Kreis Kleve Sigmar Gabriel eröffnet den SPD-Wahlkampf in Geldern
Kreis Kleve · Annemarie Grofe hat schon immer SPD gewählt. Seit Dienstag tut die Geldernerin das auch als SPD-Mitglied. Während der Wahlkampfveranstaltung mit Sigmar Gabriel im Nierspark vollzog die 60-Jährige den Schritt, zu dem sie sich während der Jubiläumsfeier zum 150-jährigen Bestehen der SPD entschlossen hatte. Der SPD-Bundesvorsitzende hieß die neue Genossin herzlich willkommen. Rund anderthalb Stunden zuvor war Gabriel von der SPD-Kreischefin und -Bundestagskandidatin Barbara Hendricks vor rund 70 Zuhörern begrüßt worden. Da hatte der Gast aus Berlin von Bürgermeister Ulrich Janssen bereits eine Straßenmalertasse als Souvenir erhalten.
Den Nierspark samt vor allem von Kindern genutztem Wasserplatz lobte Hendricks als eine der vielen Attraktionen im Kreis Kleve. Noch schöner wäre der Kreis freilich mit Sozialdemokraten in verantwortlichen Positionen, betonte die Kandidatin. Gabriel umriss die wichtigsten Ziele der SPD bei der Bundestagswahl am 22. September. Die Sozialdemokraten wollen mehr für Bildung machen, denn "die jungen Leute sind Deutschlands Schatz, es steckt eine Menge Gold in den Köpfen".
Kritik übte er an den Zuständen im Sozialbereich. Zum Beispiel, dass sich 25 Prozent der Arbeitnehmer in prekären Beschäftigungsverhältnissen befänden. Zum Beispiel daran, dass 50 Prozent aller Jobs befristet seien. "Wenn die jungen Leute keine festen Arbeitsplätze bekommen, kann das Kindergeld verfünffacht werden, und trotzdem wird es nicht genügend Kinder geben", weissagte Gabriel.
Für die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn bekam er den ersten Applaus. Nicken erzeugte seine Aussage: "Es muss möglich sein, nach 45 Arbeitsjahren ohne Abschläge mit 63 in Rente zu gehen."
Wie die SPD Bildung, Arbeit und soziale Gerechtigkeit finanzieren will, sagte Gabriel auch. Zum Beispiel durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes von 45 auf 49 Prozent. Auch hohe Erträge durch Kapital und Vermögen müssten zur Finanzierung beitragen.
Die politischen Kontrahenten erwähnte Gabriel kaum. "Der eigentliche Gegner der SPD ist nicht die CDU, sondern das sind diejenigen, die nicht zur Wahl gehen", erklärte er. Bei einer Wahlbeteiligung von 75 Prozent gewinne die SPD.
Zumindest auf Annemarie Grofe aus Geldern wird Sigmar Gabriel am Wahltag 22. September wohl zählen können.