Kreis Kleve Weil Nachbarn einander vertrauen
Kreis Kleve · 518 deutsche und niederländische Schüler drückten künstlerisch ihre Erfahrungen mit dem Nachbarland aus. In der Stadthalle wurden die Gewinner des Euregio-Projekts ausgezeichnet, darunter auch Kranenburger und Klever Kinder.
Die Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland ist 577 Kilometer lang. Insbesondere für die jüngeren Semester sind die Übergänge allerdings fließend. Das offenbarte auch der euregionale Schulwettbewerb, an dem 518 Jugendliche aus den Niederlanden und aus Deutschland teilnahmen. Die Jugendlichen waren aufgefordert, im Rahmen ihrer Deutsch- oder Niederländischschulstunden in Projekten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Länder zur Schau zu stellen. Ob Theater, Textarbeit oder Filme - der Kreativität waren keine Grenze gesetzt. Klar war aber: Irgendwas mit Medien sollte es sein. „Die Schüler haben mit ihren Projekten viel Interesse für die Nachbarn gezeigt“, so Regina Schneider, Euregio-Botschafterin.
„Wir müssen miteinander ins Gespräch kommen. Das Herz führt uns dort hin, der Kopf muss aber mitkommen“, sagt Heidi de Ruiter von der Euregio Rhein-Waal. Um mit Herz und Kopf das europäische Projekt zu unterstützen, folgte auch die Kreis Klever Politikprominenz der Einladung: Ex-Umweltministerin Barbara Hendricks, der Bundestagsabgeorndete Stefan Rouenhoff sowie der Landtagsabgeordnete Günther Bergmann ließen sich von der jugendlichen Kunst begeistern, die unter dem Motto „kenne deine buren“ prämiert wurde. Eine neunköpfige Jury aus Journalisten, Bloggern, Unternehmern und Lehrern wählte die Besten aus.
Der nordrhein-westfälische Minister für Europaangelegenheiten Stephan Holthoff-Pförtner hielt zuvor ein leidenschaftliches Plädoyer für die europäische Idee: „Kriege können sich junge Menschen nicht mehr vorstellen. Für sie ist Europa Alltag.“ Er fügte ein Beispiel an, das ihn ereilte, als er den Ministerpäsidenten im Ausland vertrat: „Ich kam mit dem Präsidenten Serbiens und dem Außenminister Kroatiens ins Gespräch. Beide mochte ich, obwohl sie sich gegenseitig hassen“, sagt Holthoff-Pförtner. Er selber habe noch erfahren, welch belastete Beziehung Niederländer und Deutsche lange Zeit hatten. „Ich fuhr früher häufig mit meinen Eltern und mit Essener Kennzeichen am Auto nach Holland an die See. Mein Vater hatte aber nie wirklich gute Laune, weil er sich noch immer für die deutschen Taten im Zweiten Weltkrieg schämte“, sagte er.
Die Jury legte bei der Bewertung der Kunstprojekte einen besonderen Fokus darauf, inwiefern die Schüler die jeweils andere Kultur verstanden haben. Sprache und Kreativität taten ihr Übriges. In der Gruppe bis zur achten Klasse zeichnete die Jury die 7a der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule aus und überreichte den Schülern einen Check in Höhe von 750 Euro - für die „Weihnachtskasse“ wohlgemerkt. Die Klasse hatte ein deutsch-niederländisches Frühstücksfernsehen produziert, in dem der Karneval, der typische Humor und die Vierdaagse in Nimwegen vorgestellt wurden. Bei den Älteren räumte die Europaschule Rheinberg ab, die ihr Projekt „falsche Freunde“ in Zusammenarbeit mit einer Partnerschule aus Nimwegen angefertigt hatte. Die falschen Freunde sind im niederländisch-deutschen Austausch jene Worte, die in der jeweiligen Fremdsprache eine völlig andere Bedeutung haben und zur Sprachbarriere werden können: so ist das Wort „gebellt“ im Nachbarland die Vergangenheitsform von „telefonieren“, bei uns beschreibt es die Laute von Vierbeinern.
Den dritten Rang in dieser Kategorie räumte erneut die Joseph-Beuys-Gesamtschule ab. Die Euregio-Realschule in Kranenburg nahm einen Sonderpreis für das beste Theater entgegen.