Kleve Schlecker-Frau sucht Arbeit

Kleve · Die Arbeitsagentur hat im Kreis mehr ehemalige Beschäftigte der insolventen Drogerie-Kette vermittelt als im NRW-Durchschnitt. Die ehemalige Betriebsratsvorsitzende Ulrike Dietze sucht noch immer eine neue Beschäftigung.

 Ulrike Dietze, die noch Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen hat, sagt: "Als Schlecker insolvent war, brach meine Welt zusammen."

Ulrike Dietze, die noch Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen hat, sagt: "Als Schlecker insolvent war, brach meine Welt zusammen."

Foto: Klaus-Dieter Stade

Sie jammert nicht. Sie zeigt sich vielmehr optimistisch. Ulrike Dietze sucht Arbeit. Die Kleverin ist eine von 23 300 Schlecker-Frauen, die bei der Insolvenz der Drogerie-Kette ihre Existenz verlor. Die 52-Jährige kümmert sich seit März mit Unterstützung der Arbeitsagentur um eine neue Beschäftigung im Einzelhandel. Die ausgebildete Verkäuferin sucht häufig über das Online-Portal der Agentur eine Stelle und hat bisher zwölf Bewerbungen geschrieben an Discounter, den Flughafen Weeze und größere Einzelhandelsgeschäfte. "Ich bin frustriert, aber nicht am Boden", sagt Ulrike Dietze über ihre Situation. Dabei hat die Arbeitsagentur Wesel Erfolge vorzuweisen. Von den Schlecker-Frauen hätten über 60 Prozent eine neue Beschäftigung gefunden oder seien in Fortbildung. Die Vermittlungsquote sei gut im Vergleich zum NRW-Durchschnitt, erklärt Damian Janik, Bereichsleiter für die Vermittlung bei der Arbeitsagentur Wesel. Im Land hat dagegen nur ein Viertel einen Job gefunden. Ulrike Dietze, die bis zum Schluss die Betriebsratsvorsitzende der Schlecker-Filialen im Kreis Kleve war, gehört nicht dazu.

Vier Vorstellungsgespräche hat die Kleverin geführt. "Ich hatte danach immer ein gutes Gefühl, und wenn ich mich später erkundigt habe, gab es immer Absagen ohne Begründung, warum ich abgelehnt worden bin", berichtet Dietze. Bei den Gesprächen sei zwar nachgefragt worden, ob sie Betriebsrat gewesen sei. Aber die Kleverin ist davon überzeugt, dass diese Tätigkeit nicht das Motiv für die Absagen war. "Hindernisse für eine Einstellung waren wohl vielfach mein Alter mit fast 53 Jahren und der Wunsch nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Ich brauche diese Absicherung, weil ich als alleinerziehende Mutter von meinem Einkommen leben will", sagt Dietze.

Die ehemals arbeitslosen Schlecker-Frauen aus dem Kreis hätten nun Beschäftigungen bei Discountern, einem Modehaus, bei größeren Verkaufsketten, bei einem Logistiker und einer Großbäckerei, berichtet Janik. Nur ein "ganz kleiner Teil" der früheren Schlecker-Mitarbeiterinnen habe eine Anstellung bei Zeitarbeitsfirmen bekommen. Je mobiler allerdings die Frauen seien, desto größer sei die Chance, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, so der Vermittler. Die ehemaligen Schlecker-Beschäftigten hätten nicht nur Vorschläge von der Agentur für neue Arbeitsplätze bekommen. Sie hätten auch Hilfe erhalten, wie sie sich online zu bewerben hätten und bei Rollenspielen seien Vorstellungsgespräche simuliert worden, wie die Frauen ihre Sätze formulieren, wie Gestik und Körpersprache eingesetzt werden sollten, sagt Janik.

Ulrike Dietze wird weiterhin eine Arbeit suchen, "wovon ich leben kann". Wenn es im Einzelhandel nicht klappt, denkt die 52-Jährige daran, sich für die Altenpflege zu qualifizieren. "Hier werden Kräfte gesucht und ich will einen Beruf ausüben, in dem ich mit Menschen zu tun habe", gibt die Kleverin ihre Hoffnung nicht auf.

(RP)
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