Kleve-Rindern „Sound Tree“-Projekt lädt zum Innehalten ein

Kleve-Rindern · An einer Stele in Kleves Ortsteil Rindern soll man das Handy bewusst aus der Hand geben und sich auf die Eindrücke der Umwelt einlassen.

 Frank Mehring, die Schüler und die Senioren aus Rindern an der nun eingeweihten Stele.

Frank Mehring, die Schüler und die Senioren aus Rindern an der nun eingeweihten Stele.

Foto: Markus van Offern (mvo)

(RP) Die Viertklässler der Johanna-Sebus Grundschule versammeln sich erwartungsvoll mit den Senioren des Haus Veronika in Rindern um eine Basaltstele. Sie wollen ein besonderes Zeichen setzen für einen nachhaltigen Umgang miteinander und der Natur. Eine Schülerin legt ein Smartphone in eine eingefräste Fassung am oberen Ende der vom Naturstein-Team Tripp gestalteten Steinstele. „Diese Geste ist wichtig”, sagt Frank Mehring vom Museum Forum Arenacum. Das hat in Zusammenarbeit mit dem Verein für Geschichte und Kultur in Rindern sowie der Johanna-Sebus-Grundschule und dem Veronika Haus das neue „Sound Tree“-Projekt ins Leben gerufen.

„An dieser Stelle laden wir ein, sich von dem fast permanent auf uns einwirkenden digitalen Sinnesorgan zu lösen, damit wir uns für 4 Minuten und 33 Sekunden ganz auf den Sound unserer Umwelt einlassen“, sagt Mehring. Wir benötigen Vertrauen, Orte und Momente, um neue Kraft zu schöpfen. Das „Sound Tree“-Projekt lenkt unsere Sinne auf jenen Ort, an dem wir etwas bewegen können: unseren Lebensmittelpunkt. „Wenn acht Milliarden Menschen in Schwingung geraten und neuen Mut zur Veränderung ihrer Lebensweise finden,” meint Mehring, „können wir als Menschheit viel bewegen.“

Der kanadische Komponist John Luther Adams habe schon erklärt, dass eine neue Art des Zuhörens einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten vermag: Musik und Kunst könnten genauso wichtig sein wie Aktivismus und Politik. In ähnlicher Weise zeigte sich zuvor in den 1980er Jahren auch Joseph Beuys davon überzeugt, dass Kunst helfen könne, Umweltprobleme zu lösen. Von dieser Idee bekommen die Schüler an diesem Tag eine Ahnung.

In einer Zeitkapsel vergraben sie drei Gegenstände für die Nachwelt: einen Bericht zum Projekt, eine Baumpflanz-Urkunde und einen Corona-Schnelltest mit Atemschutzmaske. „Spätere Generationen werden sich wundern, was ihr Schüler wohl vor langer Zeit im Jahr 2022 damit zum Ausdruck bringen wolltet“, sagte der Arenacum-Vorsitzende Josef Gietemann in die Runde.

Die Kinder stehen derweil neben einer neu gepflanzten Platane: Sie vollendet nun den Dreiklang zwischen Basaltstele, Smartphone und Baum als Zeichen für einen bewussten Sinneswandel im Umgang miteinander sowie der uns umgebenden Natur und (Stadt-)landschaft.

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