Initiative in Kleve vorgestellt Wie Ministerin Gorißen mehr Bio in die Kantinen bekommen möchte

Kreis Kleve · NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen will den Absatz regionaler Bio-Lebensmittel bei der Verpflegung außer Haus erhöhen. Die neue Initiative „NRW kocht mit Bio“ feierte auf der Wasserburg Rindern ihren Auftakt.

 NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorissen stellte die Initiative „NRW kocht Bio“ auf der Wasserburg Rindern vor.

NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorissen stellte die Initiative „NRW kocht Bio“ auf der Wasserburg Rindern vor.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Nordrhein-Westfalen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologischen Landbau zu betreiben. Daran halte man auch in Krisenzeiten fest, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen am Mittwoch in Kleve. Dafür soll auch der Absatz von regionalen und Bio-Produkten angekurbelt werden – zum Beispiel beim Essen außer Haus. Das will die Ministerin mit der Initiative „NRW kocht mit Bio“ erreichen. Die Auftaktveranstaltung fand nun in der Wasserburg Rindern statt. Vertreter von Küchenbetrieben, Lieferanten und Erzeugern von Bio-Lebensmitteln haben dort über „Gelingfaktoren“ und Herausforderungen beim Einsatz von Biolebensmitteln in der Küche berichtet.

„Wir wollen, dass in Nordrhein-Westfalen mehr Bio geerntet, gekauft und gegessen wird. Deshalb starten wir in unseren Öko-Modellregionen die Initiative ,NRW kocht mit Bio‘“, sagte Gorißen. „Mit der Initiative wollen wir anschieben, dass häufiger in Kantinen, Restaurants oder in der Schulverpflegung heimische Bio-Lebensmittel im Kochtopf landen.“ Das ist auch im Kreis Kleve häufig die Ausnahme, wie die stellvertretende Landrätin Paula Backhaus unterstrich. Es gibt also noch viel zu tun.

„Die Politik hat erkannt, dass die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) fast der einzige Raum für ernährungspolitischem Gestaltungsraum ist“, sagte Rainer Roehl. Der Ernährungswissenschaftler arbeitet seit 30 Jahren im Außer-Haus-Markt und für die Bio-Branche. Er argumentiert: Während man in Cafés und Restaurants kaum nachhalten könne, dass mehr Bio und Regionales auf den Tisch kommen soll, kann das bei Schulen, Kitas und Altersheimen schon anders aussehen. Vor Corona sah sich die Branche noch auf stetigem Wachstumskurs, nun ist man in eine tiefe Krise gestürzt. Anstatt 2030 bis zu 40 Prozent der Menschen außer Haus zu verpflegen, sind die Zahlen derart eingebrochen, dass in einigen Kantinen nur noch ein Viertel der bisherigen Besucher kommt. „Das Potenzial ist aber enorm, auch trotz des großen Bruches“, sagte Roeh. „Es ist nur eine Frage der Zeit.“

„Bei NRW kocht mit Bio bringen wir Akteure der gesamten Bio-Wertschöpfungskette näher zusammen und wir zeigen ihnen auf, dass es auch in diesen Zeiten weiterhin Perspektiven für die Vermarktung von regionalen Bio-Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung gibt“, sagte Silke Gorißen. „Ich freue mich zudem, dass die Initiative in Kleve beginnt: Denn in der Öko-Modellregion Niederrhein hat man sich zum Kernziel gesetzt, das Bewusstsein für regionale Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung zu fördern.“

Der Kreis Kleve bildet gemeinsam mit dem Kreis Wesel die „Öko-Modellregion Niederrhein“ und ist damit eine von inzwischen fünf Öko-Modellregionen in Nordrhein-Westfalen. Die Modellregionen sind in diesem Jahr die zentralen Akteure von NRW kocht mit Bio. Das Ziel: eine Vernetzung von regionalen Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten für Öko-Produkte.

„In NRW und auch am Niederrhein gibt es eine Vielzahl biologisch wirtschaftender Betriebe, die eine große Bandbreite bester Bio-Lebensmittel erzeugen. Und es gibt umstellungsinteressierte Betriebe, wenn die Rahmenbedingungen passen“, sagt Jan Leifert, Vorsitzender der Landesvereinigung ökologischer Landbau NRW. „Allerdings muss der Schulterschluss zwischen Landwirten und AHV-Betrieben, Bündlern und Verarbeitern noch verbessert werden.“

Viele Großküchen seien bei uns darauf angewiesen, dass die Lebensmittel geschält oder bereits gekocht ankommen, sagte Heinrich Heselmann, stellvertretender Landrat im Kreis Wesel. Am Niederrhein fehle aber häufig noch die Struktur für die Verarbeitung von Bio-Lebensmitteln.

Das NRW-Landwirtschaftsministerium will die Modellregionen beim Aufbau regionaler Bio-Wertschöpfungsketten unterstützen. Dabei gehe es auch darum, den Absatz regionaler Bio-Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung zu erhöhen. Hier knüpft „NRW kocht mit Bio“ an. Neben Veranstaltungen zur Vernetzung der Akteure auf dem Markt der Außer-Haus-Verpflegung nach Öko-Maßstäben werden bei der Initiative Beratung und Coachings für Unternehmen angeboten, die erstmalig Bio-Lebensmittel in ihren Küchen einsetzen wollen.

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