Projekt im Kreis Kleve Bedrohte Kirschbäume gesucht

Kreis Kleve · Die Kirschsaison ist da, doch manche Kirschsorten sind bedroht. Ein Verein im Kreis Kleve will sie retten und braucht Unterstützung.

Der Verein Likk (Landschaftspflege im Kreis Kleve) will seltene Kirschsorten retten.

Der Verein Likk (Landschaftspflege im Kreis Kleve) will seltene Kirschsorten retten.

Foto: Carina Pfeffer

Die ersten Kirschen werden langsam reif, in vielen Gärten steht im Laufe der nächsten Wochen die Ernte an. Was nicht alle über die beliebte Frucht wissen: Manche Kirschsorten sind vom Aussterben bedroht – Sorten, die es nicht im Supermarkt zu kaufen gibt und nicht nur in Vergessenheit geraten sind, sondern auch durch den Klimawandel gefährdet werden. Der Verein Likk (Landschaftspflege im Kreis Kleve) hat ein Projekt gestartet, das sie finden und retten soll.

Gesucht sind Kirschbäume, die 50 Jahre alt sind oder noch älter. „Da dürfen wir hoffen, die eine oder andere alte oder vergessene Kirschsorte zu finden“, erklärt Hubert Lemken, Vorsitzender des Vereins. Was er wissen möchte: Wie alt ist der Baum, wo steht er, wann ist die Kirsche reif – früh, mittel oder spät – und, falls bekannt, wie heißt die Kirschsorte? Falls man den Namen nicht kennen sollte, sei das kein Problem. Im ersten Schritt gehe es darum, seltene Kirschsorten zu finden und zu identifizieren. Der nächste Schritt: die seltenen Kirschsorten durch Veredlung zu vermehren und zu retten.

„Der Niederrhein verfügt noch über eine Vielzahl seltener Kirschsorten, die teilweise nirgendwo sonst anzutreffen sind“, erklärt der Verein. „Dabei handelt es sich um geschmacklich hervorragende, bei uns seit langer Zeit angebaute Kirschen, die aber in den Baumschulen und den Geschäften schon lange nicht mehr angeboten werden.“ Das Problem: „Die alten Bäume erreichen nun ein Alter, in welchem sie zusehends absterben, sie sind größtenteils in sehr schlechtem Zustand und der Klimawandel setzt den Bäumen besonders zu. Es gibt sie noch sehr vereinzelt, die alten Sorten, leider sind sie größtenteils in Vergessenheit geraten. Aber vielleicht kennt doch noch jemand einen oder mehrere der alten Bäume und kann so bei dem Projekt mithelfen, diese Sorten zu aufzufinden.“

Die Kirschexpertin Carina Pfeffer wird in den nächsten Wochen im Auftrag des Vereins die Wiesen im Kreis besuchen, um alte Kirschsorten zu identifizieren. Ermöglicht wurde das Projekt durch finanzielle Unterstützung der Stöckmann-Stiftung zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz sowie des Unternehmens Zentis.

Im Supermarkt seien heutzutage nur die Standardsorten anzutreffen, etwa die rote Knorpelkirsche, die Große Schwarze Knorpelkirsche, Burlat, die große Prinzessin und Kassins Frühe. Grund seien die Vorgaben: Süß müssen die Kirschen in der Regel sein, dunkelrot bis schwarz, fest, lagerfähig und groß, um erfolgreich vermarktet zu werden. „Alles, was nicht reinpasst, ist komplett aus dem Markt verschwunden“, sagt Lemken. Von den vielen lokalen Varianten sei wenig übergeblieben. Höchstens seien sie „Liebhabersorten zum Selbstanpflanzen“, wie Kaiser Wilhelm bei den Apfelsorten. „Viele Sorten haben einen tollen Geschmack, erfüllen aber die Vorgaben nicht, weil sie beispielsweise zu druckempfindlich sind oder nicht ungefähr gleich groß“, erklärt Lemken. Den Einzug der seltenen Kirschsorten in die Supermärkte hält er für eher unrealistisch. Vielmehr gehe es in seinem Projekt darum, die seltenen Kirschbäume zu retten. „Wir gehen davon aus, dass wir 20 bis 30 Sorten finden“, sagt Lemken.

Besonders interessant seien die ganz alten Regionalsorten, die gelb-bunt, rot oder fast schwarz sein können. Dazu zählen Boitzenburger, Cardorfer Frühe, Großrote, Kaiserkirsche, Krügers Niederrheinische Frühe, Leberkirsche, Mandelkirsche, Schumachers Kirsche, Späte Braune beziehungsweise Spätbronge, Uhlhorns Trauerkirsche und Uhlhorns Wunderkirsche. Aber auch die Meldung aller anderen Sorten alter Bäume sei willkommen.

Das Projekt ist „zugegebenermaßen speziell“, sagt Lemken. „Aber wenn ich damit warten würde, bis ich in Rente gehe, ist es zu spät für diese Aktion, dann sind die Bäume zu 95 Prozent weg. Es wär schade, wenn die alten Sorten klanglos vom Niederrhein verschwinden.“

Erreichbar ist der Verein unter der Telefonnummer 02823 4199167 sowie per Mail an info@likk.eu. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite https://likk.eu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort