Kleve Spiegelzelt: Von Che Guevara bis Münster

Kleve · Cinque-Kleinkunstverein konnte durchgehend volles Haus melden. Schmitz: "Wieder Erfolg"

Bereits zum vierten Mal holte der Kleinkunstverein Cinque das belgische Spiegelzelt nach Kleve. Neben dem beliebten Stunk Unplugged und Herbert Knebels Affentheater bestimmte am Freitagabend der Comedy-Nachwuchs das Programm auf der Wiese hinter dem Tiergarten. Passend zur Kulisse hatte Cinque-Vorsitzender Bruno Schmitz drei Newcomer eingeladen, um als bunter "Comedy-Zoo" die Gäste zu unterhalten. Im fliegenden Wechsel sorgten Enissa Amani, Lisa Feller und Sebastian Nitsch für erstklassiges Entertainment und einen kurzweiligen Abend, der auch das jüngere Publikum anzog.

Enissa Amani vereint Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die 31-Jährige floh als Kind mit ihrem sozialistischen Vater und der feministischen Mutter aus dem Iran nach Deutschland. Heute gilt sie als eine der größten Talente der Comedy- und Kabarettszene und hat mit Auftritten in TV-Shows bereits einen rasanten Karrierestart hingelegt. Die Comedy-Durchstarterin lässt sich einfach nicht bremsen. Hinter der piepsigen Stimme und dem Mädchen-Image steckt eine, die austeilen kann. Rassistische Kommentare oder Machogehabe auf ihrer Internetseite bieten nur die Vorlage für den nächsten erfolgreichen Gag. Der Titel ihres Soloprogrammes "Zwischen Chanel und Che Guevara" könnte daher nicht passender sein.

Die sympathisch-bodenständige Lisa Feller hatte mit hohem Identifikationspotenzial ihrer Anekdoten aus dem Familienleben ebenso alle Lacher auf ihrer Seite. Die Authentizität der Münsteranerin macht aus, dass sie mit dem Publikum quatscht wie mit der besten Freundin. Sie deckt schlagfertig Geschlechter-Klischees auf, erklärt, warum Männer beim Spülmaschinen-Ausräumen Geschichte schreiben und wie man mit aufdringlichen Autoverkäufern fertig wird. Dabei kann die 39-Jährige, die auch als Schauspielerin bekannt ist, über sich selbst genauso gut lachen.

Sebastian Nitsch ist ein Geheimtipp, mit dem man rechnen muss. Der 38-jährige Berliner gewann den diesjährigen Prix Pantheon. Er wundert sich über die verwirrenden Dinge, die wir alle niemals haben wollten. Wieso lassen sich Frauen von Etiketten auf Shampooflaschen beleidigen? Und wer kauft eigentlich fertig geschälte Bananen im Supermarkt? Poetisch-skurril spielt der Kabarettist dazu melancholische Töne auf einem Umhängekeyboard. Wer sich die Frage stellte, was von einem Kabarettabend bleibt, dem antwortete Sebastian Nitsch existenzphilosophisch. Zuschauer wurden aufgefordert, gekauten Kaugummi zu spenden, aus dem der Künstler einen Ball formte, um später mithilfe des gewonnenen Genmaterials klonen zu können. Frei nach dem zu Kleve passenden Motto "wär ich jetzt Beuys, wären wir alle Millionäre."

Das 80 Jahre alte Spiegelzelt aus Belgien begeistert Jahr für Jahr die Besucher. "Mit dem Comedy Zoo haben wir eine ehrliche, unbekümmerte Bühnenshow geschaffen und diesmal auch einen Abend, der jüngere Zuschauer anspricht ", so Bruno Schmitz, der auch in der kommenden Cinque-Spielsaison wieder auf eine Mischung aus beliebten Kabarett-Stars und überraschenden Neuentdeckungen setzt. Die nächste Spielzeit findet wieder im "Cinque-Exil" des Bedburg-Hauer Gesellschafthauses statt, kündigte Schmitz an.

(RP)
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