Kleve Senioren entdecken Kultur per Tablet

Kleve · Bewohner des Seniorenzentrums Herz-Jesu-Kloster lernen unter Anleitung von Studenten der Hochschule Rhein-Waal den Umgang mit moderner Technik. Das Pilotprojekt schließt mit einer Filmvorführung im Museum Schloss Moyland.

Kleve: Senioren entdecken Kultur per Tablet
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Ihre Augen sind weit aufgerissen, die Hände halten das Tablet fest umschlossen. Konzentriert durchstöbert Rosemarie Unterberg die virtuelle Bilderserie. "Das sind Aufnahmen aus der Mongolei", sagt sie und wischt mit ihrem rechten Zeigefinger über den Bildschirm. Die Bewohnerin des Seniorenzentrums Herz-Jesu-Kloster ist 80 Jahre alt. Gemeinsam mit zehn weiteren Bewohnern ist sie Teilnehmerin des Pilotprojektes "Senior-Kulturreporter: Mit Tablets auf den Spuren der Kunst".

Ziel des mehrmonatigen Projektes ist es, Senioren die Möglichkeiten moderner Technik vorzuführen. Dazu soll ein Kurzfilm zur Ausstellung "Around the World. Farbfotografie vor 1914 - eine Entdeckungsreise", die derzeit im Museum Schloss Moyland gezeigt wird, erstellt werden. Das Gemeinschaftsprojekt der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft, der Hochschule Rhein-Waal und der Stiftung Museum Schloss Moyland wird im Rahmen des Förderprogramms "Kultur und Alter" vom Land Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützt.

Damit die Senioren im Alter zwischen 74 und 93 Jahren die Vorzüge moderner Technik kennenlernen, werden sie im Umgang mit den Geräten von Studenten verschiedener Fachbereiche der Hochschule Rhein-Waal angeleitet. Beim ersten von insgesamt zwei geplanten Ausflügen in das Museum Schloss Moyland begleiteten die Studenten die Senioren auf ihrem Weg durch die Ausstellung und zeigten nebenbei, wie sie Fotos mit den mitgenommenen Tablets machen können. Beim zweiten Museumsbesuch sollen die Bewohner sich dann vor ihren jeweiligen Lieblingsexponaten gegenseitig filmen.

Ob Rosemarie Unterberg sich vorstellen kann, sich mal ein eigenes Tablet zuzulegen? "Das würde sich für mich erst dann lohnen, wenn ich damit immer ins Internet könnte", sagt sie. Allein zum Fotoschießen hätte sie ja schließlich noch eine Digitalkamera. "Faszinierend sind diese Geräte aber schon." Etwas mutiger war dagegen eine andere Teilnehmerin am Pilotprojekt: Maria Boßmann, 86 Jahre. Nach Beratung ihres Enkelkindes hat sie sich bereits ein eigenes Tablet gekauft.

Doch längst nicht alle Projektteilnehmer kommen so gut mit der neuen Technik zurecht, wie diese beiden rüstigen Seniorinnen. "Gerade bei den Demenzkranken ist es schwierig, sie mit der neuen Technik vertraut zu machen", sagt Julia Beykirch, Energie- und Umwelt-Studentin an der Hochschule Rhein-Waal. Dennoch findet sie, dass das Projekt den Teilnehmer unheimlich viel bringt. "Die Senioren haben großen Spaß dabei und freuen sich immer, wenn wir kommen."

Geleitet wird das Projekt von der Kunsthistorikerin Nicole Brögmann. Sie sagt: "Wir hatten uns überlegt, wie wir Kultur mit den neuen Medien verknüpfen können. An dieser Stelle kam dann die Hochschule ins Spiel."

Prof. Dr. Ido Iurgel von der Fakultät Kommunikation und Umwelt an der Hochschule Rhein-Waal, war von der Idee auf Anhieb begeistert: "Auch für Senioren kann die gezielte Nutzung von Tablets und Smartphones eine Bereicherung sein." Noch immer seien viele Menschen von der Nutzung moderner Technik ausgeschlossen. "Durch dieses Projekt wollen wir auch in Erfahrung bringen, wie wir eventuell spezielle Soft- oder Hardware für Senioren entwickeln können", sagt Prof. Dr. Ido Iurgel.

Das Ergebnis des technisch-kulturellen Projektes soll ein Film sein, an dem die Senioren vor und hinter der Kamera mitgewirkt haben. Der Öffentlichkeit soll das Videomaterial sowie ein zusätzlich erstelltes "Making of" der Studenten am Sonntag, 26. April, bei der Finissage der Fotoausstellung im Museum Schloss Moyland gezeigt werden.

(RP)
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