Umut Akpinar „Es war wieder ein großer Schritt nach vorne“

Interview | Kleve · Der Trainer des Fußball-Oberligisten 1. FC Kleve blickt auf die Saison 2021/2022 zurück. Außerdem verrät er, mit welchen Herausforderungen er in der kommenden Spielzeit rechnet.

 Umut Akpinar blickt zufrieden auf die vergangene Spielzeit in der Oberliga zurück. Allerdings weiß er, dass die nächste Saison noch einmal schwerer werden wird.

Umut Akpinar blickt zufrieden auf die vergangene Spielzeit in der Oberliga zurück. Allerdings weiß er, dass die nächste Saison noch einmal schwerer werden wird.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Fußball-Oberligist 1. FC Kleve hat eine kräftezehrende Saison hinter sich gebracht. Die Mannschaft schloss die Spielzeit auf Tabellenplatz sieben der Aufstiegsrunde ab – ein starkes Resultat. Verantwortlich für den Erfolg am Bresserberg ist Umut Akpinar, seit 2017 Trainer beim 1. FC Kleve. Er spricht im Interview über die Entwicklung seines Teams, die Kaderplanung und das personelle Verstärken der Konkurrenz.

Herr Akpinar, wie zufrieden sind Sie mit dem Saisonverlauf?

Umut Akpinar Wir sind mit dem Saisonverlauf sehr zufrieden. In der vergangenen Saison waren wir zum Zeitpunkt des Abbruchs Fünfter, nun nach einer ganzen Spielzeit Siebter. Das ist wieder ein großer Schritt nach vorne. Wir sind stark in die Saison gestartet, zum Auftakt haben wir sehr überzeugend, offensiv und dominant agiert, obwohl wir damals auf mehrere gestandene Spieler verzichten mussten. Dieser Lauf setzte sich nach der Winterpause fort. Dann hatten wir eine kleine Corona-Welle und später auch eine Ergebniskrise, in der wir teils immer noch sehr dominant waren, die Punkte aber nicht geholt haben. Schlussendlich haben wir uns dann aber mit zwei tollen Heimerfolgen wieder stark gefangen.

Der Tabellenplatz sieben entspricht den Klever Ansprüchen?

Akpinar Nun, das ist schwer zu sagen. In der Winterpause standen wir auf Tabellenplatz vier. Allerdings war klar, dass der 1. FC Bocholt und die Sport- und Spielvereinigung Velbert den Aufstieg unter sich ausmachen würden. Und nach einer überragenden Saison steht der VfB Hilden zu Recht an zweiter Stelle. Hätten die Sportfreunde Baumberg nicht einen so schlechten Start hingelegt, hätten sie im Aufstiegsrennen sogar auch noch mitmischen können. Hinter diesen vier Teams wird es in der Tabelle bereits sehr eng. Wenn wir etwa gegen Germania Ratingen Unentschieden gespielt hätten, stünden wir vor ihnen in der Tabelle. Daher können wir den siebten Tabellenplatz gut einschätzen. Es ist die beste Platzierung seit dem Oberliga-Aufstieg 2018. Das ist das Ergebnis der kontinuierlichen Weiterentwicklung unserer Mannschaft und unseres Spiels.

In den vergangenen Wochen ließ Ihr Team wohl vor allem auch deshalb Punkte liegen, weil die personelle Lage bisweilen dramatisch war. Fehlt es an der Breite im Kader?

Akpinar Wir haben zwischenzeitlich sechs Spieler an die zweite Mannschaft in der Bezirksliga abgestellt. Das führte dazu, dass wir im Saisonfinale teilweise nur sieben oder acht Spieler beim Training hatten. Das reicht aber nicht, um den Trainingsfluss aufrechtzuerhalten und sich Ziel gerichtet auf das nächste Spiel vorzubereiten. An den Spieltagen hatten wir bisweilen nur elf oder zwölf Feldspieler zur Verfügung, sodass man kaum Alternativen hatte, um zu reagieren. Spieler wie Pascal Hühner oder Luca Thuyl, die aus einer längeren Verletzungspause kamen und keine Wintervorbereitung mitgemacht hatten, konnten wir keine Erholungspausen gönnen. Sie mussten durchspielen. Und das hat dann Folgen.

Teilweise wurden die Ausfälle allerdings von Nachwuchsspielern genutzt, die unter Beweis stellten, in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse mitspielen zu können.

Akpinar In der Tat haben sich Jungs wie Calvin Top, Frederik Meurs und Christian Emmers sehr nah an die erste Elf herangespielt. Es ist unsere Philosophie, viele Jugendspieler bei den Senioren zu integrieren. Und das gelingt uns in den vergangenen Jahren sehr gut. Wir entwickeln uns immer weiter, das gilt auch für die Nachwuchsspieler. Das zeigt nun wieder der 18-jährige Diwan Duyar, der mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat.

Der Kader bleibt in der nächsten Saison weitgehend erhalten. Auf welchen Positionen muss in diesem Sommer noch Verstärkung her?

Akpinar Mit Maxwell Bimpeh und Kisolo Deo Biskup verlassen uns zwei Verteidiger. Im Gegenzug haben wir Folarin Williams verpflichtet, den wir bereits sehr lange beobachten. Aktuell besteht unser Kader aus 18 Feldspielern. Dennoch wollen wir für das offensive Mittelfeld und den Sturm noch jeweils einen Spieler verpflichten. Diesbezüglich befinde ich mich im engen Austausch mit Kaderplaner Hans Noy. Klar ist, dass wir die Mannschaft seit dem Oberliga-Aufstieg nie groß verändert haben. Es gab immer nur punktuelle Ergänzungen. Wir wollen Talenten nämlich weiter die Chance geben, wenngleich es auch erfahrene Spieler braucht, die durch ihre Qualität sofort eine Verstärkung darstellen. Das waren zuletzt Kisolo Deo Biskup oder Danny Rankl.

Der Transfermarkt ist für den 1. FC Kleve nicht leicht. Immerhin gibt es in der Oberliga weitaus finanzstärkere Klubs. Ist da eine Menge Geduld gefragt?

Akpinar In der Tat gibt es Vereine mit ganz anderen Möglichkeiten. Doch wir stehen nicht unter Druck. Die Spieler, die wir verpflichten wollen, müssen den Verein und unser Projekt spannend finden.

Wird die Liga im kommenden Jahr noch einmal stärker?

Akpinar Davon gehe ich aus. Die SSVg. Velbert rüstet nach dem verpassten Aufstieg nochmal richtig auf. Der TVD Velbert sowie Germania Ratingen haben auch schon Neuzugänge geholt, die ganz klar für die Spitze gedacht sind. Bei der Spielvereinigung Schonnebeck sieht es nicht viel anders aus. Hinzu kommt, dass mit dem KFC Uerdingen und dem VfB Homberg zwei richtige Kracher in die Liga kommen. Und die drei Aufsteiger, darunter die Sportfreunde Hamborn, bringen ebenfalls reichlich Qualität mit. Da wartet eine spannende Saison auf uns.

Der 1. FC Bocholt ist in die Regionalliga aufgestiegen. Wie sehr werden Sie die Derbys vermissen?

Akpinar Diese Spiele werden wir vermissen, die Brisanz der Duelle ist schon immer ganz besonders. Es ist schade, dass wir 2022/2023 nicht mehr auf die Bocholter treffen.

Für den Neubau des Vereinshauses sowie die Instandsetzung der Tribüne wird es nun endlich konkret. Wie sehr freuen Sie sich auf diese Modernisierungen?

Akpinar Ich bin sehr froh, dass es nun soweit ist. Unser Stadion ist ein Schmuckkästchen, jedoch hinken wir mit dem Drumherum teilweise etwas hinterher. Das wird in den Kabinen ganz deutlich, sie sind in die Jahre gekommen. Und die Tribüne ist ein Rohbau. Dieser Zustand war schon immer unschön. Wir freuen uns, wenn die Arbeiten fertig sind.

Neben den Senioren betreuen Sie auch die U12-Junioren beim 1. FC Kleve. Wie froh sind Sie, dass die Saison nun ein Ende gefunden hat?

Akpinar Natürlich ist man froh, die Akkus nun wieder aufladen zu können. Es war schön, mal die Erfahrung mit einer Quali- und Aufstiegsrunde gemacht zu haben. Doch es war natürlich auch sehr anstrengend. Ich muss meinen Spielern ein Kompliment machen, dass sie bis zuletzt alles abgerufen haben – und das trotz der schwierigen Personalsituation. Die Jungs waren immer voll dabei. Das beweist den sauberen Charakter und den Spirit unseres Teams. Für die Fans gilt das auch. Sie haben uns Woche für Woche unterstützt, zu Hause genauso wie auswärts. So eine Fanszene hat kaum ein Oberliga-Klub.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort