Kreis Kleve Ryanair fliegt gen Osten

Kreis Kleve · Vor einer Woche kündigte Ryanair am Airport Weeze zahlreiche Streichungen an. Der Grund: Die Luftverkehrsabgabe. Nun verblüffte das Unternehmen einer Expansions-Nachricht – aber nicht am Niederrhein.

Das ist der Airport Weeze
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Vor einer Woche kündigte Ryanair am Airport Weeze zahlreiche Streichungen an. Der Grund: Die Luftverkehrsabgabe. Nun verblüffte das Unternehmen einer Expansions-Nachricht — aber nicht am Niederrhein.

20 Jahre nach der Wende gehört Magdeburg-Chochstedt immer noch nicht zu Deutschland. Zumindest scheint Michael O'Leary das so zu sehen. Ließ der Ryanair-Chef doch gestern stolz verkünden, künftig auch in ebendiesen Ort in Sachsen-Anhalt einen Flughafen zu nutzen.

Der geneigte Niederrheiner stutzte ein wenig: Vor einer Woche hatte Ryanair noch erklärt, zwei Maschinen in Weeze abzuziehen und 13 Strecken zu streichen. Auch an anderen Flughäfen in Deutschland, die das irische Unternehmen ansteuert, kürzte Michael O'Leary heftig und begründete dies mit der anstehenden Luftverkehrsabgabe — die ab 2011 selbstredend für die gesamte geeinte Republik gelten wird. Wozu seit 20 Jahren auch Sachsen-Anhalt gehört. Bis nach Irland sollte diese Information längst durchgedrungen sein.

"Alles Südziele"

Ryanair-Sprecherin Henrike Schmidt jedoch findet nicht, dass sich Kürzungen und Neu-Flughafen innerhalb desselben Landes widersprechen: "Die Strecken in Cochstedt werden alle Südziele sein. Auf denen sind die Passagiere grundsätzlich gewillt, mehr zu zahlen." Die Luftverkehrsabgabe, die je nach Streckenlänge zwischen acht und 45 Euro beträgt, legen die Fluggesellschaften auf die Tickets um.

Von Cochstedt aus werden ab dem Sommerflugplan Alicante, Barcelona-Girona, Málaga und Las Palmas angesteuert. Zur Erinnerung: Vor acht Tagen kündigte Ryanair für Weeze auch Streichungen Destinationen wie Saragossa und Valladolid — also ebenfalls Ziele in Spanien. Das jedoch, sagt Schmidt, sei allein dem Abzug der beiden Flugzeuge geschuldet: "Diese Ziele hängen an den Fliegern, die von Weeze abgezogen werden."

Statt am Niederrhein würden diese nun auf den Kanaren und dem spanischen Festland stationiert. "Ryanair wird die derzeit noch in Deutschland eingesetzten Flugzeuge künftig an anderen europäischen Flughäfen stationieren, die kostengünstiger sind und deren Länder keine zusätzlichen Steuern erheben", erklärte O'Leary vor einer Woche. "Wir appellieren hiermit nochmals an die Politik, die geplante Luftverkehrsabgabe wieder abzuschaffen und vor allem die negativen Auswirkungen auf den Flugverkehr und den Arbeitsmarkt in Deutschland zu berücksichtigen." Fraglich, wie ein solcher Appell aufgenommen wird, wenn zwar an einer Stelle gestrichen, an anderer aber neu angeflogen wird — allerdings mit deutlich weniger Verbindungen.

Ziele bei Berlin

Die Ausweitung des Angebots auf Magdeburg bewerten Branchenkenner als Versuch Ryanairs, neue Standorte im Umfeld des zukünftigen Großflughafens Berlin-Schönefeld zu schaffen. Dort haben die Iren für den anstehenden Sommerflugplan ihr Programm um mehr als die Hälfte zusammengestrichen.

Internet Mehr zu Ryanair und dem Airport Weeze unter www.rp-online.de/kevelaer

(RP)
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