Kleve Schwestern verlassen Burg Ranzow

Kleve · Nach dem Tod der Leiterin Schwester Febronia wird der Konvent der Cellitinnen geschlossen. Zukünftig wird auf der Burg Ranzow der indische Orden der teresianischen Karmelitinnen tätig sein. 100 Jahre währte die Zeit der Cellitinnen. Sie erlebten Krieg und Zerstörung, Aufbau und Neuerungen.

 Für einen Plausch mit den Ordensschwestern nahm man sich in den frühen 80er Jahren gerne viel Zeit. Nicht nur Senioren, auch Erholungssuchende wussten die schattigen Plätzchen unter dem alten Baumbestand zu schätzen.

Für einen Plausch mit den Ordensschwestern nahm man sich in den frühen 80er Jahren gerne viel Zeit. Nicht nur Senioren, auch Erholungssuchende wussten die schattigen Plätzchen unter dem alten Baumbestand zu schätzen.

Foto: Evers

KLEVE-MATERBORN Nach fast 100 Jahren verlassen in diesen Tagen die Ordensschwestern die Burg Ranzow in Materborn. Nach dem plötzlichen Tod der langjährigen Leiterin, Schwester Febronia, verblieben nur noch Schwester Agilolfa, die Jahrzehnte in der Küche gearbeitet hat, und Schwester Martha. Leider konnten dauerhaft keine drei Ordensschwestern mehr in den Konvent auf der Burg entsandt werden, so dass sich die Ordensoberin, Schwester Bernharda, schweren Herzens entschloss, den Konvent der Cellitinnen zum 30. Juni zu schließen. Gleichzeitig gelang es aber, den indischen Orden der teresianischen Karmelitinnen zu gewinnen, ab dem 1. Juli einen neuen Konvent mit dem Namen "Karmel Konvent St. Anna" in Burg Ranzow zu gründen.

Zukünftig werden auf der Burg Ranzow Schwester Theresia, Schwester Rency und Schwester Cressianzia ihren Dienst tun. Im Jahr 1914 erwarb die Gemeinschaft der Cellitinnen zur heiligen Maria in der Kupfergasse Köln die Burg Ranzow in Materborn. Der damalige Pfarrer von St. Anna, Richard Heinrichs, hatte es nach längeren Bemühungen endlich erreicht, eine Niederlassung von Ordensschwestern in seiner Pfarrei zu ermöglichen. Der Wirkungskreis sollte sich auf ambulante Krankenpflege, eine Handarbeitsschule, einen Kindergarten und vor allem auf die Betreuung von Nervenkranken und Erholungssuchenden erstrecken.

Die Erweiterung des Hauses durch einen großzügigen Ausbau im Jahr 1926 – einschließlich einer geräumigen Hauskapelle – unterstrich die positive Entwicklung der bald überregional beachteten Einrichtung. Über zehn Schwestern engagierten sich in dieser Zeit im Dienst an den ihnen anvertrauten Mitbürgern.

Anfang 1920 wurde in Burg Ranzow ein Sanatorium unter der ärztlichen Leitung des Klever Sanitätsrats Dr. Bergmann für etwa 60 Gäste eingerichtet. Viele Patienten aus allen Teilen Europas fanden den Weg nach Materborn und erwarteten Heilung. Burg Ranzow wurde im Zweiten Weltkrieg als Lazarett der Wehrmacht genutzt, in dem auch die Schwestern bei der Pflege und Betreuung der verletzten Soldaten eingesetzt wurden. Im September 1944 wurde das Lazarett aufgelöst.

Es begann die Evakuierung, bei der auch die Schwestern des Ordens gezwungen waren, das Haus zu verlassen. Als sie nach dem Krieg wieder dorthin zurückkehrten, fanden sie ein einziges Chaos vor. Doch ihr selbstloser Einsatz machte es möglich, dass bereits im Jahr 1946 wieder der Kindergarten eröffnet werden konnte. Verhandlungen, das Klever Krankenhaus auf die Burg zu verlegen, führten allerdings zu keinem Ergebnis. Stattdessen konnte ein Altenheim eingerichtet werden, das 50 bis 60 Senioren ein neues Zuhause bot. Weitere 55 Jahre später, im Jahr 2001, wurde der Pflegebereich dann aus den historischen Gebäudeteilen ausgelagert in einen neu errichteten Anbau. Anschließend wurden im alten Teil Seniorenwohnungen geschaffen.

Heute umfasst Burg Ranzow neben diesen 25 Wohnungen noch weitere acht Kurzzeitpflegeplätze und 55 Pflegeplätze für Langzeitpflege.

(stw)
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