Ende gut, alles gut Die Bilanz des Oberligisten 1. FC Kleve

Kleve · Mit Platz 15 hat der Fusionsklub den Klassenerhalt geschafft. Welche Gewinner und Verlierer brachte die Saison hervor? Und wie steht es nach 40 Partien um die mannschaftliche Geschlossenheit? Ein Fazit vor der Sommerpause.

Der Gewinner der Saison: Niklas Klein-Wiele (rotes Trikot) hat erneut gezeigt, dass er für den 1. FC Kleve nahezu unersetzlich ist.

Der Gewinner der Saison: Niklas Klein-Wiele (rotes Trikot) hat erneut gezeigt, dass er für den 1. FC Kleve nahezu unersetzlich ist.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es war ein kräftezehrender Weg dorthin, doch der Fußball-Oberligist 1. FC Kleve hat den Klassenerhalt als Tabellenfünfzehnter perfekt gemacht. Nun befindet sich das Team von Trainer Umut Akpinar bis Anfang Juli in der Sommerpause. Zeit für eine Bilanz.

Wie verlief die Hinrunde? Mit ihr konnte der 1. FC Kleve nicht zufrieden sein. Der Saisonstart war schlecht, in der Folge war Inkonstanz die einzige Konstante. Auf überzeugende Siege folgte immer wieder ein Rückschlag. Bisweilen gelang es dem Team auch nicht, die Basistugenden auf den Platz zu bringen. Wenig Kampf, kaum Esprit – es machte sich Enttäuschung breit. In der Hinrundentabelle standen die Rot-Blauen daher auch bloß auf Tabellenplatz 14, mit einem Punkt Vorsprung vor der Abstiegszone. Es gab durchaus Zukunftssorgen. Der 3:2-Erfolg beim KFC Uerdingen war ein Ausreißer nach oben, die 0:7-Pleite gegen den VfB Hilden der bittere Tiefpunkt.

Wie blickt man auf die Rückrunde zurück? In der zweiten Saisonhälfte lief es deutlich besser für den 1. FC Kleve. Die Leistungskurve zeigte nach oben. Und ganz wichtig: Gegen direkte Konkurrenten aus dem Tabellenkeller wie dem Cronenberger SC, dem SC Union Nettetal oder dem SC St. Tönis setzten sich die Rot-Blauen durch. Die Mannschaft trat wieder als Einheit auf, die Kicker von Coach Akpinar kämpften passioniert um jeden Meter und Ball. Dann können es die Klever unverändert jedem Gegner schwermachen. So verdiente man sich schlussendlich den Klassenerhalt. Das 0:1 gegen den FSV Duisburg oder die 0:4-Pleite gegen den VfB Homberg waren Negativhöhepunkte. Im Saisonfinale ging den Rot-Blauen ein wenig die Puste aus, doch die Abstiegszone blieb auf Distanz.

Wie steht es um die mannschaftliche Geschlossenheit? Sie war auch in dieser Saison wieder Trumpf. Zu selten in der Hinrunde, dafür umso deutlicher in der Rückrunde. Die Achse um Spieler wie Fabio Forster, Niklas Klein-Wiele, Nedzad Dragovic, Tim Haal, Mike Terfloth, Pascal Hühner oder Ahmet Taner, die seit Jahren steht, gibt dem Team Halt. In der Winterpause wurden offenkundig die Sinne der Führungsspieler geschärft, ab dem Frühjahr gaben die Protagonisten wieder stärker die Richtung vor. Und so gab es in der Rückrunde kaum ein kampfstärkeres Team als den 1. FC Kleve. Die Routiniers spielen bereits so lange am Bresserberg, dass sie es mit ihrem Ehrgefühl wohl kaum hätten vereinbaren können, den Gang in die Landesliga anzutreten. Diese Identifikation mit dem Klub kann entscheidend sein.

Wie erfolgreich war die Transferpolitik? Im vergangenen Sommer holte der 1. FC Kleve in Mittelfeldspieler Nathnael Scheffler nur einem Spieler mit Potenzial für die Stammelf. Torwart Andre Barth war zudem eine passende Nummer zwei. Alle anderen Neuzugänge wie Amine Feldaoui, Tyrese Pritzer oder Folarin Williams aber entpuppten sich als Flop. Wenig verwunderlich also, dass die Kaderverantwortlichen im Winter noch nachlegten und den Ex-Regionalliga-Kicker Hasan Akcakaya verpfichteten. Der 24 Jahre alte Offensivakteur traf in der Rückrunde sieben Mal, sein Drang zum Tor war ein entscheidender Faktor auf dem Weg zum Ligaverbleib. Vor allem in der Hinrunde wurde mit Blick auf zahlreiche Verletzte allerdings auch klar: Der 1. FC Kleve braucht mehr Breite im Kader.

Wer ist der Verlierer der Saison? Die größte Enttäuschung der Saison war wohl Folarin Williams. Der 21 Jahre alte Innenverteidiger kam im vergangenen Sommer vom TV Jahn Hiesfeld und galt als Top-Talent. Hatte der Youngster zum Start der Saison noch einen Stammplatz sicher, war er ab Herbst außen vor. Schon im April trennten sich die Wege, der Deutsch-Nigerianer durfte sich auf die Suche nach einem neuen Klub begeben. Eine vertane Chance, immerhin ist das Talent des Verteidigers unbestritten. Beim 1. FC Kleve hatte man gehofft, dass der Rechtsfuß langfristig auf den 38 Jahre alten Abwehrchef Nedzad Dragovic folgen könnte. Williams wechselt nun zum Ligakonkurrenten Sportfreunde Hamborn.

Wer ist der Gewinner der Saison? Niklas Klein-Wiele. Der 29-Jährige, der aus der Jugendabteilung des Fusionsklubs stammt, ist seit Jahren Stammspieler und Leistungsträger des 1. FC Kleve. In dieser Saison gelangen ihm acht Treffer und drei Assists. Vor allem aber war es bemerkenswert, wie sich Klein-Wiele mit der Neuverpflichtung von Akcakaya auch in einer anderen Rolle im defensiven Mittelfeld zurechtfand. Der 29 Jahre alte Mann aus Rees zog zusammen mit Kapitän Forster die Fäden im Zentrum. Seine Laufstärke ist beeindruckend, zudem hat Klein-Wiele eine gute Übersicht und den unbedingten Drang zum gegnerischen Tor. Es gibt nicht viele komplettere Spieler in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse.

Welche Rolle spielte Trainer Umut Akpinar in dieser Saison? Es war sicherlich keine leichte Saison für einen Perfektionisten wie Umut Akpinar. Mehr als 40 Pflichtspiele standen auf dem Programm; und der Coach hat den Anspruch, sich auf jeden Gegner akribisch vorzubereiten. Ein immenser Aufwand. In der Hinrunde blickte auch der 46-Jährige mitunter etwas ratlos auf die Leistungsschwankungen. Doch nachdem zum Saisonstart ein einstelliger Tabellenplatz als Ziel ausgegeben worden war, passte Akpinar die Vorgabe rechtzeitig an: Es sollte nur noch um den Klassenerhalt gehen. Eine wichtige Kurskorrektur, die die Sinne der Spieler schärfte. Ex-Regionalliga-Kicker Umut Akpinar, der den 1. FC Kleve im Sommer 2018 in die Oberliga führte, ist nicht nur das Gesicht des Klubs, sondern auch unverändert derjenige, der das Team maßgeblich zusammenhält. Derzeit ist es schwer vorstellbar, wie der 1. FC Kleve irgendwann ohne ihn zurechtkommen soll. Aber die Gedankenspiele sind auch vergebene Liebesmüh: Der Emmericher steht auch in der nächsten Saison in der Eroglu-Arena an der Seitenlinie.

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