Kalkar Sammeln, singen und Segen bringen

Kalkar · Im gesamten Klever Gebiet ziehen heute die Sternsinger für den guten Zweck durch die Straßen. In Kalkar wurden die Kinder mit Hilfe eines Kurzfilms vorbereitet. Die Gemeinschaft wird geschätzt, doch es gibt auch Sorgen um die Zukunft.

 Alle Vorbereitungen sind getroffen: Die Sternsinger ziehen heute um die Häuser, um Segen in die Häuser zu bringen.

Alle Vorbereitungen sind getroffen: Die Sternsinger ziehen heute um die Häuser, um Segen in die Häuser zu bringen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Stolz blickt Robert (12) sein langes graues Gewand hinunter, das seinen Körper nahezu komplett umschließt. Die Krone auf seinem Kopf sitzt wie maßgeschneidert. Zugegeben, der Umhang ist nicht aus edlem Samt und die Krone aus gelbem Papier, doch darauf kommt es nicht an. Denn Robert ist eines von zahlreichen Kindern im gesamten Klever Gebiet, die sich heute wie ein König fühlen dürfen — und als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen. "Ich bin mit ein paar Freunden in Hanselaer unterwegs. Wir werden mit dem Auto gefahren, weil viele Häuser so weit auseinander stehen", verrät Robert, der sich mit rund 30 anderen Kindern im Kalkarer Gemeindezentrum St. Nicolai traf, um den heutigen Samstag durchzuplanen. Reine Routine für den Zwölfjährigen. Er ist bereits zum vierten Mal mit dabei.

Die Sternsingeraktion steht in diesem Jahr unter dem Leitwort: Segen bringen — Segen sein. Doch was steckt genau dahinter? "Die Kinder singen nicht nur, um Süßigkeiten zu erhalten, sondern um den Segen in die Häuser zu bringen — und Geld zu sammeln für Kinder in Not", sagt Jens Brinkmann, Pastoralreferent der Kirchengemeinde Heilig Geist, der den kleinen Königen im Gemeindezentrum zuvor mit Hilfe eines Filmes erklärte, wo ihre Spenden hingehen werden. Und plötzlich wurde es ganz still. Denn die Kinder sahen Bilder eines Flüchtlingslagers in Malawi, in dem Menschen aus ganz Afrika leben, die hungern und für die Schulbildung purer Luxus ist. Viele dieser Flüchtlinge haben im Krieg Verwandte verloren. "Es ist schön, helfen zu können", sagt die neunjährige Nele, die sich einige Textstellen auf die Rückseite des Holzsterns geklebt hat, falls sie einmal den Text vergessen sollte. "Das Singen macht immer wieder Spaß", sagt sie.

Trotz aller Wichtigkeit des Dreikönigssingens dezimiert sich die Zahl der kleinen Sänger von Jahr zu Jahr. "Es nehmen immer weniger Kinder teil", sagt Jens Brinkmann, der bereits seit über zehn Jahren die Sternsinger betreut und die Entwicklung mitverfolgen konnte. Laut des 44-Jährigen seien allein in Kalkar doppelt so viele Mädchen und Jungen notwendig, um Häuser in allen Gebieten bedienen zu können. Doch der Pastoralreferent sieht das Positive. "Die Kinder, die mitmachen, sind mit viel Eifer bei der Sache und es ist eine tolle Gemeinschaft."

Und so soll es auch heute wieder sein. Los geht's in den Gemeinden mit einer Aussendungsfeier, die verbunden ist mit einem kleinen Gottesdienst. Bei einem gemeinsamen Mittagessen gibt es die Möglichkeit, sich zu stärken, bevor die Sternsinger erneut losziehen können, um an die restlichen Haustüren die Jahreszahl und die lateinische Segensformel "Christus mansionem benedicat" — Christus, segne dieses Haus — zu schreiben. Nachdem der Segen am kommenden Montag, 6. Januar, auch in die Kalkarer Kindergärten, Altenheime, die Kaserne und das Rathaus gebracht wurde, gibt es um 18.30 Uhr eine Abschlussmesse mit den Sternsingern aller Ortsteile in St. Nicolai.

(RP)
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