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Kalkar Spielen auf dem Schulhof verboten

Kalkar · RP-Serie Meine Schulzeit (38): Marie Fietz aus Kalkar ist vor wenigen Tagen 99 Jahre alt geworden. Die Seniorin erinnert sich noch bestens an die Zeit, als sie in der Katholischen Elementarschule an der Jan-Joest-Straße die Schulbank drückte.

 Die katholische Elementarschule war 1920 in diesem Gebäude an der Jan-Joest-Straße in Kalkar untergebracht.

Die katholische Elementarschule war 1920 in diesem Gebäude an der Jan-Joest-Straße in Kalkar untergebracht.

Foto: Klaus Dieter Stade

Am 19. Januar ist Maria Fietz aus Kalkar 99 Jahre alt geworden. Sie ist damit die bisher älteste "Schülerin", die in der RP-Serie "Meine Schulzeit" vorgestellt wird.

 Gerne blättert Maria Fietz in alten Foto-Alben. Die 99-Jährige erinnert sich noch gut an ihre Schulzeit.

Gerne blättert Maria Fietz in alten Foto-Alben. Die 99-Jährige erinnert sich noch gut an ihre Schulzeit.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

1914 erblickte sie in Mülheim-Styrum das Licht der Welt. Der Vater, er war Bergmann, starb sehr früh, und die Mutter hatte die Sorge für sieben Kinder, zwei Jungen und fünf Mädchen. Als Maria Fietz zwei Jahre alt war, kam die Familie nach Kalkar und wohnte in der Kesselstraße 68.

1920 wurde sie in die Katholische Elementarschule, die 1841 erbaut wurde, eingeschult. Die Klassenräume der Schule waren karg ausgestattet. Vorne war eine große Tafel angebracht, es gab einfache Schulbänke mit einer Vorrichtung für den Tornister und für das Tintenfass, denn in den oberen Klassen wurde mit dem Federhalter geschrieben. Ausgestattet mit Schultornister, Schiefertafel, Griffel, Schwämmchen, Lese- und Rechenbuch und dem Katechismus brachte ihre Mutter sie zur Schule. Die Sütterlinschrift und das große Einmaleins beherrscht die Kalkarerin bis heute, im hohen Alter, aus dem Effeff.

"In der Klasse musste ich immer vorsingen", erinnert sie sich, denn sie hatte eine schöne Sopranstimme. Dann erklang das "Lustig ist das Zigeunerleben". Neben Gesang waren Handarbeiten, wie Stopfen, Nähen, Stricken und Häkeln ihre Lieblingsfächer.

Um den damals üblichen Stockhieben zu entgehen, rieb man sich die Hände mit geschälten Zwiebeln ein, so dass diese dick anschwollen und man von der Strafe der Lehrpersonen verschont blieb. In der Pause um zehn Uhr gab es nur ein Butterbrot. Kinderspiele waren auf dem Schulhof verboten.

Maria Fietz, die seit Ende März 2012 im Seniorenzentrum St. Nikolaus in Kalkar, Grabenstraße 86-88, wohnt, erinnert sich daran, in der gesamten Schulzeit nur mit Mädchen zusammen in einer Klasse gewesen zu sein. Es ist unglaublich, wie sie mit fast hundert Jahren noch heute die Namen ihrer Mitschülerinnen kennt und wo diese früher in Kalkar gewohnt haben. Da waren Maria Theißen, Maria Rötten, Gertrud Lemm, Margarete Killewald, Hänni Mingels, Elisabeth Treut und Elisabeth Deman. Ihre Lehrerinnen waren damals Fräulein Braun und Fräulein Vollmering. Auch die Namen der Geistlichen sind der rüstigen Seniorin geläufig: Dechant Drath, Kaplan Esser und Pastor Beckmann.

Die Ferien verbrachte Maria Fietz bei ihrer Großmutter in Mülheim-Styrum, wohin sie alleine mit dem Zug fuhr. Schulausflüge waren Spaziergänge zum Monreberg, wo man im Winter auf einem großen Schlitten den Schlangenweg hinunter fuhr. Bei den Freilichtspielen in der Teufelsschlucht in Kalkar, dem "Oberammergau des Niederrheins", durfte das Schulmädchen der Elementarschule sogar mitwirken. "Ich hatte ein langes weißes Kleid an und trug als Engel Flügel", blickt die Bewohnerin des Seniorenzentrums zurück. Im März 1928 wurde sie aus der Schule entlassen, "das war ein Freitag, und schon am Montag begann ich meine Lehre als Stepperin bei der Schuhfabrik Hoffmann in Kleve", sagt sie.

(RP/ac)
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