Kleve Schätzchen schätzen

Kleve · Das Museum Kurhaus Kleve lud gestern zum Expertentag ein. Dazu kamen fünf Kenner des Kölner Kunstauktionshauses van Ham, die die mitgebrachten "Schätze" begutachteten und bewerteten.

Die Bildsprache, die Farbe — all das erinnert den Klever Harald Dikkers an Ewald Mataré. Vor einem Jahr etwa hat er das Bild, das eine grün getunkte Gebirgslandschaft zeigt, im Internet erworben. "Bei Ebay", sagt der Mann, der leidenschaftlich gern auf Trödelmärkten stöbert.

"Es war im Besitz eines Müncheners, aber es stammt ursprünglich aus dem Raum Düsseldorf. Und als ich die Handschrift des Künstler sah, dachte ich sofort an Mataré", berichtet Dikkers. Signiert ist es nicht, nichtsdestotrotz wollte er sich von der Echtheit des Gemäldes überzeugen. "Hübsch", sagte Honor Westmacott, Expertin für die Kunst des 20. Jahrhunderts, "aber Verkaufschancen hat es, glaube ich, nicht."

Experten des Kunstauktionshauses

"Schätzchen schätzen" so hieß die gestrige Veranstaltung im Museum Kurhaus Kleve, bei der fünf Experten des international tätigen Kölner Kunstauktionshauses van Ham zu Gast waren. Spezialisten zu Gemälden Alter und Neuerer Kunst, zu Kunst des 20. Jahrhunderts, zu Fotografie, zu europäischem Kunstgewerbe, zu Uhren, historischen Schmuck und Juwelen — sie alle begutachteten und bewerteten die mitgebrachten Kunstwerke der Klever und gaben ihnen Informationen und Ratschläge zur aktuellen Situation auf dem Kunstmarkt. Experten wie Stefan Hörtler, Kunsthistoriker.

"Bisher war noch nichts dabei", sagt Hörtler. Mit Lupe und Taschenlampe schaut er sich die in Decken vermummten "Schätze" an. Meist verrät ihm aber schon der erste Blick, ob es sich bei dem Bild, um ein wertvolles Gemälde handelt — oder nicht.

"Was macht es für einen Eindruck? Ist es gedruckt oder gemalt? Wie ist der technische Zustand? Unglaublich viel Erfahrung und Selbsteinschätzung sind dabei wichtig. Und wenn man mal nicht weiter weiß, guckt man in die Lexika oder Auktionslisten", so Hörtler. Ein freundliches Wort zum Abschied, schließlich möchte man niemanden vor den Kopf stoßen.

Der Expertentag des renommierten Kunstauktionshauses van Ham findet bereits zum zweiten Mal im Museum Kurhaus Kleve statt. "Schon im vergangenen Jahr waren die Fachmänner bei uns zu Gast. Offenbar hat es sich gelohnt", sagt Drs. Guido de Werd. Für den Leiter des Klever Museums bietet dieser Tag zudem die Möglichkeit, die Menschen auf andere Art und Weise ins Museum zu locken — zumal die meisten einfach nur wissen möchten, ob und was ihr Mitbringsel wert ist.

Petra Müller aus Wachtendonk zum Beispiel hatte drei goldene Taschenuhren dabei. "Sie stammen von den Vorfahren meines Mannes", sagt sie. "Wirtschaftlich sind sie wohl nichts Besonderes. Für mich aber schon."

(RP)
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