Kleve "Sendung mit der Maus" in Kleve gedreht

Kleve · Wie Linien zu dreidimensionaler Kunst werden können, das zeigt Janusz Grünspek mit seinen "Zeichnungen im Raum". Die Redaktion von der "Sendung mit der Maus" produzierte einen Film über ihn, in dem er das Phänomen erklärt.

 Aus Holzstäbchen hat Janusz Grünspek die Maus, den Elefanten und den Maulwurf als "Zeichnungen im Raum" geschaffen.

Aus Holzstäbchen hat Janusz Grünspek die Maus, den Elefanten und den Maulwurf als "Zeichnungen im Raum" geschaffen.

Foto: Evers

Das ist ein Karton. Der ist braun und aus Pappe und kann für Umzüge benutzt werden. Und das ist Janusz. Janusz ist Künstler. Weil sein Kopf in dem Karton steckt, können wir Janusz' Gesicht gar nicht sehen. Das wäre anders, wenn der Karton eins von Janusz' Kunstwerken wäre. Die bestehen nämlich nur aus Linien. Nicht auf dem Blatt, sondern aus Holzstäbchen. Deshalb können wir durch die Kunstwerke durchschauen. Wie bei der Maus.

So könnte sich die erste Szene des Films für die "Sendung mit der Maus" anhören, die jetzt mit dem Klever Künstler Janusz Grünspek gedreht wurde. Die WDR-Regisseurin Birgit Quastenberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern zu erklären, wie aus Linien dreidimensionale Gegenstände werden. "Wir beginnen den Film damit, den Kindern zu zeigen, dass die Welt aus lauter Linien besteht, die miteinander verbunden Gegenstände, wie eben den Karton, ergeben", sagt Quastenberg. Denn in der Regel würden sich Kinder Linien nur als gemalte Striche vorstellen.

Dass aber auch Schaschlik-Spieße Linien sind und man mit denen ganz wunderbar Gegenstände basteln kann, zeigt Grünspek mit seinen "Zeichnungen im Raum" — wie er seine Kunst nennt — seit Jahren eindrucksvoll. Ob Überwachungskamera, Hammer, Kassette oder Karussell — es gibt kaum etwas, das der 43-Jährige nicht mit den feinen Holzstäbchen in den Raum zeichnen kann.

Diese ungewöhnliche Kunst hat auch den Kulturredakteur des Westdeutschen Rundfunks begeistert. "Der hat durch Zufall eine meiner Ausstellungen gesehen und fand die so gut, dass er danach per E-Mail Kontakt zu mir aufgenommen hat", berichtet Grünspek. Nachdem der Künstler, der im selben Jahr geboren ist wie die Maus, erklärt hatte, wie seine Kunst entsteht, sei schnell klar gewesen, dass darüber ein Film für die "Sendung mit der Maus" entstehen sollte.

"Es war gar nicht so leicht, Ideen zu finden, mit denen wir Kindern ,Zeichnungen im Raum' erklären können", sagt Quastenberg. Deshalb entdeckt Grünspek für den Film die Welt der Linien noch einmal ganz neu. Auf eine Glasscheibe malt er mit einem Stift die Umrisse der dahinter stehenden Möbel ab. Zunächst erscheint das Wohnzimmer auf der Scheibe. Als er die aber zur Seite dreht, verschwinden die Linien aus dem Blickfeld.

Szenenwechsel: Jetzt steht der Klever in der Küche, kocht Spaghetti — das sind ja auch Linien, fällt Grünspek auf, und er beginnt sie zusammenzukleben. "Weil das aber Lebensmittelverschwendung wäre, fallen ihm die Schaschlikspieße in die Hand und er baut damit weiter", erklärt die Regisseurin. Also wird ein Quadrat zusammengeklebt, das aber umfällt, als Grünspek es aufstellt. Er hält ein zweites Quadrat darüber. "So wird langsam die Räumlichkeit für die Kinder sichtbar", sagt Quastenberg.

Und wie kommt das Ganze jetzt ins Fernsehen? Nach und nach werden die einzelnen Arbeitsschritte des Künstlers gefilmt: das Auspacken der Holzstäbchen, das Eintunken in den Heißkleber, das Zusammenfügen und Trockenpusten. Mal in Nahaufnahme, meistens aber fährt die Kamera auf Schienen um den Künstler. "Das ist schon eine besondere Situation. Denn Schienen verlegen wir nicht für jeden Film. Aber mit einer normalen Kamera könnten wir die Räumlichkeit der Objekte nicht einfangen", sagt die Regisseurin. Janusz Grünspek ist begeistert von den Dreharbeiten. "Das Team hat tolle Ideen. Auch wenn ich sonst in völliger Ruhe arbeite und hier jetzt das pure Chaos ist, macht es Spaß", sagt er.

Zwei Tage brauchte das neunköpfige Team vom WDR, bis alle Szenen im Kasten waren. Sechs bis sieben Minuten dauert so ein Beitrag. Wann der gezeigt wird, ist noch unklar. "Schön wäre der Dezember. Dann können sich die Kinder zum Weihnachtsbasteln die Schaschlikspieße schnappen", sagt Quastenberg.

Janusz legt den Würfel bei Seite. Denn aus Holzstäbchen kann er noch viel tollere Sachen machen. Janusz holt seine drei neuesten Werke auf den Arbeitstisch: Die Maus und ihren Freund, den Elefanten, sowie den kleinen Maulwurf. Toll, was man aus einfachen Linien alles machen kann.

(RP)
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