Kreis Kleve Schäuble sorgt für volles Haus in Geldern

Kreis Kleve · 350 Zuhörer beeindruckte der Bundesfinanzminister gestern Abend bei seinem Auftritt im Seepark. Dabei hielt Wolfgang Schäuble ein flammendes Plädoyer für Europa und den Euro. Unterstützung für Ronald Pofalla gab es auch.

 Ronald Pofalla, Wolfgang Schäuble und Günther Bergmann (v. l.) gestern Abend im Gelderner Seepark. Der Finanzminister hielt ein Plädoyer für Europa und die gemeinsame Währung.

Ronald Pofalla, Wolfgang Schäuble und Günther Bergmann (v. l.) gestern Abend im Gelderner Seepark. Der Finanzminister hielt ein Plädoyer für Europa und die gemeinsame Währung.

Foto: Gerhard Seybert

Bereits der Einzug von Wolfgang Schäuble geriet zum kleineren Triumphzug. Als der Bundesfinanzminister gegen 18 Uhr in der Halle Gelderland des Seeparks ankam, schallte ihm ein langanhaltender Applaus entgegen. Begleitet von Ministerkollege Ronald Pofalla und dem CDU-Kreis-Chef Dr. Günther Bergmann genoss es der bodenständige Finanzpolitiker offenbar, vor so vielen ebenfalls bodenständigen Niederreinern, die aus vielen Ecken der Region den Weg nach Geldern gefunden hatten, zu reden. Und die vielen politisch Interessierten dürften ihr Kommen nicht bereut haben.

Nach der offiziellen Begrüßung durch Günter Bergmann, der als Hausherr wegen des Andrangs noch Stühle nachordern musste, hatte zuerst Ronald Pofalla das Wort. Und der CDU-Bundestags-Dauerkandidat des Kreises Kleve sparte nicht mit Lob für den prominenten Gast. "Durch Ihr Mitwirken am Einigungsvertrag als damaliger Innenminister dürfen Sie getrost als einer der Architekten der Einheit bezeichnet werden", so Pofalla über Schäuble, der derzeit seine elfte Legislaturperiode im Bundestag erlebt.

Der Finanzminister seinerseits sparte in Wahlkampfzeiten ebenfalls nicht mit Lob für den Kanzleramtsminister. "Auch wenn er nicht so oft vor den TV-Kameras steht wie andere Minister, so ist er es doch, der den Laden in Berlin hinter den Kulissen zusammenhält", so Schäuble deutlich. Und weiter: "Er ist eine verlässliche Stütze für die Bundesregierung. Sie können stolz auf diesen Abgeordneten sein!"

Anschließend wies der promovierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler auf die Erfolge der schwarz-gelben Koalition hin — vor allem in finanztechnischer Sicht. "Wir werden im nächsten Jahr kein strukturelles Defizit mehr machen und kommen danach sogar ohne Neuverschuldung aus", erklärte der Vater von vier Kindern, der versprach, dass noch zwölf Monate später sogar mit der Rückzahlung der Bundesschulden begonnen werden könne. "Und das nach der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009, die wir nur durch die soziale Partnerschaft von Arbeitgebern und Gewerkschaften überstanden haben, die erkannt haben, dass sie in einem Boot sitzen." Aus dieser Erfahrung heraus erteilte Schäuble dem bundesweit flächendeckenden Mindestlohn von Rot-Grün eine deutliche Abfuhr.

Überhaupt ließ der 1942 in Freiburg geborene Minister kein gutes Haar an Steinbrück, Göring-Eckardt & Co — um danach sofort seine Befürchtung vor einer rot-rot-grünen Koalition nach dem 22. September Ausdruck zu verleihen: "Dann ist zwei und zwei nämlich nicht mehr vier, sondern 40. Und dann kann auch ein Oscar Lafontaine Finanzminister werden", erklärte er unter dem Gelächter der Besucher.

Im letzten Teil seiner Rede präsentierte Schäuble dann ein flammendes Plädoyer für Euro und Europa. Nach der Finanzkrise gäbe es in fast allen EU-Ländern mittlerweile die Schuldenbremse. Und selbst Griechenland sei am Anfang eines richtigen Weges, der allerdings noch lange nicht zu Ende sei. "Reformen bei der Rente und schlankere Behörden sind nur ein Teil der Gesundung dort", so Schäuble, der sich strikt gegen einen weiteren Schuldenschnitt für Athen aussprach. Allerdings schloss der Finanzminister künftig begrenzte Finanzierungshilfen für die Griechen nicht vollkommen aus.

(RP)
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