Bedburg-Hau Sie darf nicht Prinzessin werden

Bedburg-Hau · Astrid Nepicks sollte Bedburg-Hauer Tulpenprinzessin in der Session 2012/2013 werden. Nachdem der Vorstand von Funkturm Hau sie von dem Amt absetzte, meldeten sich bereits knapp 30 Mitglieder ab.

 Karneval gehörte für Astrid Nepicks bislang zu den Höhepunkten des Jahres: Nach ihrer Absetzung als Prinzessin hat sich dies geändert.

Karneval gehörte für Astrid Nepicks bislang zu den Höhepunkten des Jahres: Nach ihrer Absetzung als Prinzessin hat sich dies geändert.

Foto: privat

Dass der organisierte Karneval häufig alles ist, nur nicht lustig, musste Astrid Nepicks aus Bedburg-Hau erfahren. Die 25-jährige Studentin feiert seit Jahren beim Karnevalsverein Funkturm Hau, hat etliche Jahre den Kinderkarneval organisiert, ihn elf Jahre moderiert und in der Bütt gestanden. In der Session 2012/2013 sollte sie Tulpenprinzessin in Bedburg-Hau werden. Doch der Traum ist geplatzt. Nach der zunächst erfolgten Zusage des Vereins, Astrid Nepicks als Prinzessinnenkandidatin aufzustellen, wurde diese jetzt wieder rückgängig gemacht. Der Karnevalsverein tut derzeit einiges dafür, sich von einem Durchschnittsclub abzuheben.

Nicht tragbar

Ein Vorstandsbeschluss sorgte dafür, dass die Studentin der Sozialpädagogik nicht mehr als zukünftige Prinzessin vom Verein getragen werde, sie sei als Oberhaupt der Bedburg-Hauer Narren nicht tragbar. Gründe für die Absetzung hatte der Funkturm-Vorsitzende Bernd-Michael Dressler gefunden. So führte er in seinem "Antrag auf Zurückziehung der Zusage an Astrid Nepicks" auf, dass die 25-Jährige während der vergangenen Session auf keiner Veranstaltung von Funkturm Hau anwesend gewesen sei. "... Astrid hat gezeigt, dass sie in keiner Weise mehr zum Verein steht, sondern durch ihr Verhalten den Eindruck erweckt, als Prinzessin nur ihre eigene Person repräsentieren zu wollen ...", schreibt Dressler. Ein weiterer Vorwurf richtet sich auch gegen die Familie von Astrid Nepicks. So wird das Verhalten des Vaters gerügt, da er ohne Vereinsjacke auf einer Veranstaltung gesehen wurde. Dresslers Urteil fällt dementsprechend aus: "... Ich kann bei solchem Verhalten einer ganzen Familie beim besten Willen keine planerische, finanzielle oder ideelle Unterstützung von mir und vom Verein aus zugestehen..." Der Vorsitzende blickt in seiner "Klageschrift" sogar schon in die Zukunft und befürchtet für die Session 2012/2013, dass bei einem derartigen Verhalten Termine ausfallen könnten, und findet deutliche Worte: "Welch eine Blamage für den Verein".

Für Astrid Nepicks sind die Vorwürfe völlig absurd. "Ich habe bis auf zwei Veranstaltungen alle besucht. Mir nach etlichen Jahren Vereinsarbeit mangelnde Identifikation vorzuwerfen ist ein Witz", sagt die 25-Jährige. Studienbedingt war sie Anfang des Jahres aus Indien zurückgekehrt und hatte eine Eingewöhnungsphase gebraucht, um sich nach den Eindrücken in der Ferne hier in den Karneval stürzen zu können.

"Mein Interesse ist es nicht, Funkturm Hau zu schaden. Mir liegt es fern, mich auf dasselbe unehrliche, menschlich enttäuschende und verletzende Niveau hinab zu lassen", sagt Nepicks und erklärt, sie wolle sich mit diesem Verein nicht weiter identifizieren. Und genau dies tun zahlreiche andere ehemalige Mitglieder auch nicht mehr. 28 Abmeldungen sind dem Verein bereits zugestellt worden. Bei insgesamt etwa 162 Mitgliedern haben bislang 22 Prozent der ehemaligen Funktürme den Verein verlassen. Grund für die Austrittswelle ist die Absetzung von Astrid Nepicks, die zumindest dadurch erfährt, dass es zahlreiche Vereinsmitglieder gibt, die dem Vorgang nichts Positives abgewinnen können. Astrid Nepicks ist jedenfalls, was Karneval betrifft, zumindest um einen Traum ärmer.

(RP/jul)
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