Grundschule An den Linden in Kleve Krebsrisiko – Stadt reißt Parkett raus

Kleve · Die Stadt Kleve wollte durch mehrere Maßnahmen die belastete Raumluft in der Grundschule An den Linden verbessern. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Schadstoffwerte sind gestiegen. In den Sommerferien sollen Holzboden, Kleber und Esstrich entfernt werden.

 Die Grundschule An den Linden.

Die Grundschule An den Linden.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die neuesten Messergebnisse waren ein Schock: Im Zuge der Sanierung der Grundschule An den Linden wurden auch die Parkettböden überarbeitet (wir berichteten). Anschließend wurden erhöhte Werte der gesundheitsgefährdenden Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffverbindung, PAK genannt, in den Klassenräumen gemessen. Die auch krebserregend sein können. Mit zahlreichen Maßnahmen wollte die Stadt die belastete Raumluft verbessern.

Wie sich herausstellte, waren die jüngsten und aufwendigen Arbeiten wirkungslos. Im Gegenteil: Die Werte sind trotz der jüngsten Maßnahmen gestiegen. Mittwochabend wurde dem Rat das Ergebnis der neuesten Messung mitgeteilt. Das Fachunternehmen Mokroß hatte die erhöhte Konzentration des gesundheitsgefährdenden Stoffes in seinem Gutachten festgestelt. Heiner Mokroß, Sachverständiger für Gebäudeschadstoffe, erklärte, dass es eine Einteilung in drei Gefahrenstufen gibt. Der untere Wert nennt sich „Vorsorgebereich“. Darüber liegt der „Besorgnisbereich“, und der wurde nach der Messung erreicht. Hier kann es zu Befindlichkeitsstörungen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Laut Gutachten besteht Handlungsbedarf.

Aktiv wird die Stadt Kleve auch. Nachdem die Maßnahmen das Gegenteil von dem brachten, was man davon erwartet hatte, lautet die Lösung jetzt: „Alles muss raus.“ In einer Mitteilung spricht die Verwaltung davon, dass die Sanierungsmaßnahmen fortgesetzt werden. Nur in eine andere Richtung. Wollte man zunächst die Schadstoffsituation mit der Überarbeitung des Parketts verbessern, werden jetzt sowohl Holzboden, PAK-haltige Kleber als auch der Estrich entfernt. Jörg Boltersdorf, Pressesprecher der Stadt, sagt dazu: „Die daraus resultierenden Mehrkosten müssen noch ermittelt werden.“ Anschließend kommt es zu einer neuen Messung, um zu entscheiden, wie mit den anderen Klassenräumen verfahren wird

Im Zuge der Überarbeitung sind die bestehenden Fugen und Spalten im Parkett mit einer speziellen elastischen Silikonmasse abgedichtet worden. Die Verwaltung erklärt, man habe dies in in enger Abstimmung mit Mokroß vorgenommen.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing zeigte sich von dem Messergebnis überrascht, denn: „Wir sind den Sanierungsvorschlägen gefolgt. Jetzt besteht dringender Handlungsbedarf. Hier geht es um die Gesundheit aller, die sich an der Schule aufhalten.“ Hedwig Meyer-Wilmes (Grüne) sagt: „Das Parkett hätte entfernt werden müssen. Es ist zwar die teuerste Variante, aber die beste.“ So sieht es auch FDP-Chef Daniel Rütter: „Nur die restlose Beseitigung des PAK-haltigen Parkettklebers kann das Problem dauerhaft lösen. Dass die Versiegelung nicht erfolgreich war, zeigt den Handlungsdruck deutlich. Das Gebäudemangement muss schleunigst eine umfassende Sanierung in die Wege leiten.“

Ein weiteres Problem sehen die Gutachter in der Temperatur. Die aktuelle Messung wurde bei 20 Grad Celsius durchgeführt. Höhere Temperaturen hätten auch immer einen Anstieg der Ausgasung flüchtiger Stoffe zur Folge.

Für den Elternsprecher Max Knippert hat sich der Einsatz gelohnt. Allein stellt sich bei ihm die Frage: „Wie will man eine komplette Sanierung in den Schulferien hinbekommen?“

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