Kleve Sebus: Zum 200. Todestag

Kleve · Der 200. Todestag der Johanna Sebus erfährt in diesem Jahr in Kleve durch verschiedene Veranstaltungen und durch die Verleihung der Johanna-Sebus-Medaille eine außerordentliche Würdigung. Dies gereicht der Heldin des Niederrheins zur besonderen Ehre. Im Klever Raum ist wohl kein anderes Ereignis vor dem letzten Krieg so nachhaltig in Erinnerung geblieben wie der selbstlose Einsatz des mutigen Mädchens beim Deichbruch vom 13. Januar 1809, als sie versuchte, Mensch und Tier zu retten, dabei aber selbst den Tod fand.

Überbleibsel der Katastrophe

In einem beachtenswerten Vortrag über Johanna Sebus, den Valentina Vlasic am 5. Mai im Haus Koekkoek hielt, erwähnte sie auch die beim Deichbruch untergegangene Kirche von Brienen und die gerettete Glocke. Hier wäre nachzutragen, dass die Hachmann-Glocke später in der reformierten Kirche in Kleve Verwendung fand. Beim Angriff am 7. Oktober 1944 im Bombenhagel wurde sie zerstört, so dass jetzt nur noch die Fragmente erhalten sind.

Wichtiger aber wäre der Hinweis gewesen, dass noch etwas Bedeutsameres aus der untergegangenen Kirche existiert, das erst in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Entdeckung und Recherchen Paul Gerhard Küsters bekannt geworden ist: Ein Taufstein aus dem 15. Jahrhundert.

Im Jahr 1933 oder 1934 wurde von badenden Jungen ein "Blumenkübel" aus dem Spoykanal gehoben, der dann im Vorgarten eines Hauses auf der Briener Straße Aufstellung fand. Diesen mit ornamentalen Elementen versehenen Gegenstand, der Jahrzehnte dort gestanden hatte, erwarb Küsters und bepflanzte ihn. Er wurde die Zierde seines Gartens.

Es dauerte nicht lange, bis Küsters sich sagte, dass die wunderbare Steinarbeit aus Kalksandstein in der Form eines Kelches, mit einem Wulst als floralem Band, ein sakraler Gegenstand sein müsse. Unter dem Wulst finden sich sechs schildförmige Wangen mit drei ineinander greifenden Kreisen – ein Dreipass – wie man ihn häufig in der Spätgotik antrifft.

Es lag für Küsters nahe anzunehmen, dass es ein Taufstein sein müsste. Um sicher zu gehen, bat er um den Besuch eines Kunsthistorikers; dieser bestätigte seine Vermutung und datierte ihn auf das 15. Jahrhundert. In Gesprächen mit Heimatforschern und Pfarrer Fritz Leinung stimmten alle überein, dass es sich mit absoluter Sicherheit um einen Taufstein aus der untergegangenen katholischen Marienkirche aus Brienen, einer Tochter der Unterstadtkirche, handeln müsse. Die Authentizität wurde vom Landeskonservator und von Kunsthistorikern des Bistum Münster bestätigt.

Da die Herz-Jesu-Kirche am Rinderschen Deich zur Pfarrkirche erhoben werden sollte, ihr aber ein Taufstein fehlte, war Küsters bereit, der Kirche das Symbol einer Pfarre als Geschenk zu überreichen, umso lieber, als die Herz-Jesu-Kirche im Jahr 1997 ihren 125. Geburtstag feiern konnte. Nach der Restaurierung durch den Steinbildhauermeister Josef Tripp aus Bedburg-Hau wurde das belangreiche heimatgeschichtliche Dokument der Kirche in Kleve wieder zugeführt und am 8. Juni 1997 durch den Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann, eingeweiht.

(RP)
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