Niederrhein Schöpfer der "Stillen Demo"

Niederrhein · Kaum ein Künstler der Region ist in der Öffentlichkeit so präsent wie Pit Bohne. Sein Zug schweigender Protestler war bereits an sieben Standorten zu sehen. Doch damit ist das Werk des 57-Jährigen nicht ausgeschöpft.

 In seinem Atelier in Neukirchen-Vluyn entwirft und plant Pit Bohne (57) die Skulpturen nicht nur für die "Stille Demo".

In seinem Atelier in Neukirchen-Vluyn entwirft und plant Pit Bohne (57) die Skulpturen nicht nur für die "Stille Demo".

Foto: Klaus Dieker

Pit Bohne hat einen Nerv getroffen. Kaum ein Künstler vom Niederrhein steht derzeit so oft in der Zeitung wie der Mann aus Neukirchen-Vluyn. Der Grund ist sein Kunstobjekt "Stille Demo". Wo immer derzeit links und rechts vom Rhein Bürger ein Anliegen haben, wird es von den schweigenden Menschenfiguren aus Metall eindrucksvoll unterstrichen.

Zurzeit stehen sie am Eyller Berg, der in den Augen vieler Anwohner eine verantwortungslose Giftmülldeponie ist. "Das ist bereits der siebte Standort", zählt Bohne auf. Gegen den Kulturabbau in Dinslaken oder die drohende Schließung eines Krankenhauses in Goch trat die "Stille Demo" auch schon in Aktion. Auch wenn dem 57-Jährigen bewusst ist, dass sein Objekt bei allzu vielen Einsätzen in den Ruch der Beliebigkeit kommen könnte, freut er sich doch, dass hier die Kluft zwischen den Bürgern und der modernen Kunst einmal überwunden wurde. Denn die "Stille Demo" spricht auch zu jenen, die sonst vor Museen oder Skulpturenparks Schwellenangst empfinden und der "ernsten" Kunst geflissentlich aus dem Wege gehen.

Ursprünglich war die Parade der Protestler übrigens für die Stadt Duisburg bestimmt, damals, als das Ruhrgebiet sich als Kulturhauptstadt feierte. Doch Bohnes Objekt, so sagt er heute, passte offenbar nicht in das auf Optimismus und Party getrimmte Programm.

Ein politischer Künstler? "Sagen wir, ich sehe mich als zeitkritischen Künstler", sagt Pit Bohne. Der gebürtige Duisburger, der zunächst eine Lehre als Glasmaler machte und später in Aachen studierte, arbeitet heute vor allem mit Metall, auch wenn in seinem Atelier auch Gemälde stehen.

Bohnes Markenzeichen, wenn man so sagen kann, ist die schlichte Menschenfigur, die er in vielen Variationen verarbeitet. Die Moerser kennen seinen "ENNI-Mann" am Königlichen Hof in Moers, auch eine Variation dieser Menschengestalt. Diese Figur, ja, die verfolge ihn schon länger, sagt er. "Der Mensch steht im Vordergrund, im Positiven wie im Negativen." Mehrere der Objekte sind mit der Aufschrift "Neue Männer braucht das Land" versehen. Und in jüngster Zeit, meint Bohne, tue sich im Lande ja wieder etwas: Occupy-Bewegung und ähnliches. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass sich etwas tut."

Derzeit hält Pit Bohne Ausschau nach einer größeren Halle für seine Skulpturen. In seinen Räume im Industriegebiet Genend wird es allmählich etwas eng für die vielen "neuen Männer". Seit 20 Jahren lebt Pit Bohne hier an der Stadtgrenze zwischen Neukirchen-Vluyn und Moers. Auf dem Außengelände sind mehrere Installationen und Kunstobjekte zu sehen.

Info Mehr Informationen zum Künstler gibt es im Internet unter www.pit-bohne.de

(RP)
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