Serie Im Zeichen der Genossenschaft – Raiffeisen-Jahr 2018 Urgedanke modern interpretiert

kleverland · In der Serie von Volksbank Kleverland und Rheinischer Post geht es heute um Landgard. Vorstandschef Armin Rehberg ist überzeugt: Die Rückbesinnung auf den genossenschaftlichen Gedanken hat wesentlich zur Rettung des Unternehmens beigetragen.

 Armin Rehberg im Foyer von Landgard mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Armin Rehberg im Foyer von Landgard mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Armin Rehberg lässt keinen Zweifel aufkommen: Es sei die Rückbesinnung auf den genossenschaftlichen Gedanken gewesen, die Landgard in der Krise gerettet hat. 2012, kurz bevor der heutige Vorstandsvorsitzende zum Unternehmen kam, stand das Schicksal der Genossenschaft auf Messers Schneide. „Wir haben uns bei der Sanierung und Restrukturierung auf das genossenschaftliche Geschäftsmodell besonnen“, sagt Rehberg. Das Ganze sei „eine Operation am offenen Herzen“ gewesen, doch von da an ging es wieder kontinuierlich bergauf. Soweit, dass Rehberg vor wenigen Tagen ein neues Rekordergebnis melden konnte.

Wir mögen uns nicht vorstellen, was Hans Tenhaeff denken würde, wenn er heute an den gigantischen Hallen von Landgard in Herongen vorbeiliefe. Der Holzkaufmann, ein Jahr zuvor nach Straelen gezogen, war 1910 die treibende Kraft, um mit Landwirten aus der Region den Obst- und Gartenbauverein Geldern zu gründen. Nach holländischem Vorbild wollte man Gemüse über eine gemeinsame Versteigerung bis ins Ruhrgebiet liefern. Auf seine Anregung hin schlossen sich Ende 1913 im Altkreis Geldern 13 Obst- und Gartenbauvereine zu einem Kreisverband zusammen. Im Juni 1914 wurde auf dem Kreisbahngelände in Straelen die erste deutsche Erzeugerversteigerung für Gemüse, Obst und Eier eröffnet – die Keimzelle von Landgard. Bereits 1924 in Kevelaer war eine Versandhalle gebaut worden, bediente das Vertriebsnetz das gesamte Gebiet der Weimarer Republik.

Um Blumen ging es erst deutlich später an den Versteigerungsuhren. 1950 gründeten 20 Züchter in Kevelaer die Blumenabsatzgesellschaft Azalerika. Drei Jahre später wurden auch in Straelen Schnittblumen versteigert, zudem gab es in Neuss die NBV. Was folgte, war ein langer Weg von Kooperationen und Fusionen, der über die UGA und NBV am Ende 2005 zur Landgard eG führte. Dass es das alles ohne Hans Tenhaeff möglicherweise nicht gäbe, würdigt Landgard auch mit einer Büste des Gründers in der Eingangshalle. „Auf diese Wurzeln sollte man sich immer wieder besinnen – und dann den Urgedanken modern interpretieren“, so Rehberg.

„Alternativlos“ sei die Form der Genossenschaft für das Segment, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Anders als im klassischen Großhandel liegt der Fokus nicht auf der reinen Gewinnmaximierung, sondern auf der bestmöglichen Vermarktung der Produkte der Erzeuger. Denn die 3300 Mitgliedsbetriebe von Landgard sind zugleich die Lieferanten. Ihnen gehört die Genossenschaft zu 100 Prozent natürlich in unterschiedlicher Anteilsgröße nach Größe und Umsatz. Die Genossen – das sind 2600 Betriebe aus Deutschland, aber auch Betriebe aus aller Welt. Etwa 65 chinesische Unternehmen, die Ingwer oder Pomelos anbieten.

Erzeuger und Landgard müssten sich 100-prozentig aufeinander verlassen können, denn man habe eine große Verantwortung für die dauerhafte Vermarktung. Rehberg: „Wir leben in einer Null-Toleranz-Welt, in der die Anforderungen immer größer werden.“ Landgard kümmere sich dabei um die großen Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Internationalisierung.

„Aber am Ende dürfen wir nie vergessen, dass Geschäfte von und mit Menschen gemacht werden“, so Rehberg. In der Dreiecksbeziehung von strategischen Kunden, Erzeugern und Mitarbeitern – immerhin 3000 Menschen arbeiten bei Landgard – liege sowohl die Stärke der Genossenschaft als auch ihre Verpflichtung.

 Armin Rehberg im Foyer von Landgard mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Armin Rehberg im Foyer von Landgard mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Deshalb freut man sich bei Landgard besonders, dass man es mit dem Projekt „Honeybee“ schafft, auch der Jugend Raiffeisens Idee der Genossenschaft zu vermitteln. Die Straelener Schülergenossenschaft „The Honeybee Industries eSG“ setzt auf unzählige fleißige Bienen, die das Rohmaterial liefern für die Produkte, die von den Gymnasiasten verkauft werden.

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