Museum Kurhaus Kleve Wenn das Schätzchen zum Schatz wird

Kleve · Mittwochs ist Schätztag im Museum Kurhaus Kleve. Dann können Bürger kommen und ihr Schätzchen bewerten lassen. Bares für Rares gibt es im Kurhaus zwar nicht – aber eine Expertise.

 Hildegard Oeser und Harald Kunde bei der Begutachtung in der Museums-Lounge. Im Hintergrund eine Wandarbeit von Richard Long.

Hildegard Oeser und Harald Kunde bei der Begutachtung in der Museums-Lounge. Im Hintergrund eine Wandarbeit von Richard Long.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die drei Schätzchen sind sorgfältig in ein weiches Bettuch geschlagen, am Rand lugt der golden-barocke Rahmen hervor. 50 Jahre hingen sie im Zimmer der Familie, jetzt gibt es keinen Platz mehr für die niederländische Landschaft, das Burgbild und eine weitere Landschaft. Hildegard und Norbert Oeser haben sich von Goch aus mit den drei Erbstücken auf den Weg nach Kleve gemacht. Sie wollen wissen, ob ihre Schätzchen ein Schatz sind oder „nur“ zu behütende Familientradition.

Vorsichtig legt Hildegard Oser sie auf den großen Tisch in der Lounge des Museums Kurhaus, faltet die Betttücher auf. Zwei der Bilder haben auf dem Markt keine guten Chancen: „Das sieht eher nach einem Hobbykünstler aus“, sagt Kunde mit kritischem Blick. Aber die Motive seien schön, die Bilder aufwendig gerahmt, die Rahmen nicht ohne Wert. Vielleicht lohne ein Weg ins Klever Haus Koekkoek, wo der Antiquar Helmut van Bebber einen Blick darauf werfen könne.

 Die Landschaft im niederländischen Stil – feine Malerei von Johannes Duntze aus dem Jahr 1869.

Die Landschaft im niederländischen Stil – feine Malerei von Johannes Duntze aus dem Jahr 1869.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Das dritte Bild hingegen ist feine Malerei: Eine mit gekonntem Farbauftrag auf die Leinwand gesetzte niederländische Winterlandschaft mit Windmühle und Menschen, die auf dem Eis Schlittschuhlaufen. Ein schönes Bild. Johannes Duntze ist der Maler, 1869 das Datum des Bildes. „Eine sehr schöne Landschaft in niederländischer Tradition“, sagt Kunde. Der Künstler sei kein großer Name, aber immerhin bekannt. Ein qualitativ hochwertiges Bild. Über einen Geld-Wert kann Kunde nichts sagen. Der Museumsdirektor rät, das Bild gut zu fotografieren und sich mit dem Foto an eines der Auktionshäuser van Ham oder Lempertz zu wenden. „Die sind immer auf der Suche nach neuen Bildern für eine Auktion“, sagt er. Hildegard und Norbert Oeser sind zufrieden: Sie haben mehr als „nur“ ein Schätzchen,

Mittwochs ist Schätztag im Klever Museum Kurhaus. Dann stehen die Kunsthistoriker des Museums, Chef Kunde, Susanne Figner und Valentina Vlasic, im Wechsel bereit, Kunst und Kunsthandwerk zu begutachten. Das kann man sich vorstellen wie bei Horst Lichters ZDF-Sendung „Bares für Rares“. Nur, dass es hier keine Händler gibt, die auch tatsächlich Bares bei der Hand haben. Kunde hat schon Schätze gefunden, die später in Auktionshäusern ihren Preis erzielten. Anfang des Jahres hatte ein Besucher eine Grafik von Iwan Wassiljewitsch Kljun dabei, einem Vertreter der russischen Avantgarde und Bekannter von Maschkow und Malewitsch.

Oftmals muss er aber auch freundlich enttäuschen: „Das ist ein schönes Bild, Öl auf Leinwand, schön gemalt und signiert – aber dem Bild sieht man an, dass es für den kommerziellen Handel gedacht ist, als Stadtansicht. Hohe Erwartungen an einen Verkaufswert würde ich mir nicht machen“, musste er die Hoffnung eines der Besucher dämpfen. Es sei romantisierend und stelle die gute heile Welt dar, eine Welt, die es da schon nicht mehr gab. Sabine und Liesel sitzen auf der Bank gleich neben der Treppe. Sabine hat eines der Bilder, mit denen sie von Bocholt nach Kleve gekommen ist, neben sich gelegt. Eine alte Straßenszene mit einem Mann und Stufengiebelhäusern. Ein Druck vom Stein, signiert. In der Hand hält sie eine weitere Grafik, die zeigt ein barockes Bild. „100 bis 200 Euro könnte die Grafik bringen“, sagt sie mit Blick auf das Bild, das ein Bild zeigt und mit einem Post-it die Jahreszahl „um 1700“ geklebt ist.

Für Liesel und Sabine gab’s eine gute Kunde vom Chef des Klever Museums: Die Bilder stellen einen gewissen Wert dar. Das hatten die zwei gehofft, denn die Bilder sind per Nachlass an die beiden Mitarbeiterinnen des Deutschen Roten Kreuzes in Bocholt gekommen. Der Erlös hilft, das Karo-Kaufhaus in Bocholt zu unterstützen. Sie sollen verkauft werden. „Das ist ja für einen guten Zweck“, sagt Liesel. Die beiden wissen jetzt, dass sie die Grafik nicht auf einem Flohmarkt für einen „Zehner“ weggeben müssen, sondern ein Vielfaches dafür erwarten können. Und dass es für den signierten Druck vielleicht einen Abnehmer im Haus Koekkoek mit Antiquar Helmuth van Bebber und vielleicht Bares für Rares gibt. Denn der Druck, vielleicht auch eine Lithografie, ist handsigniert und beschrieben von Jupp Brüx. Und der hat in Kleve bis heute seine Freunde. Die Fahrt von Bocholt hat sich gelohnt, freuen sich die Westfälinnen.

Dann sind die nächsten dran. Sechs an diesem Morgen bis um 13 Uhr.

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