Kleve Rund um den Schwanenturm

Kleve · Das Heft des Klevischen Vereins für Kultur und Geschichte ist wieder erschienen. Es widmet sich den Klever Parks, erinnert an tragische Ereignisse. Unter der Redaktion von Wiltrud Schnütgen entstand ein Stück Geschichte zum Lesen.

 Das Titelblatt der neuen Ausgabe "Rund um den Schwanenturm" könnte treffender nicht sein: Der Bergfried mit Fahnen.

Das Titelblatt der neuen Ausgabe "Rund um den Schwanenturm" könnte treffender nicht sein: Der Bergfried mit Fahnen.

Foto: mgr

Es war eine Engstelle, dort wo bis 1825 ein Stadttor, das Hagsche Tor, gestanden hatte, bevor es geschliffen wurde. Doch das ans Tor angrenzende Haus engte die Hagsche Straße ziemlich ein. So sehr, dass man als Fußgänger auf die Straße musste. Wie an jenem Verhängnisvollen Mittag des 18. Oktober 1920. Thea Hartmann und Maria Wensing gingen Hand in Hand von der Schule nach Hause- sie mussten die Mittelstadtschule besuchen, weil die in der Oberstadt zu voll war. Und plötzlich war Maria weg. Ein schwer beladener Lastwagen einer Klever Schuhfabrik hatte das Mädchen erfasst, es war sofort tot.

 Hagsche Straße um 1920 - die Restauration Dickmann (siehe unten) engte die Straße in Höhe des ehemaligen Stadttores sehr ein.

Hagsche Straße um 1920 - die Restauration Dickmann (siehe unten) engte die Straße in Höhe des ehemaligen Stadttores sehr ein.

Foto: Matthias Grass

Die Engstelle war bekannt, deshalb war schon 1910 verboten worden, dass hier Lastfuhrwerke mit Langhölzern durch fahren. Johannes Pruys erinnert an das tragische Unglück an der Stelle, wo heute Zeemann steht.

 Flöten-Spieler Anfang des 17. Jahrhunderts vor der Burg.

Flöten-Spieler Anfang des 17. Jahrhunderts vor der Burg.

Foto: Matthias Grass

Sein Bericht zeigt ein Stück tragischen Alltags über einen schlimmen Unfall vor fast hundert Jahren. Damals erinnerte die Polizei daran, dass dort nur zehn Stundenkilometer gefahren werden durfte. Ein Unfall, der Thea ihr Leben lang nicht losließ, wie Pruys berichtet.

 Hagsche Straße: Der Vorgängerbau von Zeemann.

Hagsche Straße: Der Vorgängerbau von Zeemann.

Foto: Matthias Grass

Pruys zeigt, wie aus einer scheinbaren Randnotiz eine ergreifende Geschichte werden kann, die den Leser zurückführt in eine Zeit, die so ganz und gar nicht die gute alte war. Er zeigt das arme Mädchen, die eigentlich schönen Bauten der Engstelle und schließlich einen Blick entlang der Hagschen Straße, der wieder zeigt, wie viel in Kleve verloren gegangen ist.

Das neue 41. Heft "Rund um den Schwanenturm" des Klevischen Vereins liegt wieder vor. Ein Heft, dass wie zum Geburtstag der Stadt ein gutes Stück dicker geworden ist: 72 Seiten umfasst das Stück Geschichte, das unter der Redaktion von Wiltrud Schnütgen entstanden ist. Schnütgen selbst widmet sich der Diskussion um das Parkpflegwerk und stellt wesentliche Punkte vor. Sie zeigt aber auch die Diskussionen auf, die beispielsweise um den Adler auf den Kupfernen Knopf geführt werden. Schön, dass ein kleiner Plan den "Gänsefuß" erklärt, wie ein für Moritz von Nassau typisches Park-Detail, der den Punkt bezeichnet, mehrere Alleen strahlförmig zusammenlaufen. Auch gibt es Impressionen aus dem Schützenhaus-Park.

Und wenn man gerade in den Parks versunken ist: Rainer Hoymann erzählt endlich die Geschichte des Bundeswehrgeländes Materborn, das im Volksmund auch "Truppenübungsplatz" genannt wird. Umweltministerein Barbara Hendricks hat den Flur dankenswerterweise zum "Naturerbe" gemacht. Dazu gehört dann auch die oft diskutierte "Hohe Luft" und das Taktieren des damaligen Oberkreisdirektors in den 1960er Jahren. Bert Thissen Beitrag über die Turmbläser erklärt dann noch die im Jubiläumsjahr wieder aufgenommene Tradition - und zeigt ein Quartett Bläser Anfang des 17. Jahrhunderts vor der Burg.

Rund um den Schwanenturm, Zeitschrift des Klevischen vereins für Kultur und Geschichte, 4,50 Euro

(mgr)
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