Kreis Kleve Erfolgsmodell Draisine

Kreis Kleve · Jahr für Jahr fahren 28.000 Gäste auf den Schienen-Fahrrädern. Die Strecke reicht von Kleve bis Groesbeek. Die Kreiswirtschaftsförderung war jetzt mit ihrer Sommertour bei dem Touristenmagneten zu Gast.

 Diese Gruppe hatte auf der Clubdraisine richtig Spaß. Die Fahrt ging von Kranenburg nach Groesbeek.

Diese Gruppe hatte auf der Clubdraisine richtig Spaß. Die Fahrt ging von Kranenburg nach Groesbeek.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Radeln auf Schienen inmitten der Kulturlandschaft des schönen Niederrheins: Mit diesem Konzept hat die Draisine die alte Bahnstrecke zwischen Kleve und Nimwegen zum Tourismusmagneten gemacht. In den elf Jahren ihre Bestehens hat die Draisine weit mehr als 300.000 Besucher angelockt. Eine beeindruckende Zahl, die auch das Interesse der Kreiswirtschaftsförderung geweckt hat. Am Freitag war sie im Rahmen ihrer Sommertour am Kranenburger Draisinenbahnhof zu Gast, um sich über aktuelle Entwicklungen berichten zu lassen.

1992 wurde der Zugverkehr zwischen Kleve und Nimwegen eingestellt. Seit 2008 wird die Strecke für die Draisine genutzt. „Das war eine sehr gute Idee. Jetzt, zehn Jahre später, kann man sagen: Wir haben ein rollendes Erfolgsmodell geschaffen“, sagt Geschäftsführer Gerd Scholten. Die Gäste kämen nicht nur aus dem näheren Umfeld, sondern oftmals von weit her angereist. „Viele kommen aus dem Köln-Bonner Raum, auch aus Ruhrgebiet und aus dem Sauerland haben wir viele Gäste“, erzählt Scholten.

Von den 28.000 Fahrgästen jährlich fahren 16.000 an einem Samstag oder Sonntag. Ein Viertel der Besucher kommt aus den Niederlanden. Sie alle können sich aussuchen, ob sie eine der 13 Clubdraisine für größere Gruppen oder eine der 22 normalen Fahrraddraisinen nutzen wollen. Seit neuestem können auch Rollstuhlfahrer mit der Draisine fahren. Bei den Rollstuhlfahrer kommt das bislang gut an. So auch bei RP-Leser Bruno Janßen. „Ich möchte ich mich bei Herrn Scholten sehr herzlich für die Initiative bedanken, mehrere Draisinen barrierefrei umzugestalten. Als Rollstuhlfahrer konnte ich bereits mehrfach eine Draisinenfahrt auf einer der ja vorher schon rollstuhlzugänglichen Clubdraisinen genießen“, schrieb Janßen an unsere Redaktion. Er hat noch einen Verbesserungsvorschlag: „Ich möchte anregen, bei einer etwaigen Neuanschaffung weiterer barrierefreier Draisinen noch eine Handkurbelsäule anzubauen (ähnlich wie bei einem Handbike), damit man als mitfahrender Rollstuhlfahrer auch selbst aktiv werden kann – wenn man das möchte“, so Janßen. Gerd Scholten sagt, dies sei eine Anregung, über die er gerne nachdenken wird.

Um den Gästen möglichst viel bieten zu können, hat sich das Team gemeinsam mit den Touristikern der Stadt Kleve und der Gemeinde Kranenburg ein buntes Begleitprogamm für die Touren auf der Schiene ausgedacht. So werden Tagestouren inklusive „Bauerngolfen“ in Groesbeek, Fahrten mit den „Flussfeuer“-Booten auf dem Spoykanal, Ausflüge mit „Geccomobilen“, Bogenschießen, Segwaytouren, Weinproben und vieles mehr angeboten. Auch ein Grillspaß am Draisinenbahnhof in Kranenbrg oder eine Geburtstagsfeier kann das Grenzland-Draisinen-Team auf Wunsch organisieren. Zehn Prozent der Fahrgäste nehmen solche Zusatzleistungen in Anspruch. „Der Klassiker ist das Bauerngolfen“, sagt Scholten. Mittwochs ist Seniorentag, donnerstags Familientag mit entsprechenden Rabatten.

Von alledem profitieren nicht nur die zahlreichen Kooperationspartner. „Auch die Hotels und Gastronomiebetriebe haben etwas davon. Wir verzeichnen eine Belebung des Einzelhandels, die Museen haben bessere Besucherzahlen“, sagt Anne Peimann, Tourismusförderin in Kranenburg. Auch die Draisine selbst beschert den Betreibern einen kleinen Gewinn.

 Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers (2. v. r.) besuchte mit weiteren Touristikern Gerd Scholten, den Geschäftsführer der Grenzland-Draisine.

Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers (2. v. r.) besuchte mit weiteren Touristikern Gerd Scholten, den Geschäftsführer der Grenzland-Draisine.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Von diesen Zahlen und Fakten zeigte sich Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers sehr beeindruckt: „Wir haben jedes Jahr 950.000 Übernachtungen im Kreis Kleve. Die Grenzland-Draisine gehört zu den guten Partnern auf dem Markt, die unseren Gästen tolle Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Es geht um das Erlebnis, über das man auch zuhause noch gerne spricht“, sagt er. Nicht zuletzt würde damit Kaufkraft in die Region geholt. „Pro Übernachtung gibt jeder Gast im Schnitt 100 Euro in der Region aus. Das bedeutet einen Umsatz von 95 Millionen Euro“, rechnete Kuypers vor. Die Draisine ist eben ein echtes Erfolgsmodell.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort