sagt er, als er den Präsentationsraum betritt. Dazu kommt: Am unteren Niederrhein sei die Denkschule Johan Cruyffs ob der Grenznähe alles andere als fern. Die Ausgangsfrage der Lektüre Boestens ist: Was hat die originäre DNA des Fußballs von Ajax Amsterdam mit der vom FC Barcelona gemeinsam? Diesem Vergleich geht das Werk auf 220 Seiten und dreißig klar strukturierten Kapiteln nach.

„Im vergangenen Jahr hat Ajax auf der europäischen Fußballbühne, der Champions League, für Furore gesorgt und ein bemerkenswert komplettes Spiel auf den Platz gebracht“, sagt er. Boestens These lautet: Die Mannschaft um die Protagonisten Frenkie de Jong, Donny van de Beek und Hakim Ziyech habe Überfallfußball á la Johan Cruyff gespielt und damit den Durchmarsch bis ins Halbfinale der Champions-League vollbracht. „Eines der wichtigsten Elemente dieses Spiels ist es, dass jeder Akteur durchgängig in Bewegung sein muss“, sagt Boesten. Mit Videomaterial der Ajax-Begegnungen beweist er diesen Grundsatz: In den Partien gegen die Fußballgroßmächte Real Madrid, Bayern München oder Tottenham Hotspurs schwirrten die Ajax-Kicker immer wieder hektisch aus, das chaotisch anmutende Pressing aber zeigte Wirkung. Immer wieder gerät der Gegner unter Druck, leichtfertige Ballverluste sind die Folge. Mit blitzschnellem Kombinationsspiel wird der Ball dann zum gegnerischen Strafraum befördert.

„Nach den 70er- und 80er-Jahren mit dem Ajax von Johan Cruyff sowie nach den 90er-Jahren mit dem Ajax von Louis van Gaal und dem Barcelona von Cruyff, spielen die de Jongs, de Ligts, Tadic‘ und Kollegen heute die Sterne vom Himmel“, schwärmt Egon Boesten, der seit einigen Jahren eine Privatschule im schleswig-holsteinischen Elsmhorn führt. „Ich bin davon überzeugt, dass Jugendtrainer diese Lektüre unbedingt in die Hand bekommen müssen. Schließlich ist es ihre Aufgabe, Jugendliche zu verbessern und auch über die Pubertät hinaus Spaß am Sport zu vermitteln“, erklärt Boesten weiter. Dazu eigne sich die DNA des Cruyff´schen Fußball ausgezeichnet.

Der im Alter von 68 Jahren verstorbene Niederländer sei davon überzeugt gewesen, dass Fußball ein einfacher Sport sei. Zudem rät Cruyff den Lesern seines Buches: Übung macht den Meister: „Um einen Ball einmal richtig zu treffen, muss man ihn hundert Mal richtig getroffen haben.“ Weitere Lektionen von „König Johan“ seien Boesten zu Folge längst im modernen Fußball angekommen. So muss der Schlussmann heutzutage mitspielen können, im besten Fall gar beidfüßig. Auch die 4-3-3-Formation erlebte in den vergangenen Jahren eine Renaissance. „Am Herzen liegt mir vor allem die Aussage: Schöner und erfolgreicher Fußball kann erfolgreich sein“, sagt Boesten. Egon Boestens Werk im Überblick

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