Kleve-Keeken Schwarzwild wütet in Düffel-Maisfeldern

Kleve-Keeken · Im Mai waren erstmals in Niel Wildschweine gesichtet worden. Nun hat es die Tiere nach Keeken getrieben. Mindestens acht Exemplare sollen beobachtet worden sein. Bauern melden Schäden. Die Schweine dürfen geschossen werden.

 Bereits im Mai diesen Jahres gelang diese Aufnahme eines Wildschweines in der Düffel nahe der Ortschaft Niel. Inzwischen halten sich eine ganze Reihe von Schwarzkitteln laut Nabu in der Niederung auf.

Bereits im Mai diesen Jahres gelang diese Aufnahme eines Wildschweines in der Düffel nahe der Ortschaft Niel. Inzwischen halten sich eine ganze Reihe von Schwarzkitteln laut Nabu in der Niederung auf.

Foto: Klaus Dieter Stade

Die Maiskolben angefressen, der Boden aufgewühlt. Wildschweine haben ihr Unwesen in der Düffel getrieben, ihre Spuren sind unverkennbar. "Wir können noch nicht genau schätzen, wie groß der Schaden ist. Mehrere Landwirte sind betroffen", sagt Georg Reymer aus Keeken. Auch durch seine Maisfelder ist das Schwarzwild gezogen. "Jäger haben uns bereits bestätigt, dass es sich um Wildschweine handelt. Das ist in meiner Zeit als Landwirt das erste Mal, dass ich es mit solchen Schäden zu tun bekomme", sagt Reymer.

 Typischer Wildschwein-Schaden auf einem Feld von Landwirt Stefan Derksen in Keeken.

Typischer Wildschwein-Schaden auf einem Feld von Landwirt Stefan Derksen in Keeken.

Foto: Stade

Acht Stück sind dabei gesehen worden, wie sie im Bereich der Putenmast Schlüter die Straße überquert haben, manche berichten gar von noch mehr Tieren. "Im Frühling haben wir schon drei Schweine im Kranenburger Bruch beobachtet, jetzt sollen es aber mehr sein", sagt auch Johann Thissen von der Nabu-Naturschutzstation Kranenburg. Seitdem der Mais gewachsen ist, seien die Tiere aus dem Gebiet rund um Niel verschwunden. "Für die sind das jetzt herrliche Zustände in der Düffel", sagt Thissen. Zum einen bietet sich durch die hochgewachsenen Maisfelder genügend Deckung, zum anderen mehr als ausreichend Futter.

Des Tieres Freud ist des Landwirts Leid. "Wenn die Wildschweine einige Zeit in den Feldern verbringen, geht das nicht gut aus", sagt Johann Thissen. Denn einmal eingelebt, können sie einen derart großen Schaden anrichten, dass es zu erheblichen Ernte-Ausfällen kommt. Daran haben wiederum die zuständigen Jagdpächter kein Interesse. "Wir müssen die Schäden finanziell ausgleichen", erläutert Gerhard Thomas, Vorsitzender der Klever Kreisjägerschaft. Thomas hat sein Jagdrevier in Kleve-Reichswalde, allein im vergangenen Jahr hat er dort fünf Tiere geschossen. "Mindestens einmal in der Woche kontrolliere ich mein Gebiet auf Spuren. Kein Jäger hat Interesse daran, dass Wildschweine Schäden in ihrem Revier anrichten", sagt Thomas.

Woher die Tiere in der Düffel kommen, ist nicht ganz sicher. Ein Faktor sei dabei aber auch der "illegale Grenzverkehr", wie er scherzhaft erklärt. "Die Tiere kommen aus den Niederlanden über Wyler nach Deutschland", sagt der Jäger. Der Grund dafür ist einfach: "Die Schweine gehen dahin, wo es etwas zu fressen gibt", sagt Thomas. Im Gegensatz zum Reichswald im Kleverland gibt es bei unseren Nachbarn keine Wildgatter — die Tiere haben also freie Bahn. Und landen zum Beispiel in den Feldern von Landwirt Stefan Derksen aus Keeken. "Eine Ecke des Feldes ist ganz platt, immer mal wieder sind Stellen angefressen", sagt Derksen, der ebenfalls zum ersten Mal mit den Schweinen zu kämpfen hat. "Die Situation ist ganz neu für mich", sagt der Landwirt.

Womöglich muss er sich in den kommenden Jahren aber auf erneuten Besuch der Wildschweine einrichten. "In weiten Teilen Europas explodieren die Schweinebestände regelrecht", sagt Nabu-Fachmann Johann Thissen. "Bei guter Buchen- und Eichenmast können die Bachen zweimal im Jahr Jungtiere bekommen", sagt er. Im Extremfall könne es sogar vorkommen, dass Tiere, die im Frühling geboren werden, schon im Herbst geschlechtsreif sind und selber Frischlinge bekommen.

Auch Gerhard Thomas geht davon aus, dass es in Zukunft öfter zu Problemen mit den Schweinen kommt. "Wir tun alles, um dem Einsickerungsprozess durch Bejagung entgegenzuwirken. Langfristig aber werden wir es wohl nicht aufhalten können", sagt er. Geschossen werden dürfen die Tiere derzeit: Vom 1. August bis zum 31. Januar ist Jagdsaison. Die Schweine sind aber schnell, können weite Strecken zurücklegen und sich gut verstecken. Für die Jäger immer wieder aufs Neue ein Katz-und-Maus-Spiel.

(lukra)
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