Kreis Kleve Rübenkampagne fällt diesmal kurz aus

Kreis Kleve · Ab heute machen sich die Spediteure wieder auf den Weg, Zuckerrüben von den niederrheinischen Feldern abzuholen und zu Pfeifer & Langen nach Appeldorn zu bringen. Dieses Jahr wurden nur halb so viele Rüben angebaut wie sonst.

 Laborantin Anna Manthei mit Jürgen Pintzke (rechts neben ihr), Tim Wischmann und Andreas Dolls (rechts) im Labor

Laborantin Anna Manthei mit Jürgen Pintzke (rechts neben ihr), Tim Wischmann und Andreas Dolls (rechts) im Labor

Foto: Evers

Ab heute machen sich die Spediteure wieder auf den Weg, Zuckerrüben von den niederrheinischen Feldern abzuholen und zu Pfeifer & Langen nach Appeldorn zu bringen. Dieses Jahr wurden nur halb so viele Rüben angebaut wie sonst.

Nach zwei außerordentlich guten Jahren wird die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen in Kalkar-Appeldorn in der neuen Saison deutlich weniger Rüben verarbeiten. Die Landwirte, die für die Zuckerfabrik produzieren, sind darauf eingestellt und haben entsprechend weniger angebaut. Die Quote macht den Ausgleich in diesem Jahr nötig. Wegen der deutlich geringeren Menge an Zuckerrüben, die von den Feldern der Kreise Kleve und Wesel angeliefert wird, kann die Kampagne in diesem Jahr etwas später starten. Und soll schon Mitte Dezember abgeschlossen sein.

Jürgen Pintzke, kaufmännischer Leiter bei Pfeifer & Langen, sowieso seine Kollegen Tim Wischmann von der landwirtschaftlichen Abteilung und Andreas Dolls als Produktionsleiter informierten gestern über die aktuelle Lage. Ab sofort müssen die Bürger auf den Landstraßen des Niederrheins wieder mit einer Vielzahl langsam fahrender Gespanne rechnen, die mit Rüben hoch beladen sind. Vielerorts werden Rüben die Fahrbahn verschmutzen, und immer ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt. "Seit einem Pilotprojekt vor 15 Jahren fahren die Rübentransporter alle mit Rundumlicht, zusätzlich sind die Anhänger mit reflektierenden Schildern oder Leuchtstreifen ausgestattet", erklärt Wischmann. So soll jeder Verkehrsteilnehmer die Gespanne frühzeitig bemerken - auch, wenn sie zum Beispiel im Morgengrauen oder bei Nebel vom Feld auf eine schnell befahrene Straße einbiegen.

Im vergangenen Jahr dauerte die Rübenkampagne bis weit in den Januar hinein. Fast 1,14 Millionen Tonnen Rüben waren damals nach Appeldorn transportiert worden - etwa doppelt so viel wie in "normalen" Jahren. Dabei hat sich die Nachfrage nach Zucker in den vergangenen 30 Jahren kaum verändert, weiß Jürgen Pintzke. "34 Kilo Zucker pro Kopf und Jahr werden erzeugt", sagt der kaufmännische Leiter. Eine Menge, die jedoch nicht nur pur oder in Lebensmitteln konsumiert wird; ein erheblicher Teil landet auch in der Industrie, geht zum Beispiel in die Kunststoffproduktion ein (Zucker macht Stoffe besser formbar).

"Weil wir diesmal nur 530.000 Tonnen Rüben verarbeiten, verzichten wir ausnahmsweise auf die Dicksaft-Produktion", erklärt Wischmann. Es wird nur Kristallzucker für verschiedene Produkte hergestellt. Die riesigen Vorratsbehälter für den süßen Saft, der später zu Zucker verarbeitet werden kann, bleiben also ungenutzt, was Energiekosten und Arbeit spart. Dennoch müsse keiner der 98 Mitarbeiter um seinen Job fürchten. Alle werden gebraucht, auch die 35 zusätzlichen Kampagne-Kräfte. Sieben Azubis lernen derzeit bei Pfeifer & Langen, und Pitzki versichert, dass sich junge Leute gerne auch schon wieder fürs folgende Jahr bewerben dürfen.

In Europa wird zuviel Zucker produziert - zumal auch aus außereuropäischen Ländern 20 Prozent der festgelegten Menge eingeführt werden dürfen. Ab dem Jahr 2017 gilt ein freier Markt; welche Auswirkungen dies auf die Zuckerproduktion haben wird, kann sich die Chefetage in Appeldorn nicht so recht ausmalen. Andreas Dolls denkt sorgenvoll an die schlechten Preise für Fleisch, Milch oder zuletzt Kartoffeln, andererseits sehen die Kalkarer ihre guten Voraussetzungen: passender Boden, ein mildes Klima, moderne Produktionsmethoden. Pintzke: "Auf der Messe Greenlive werden wir jedenfalls weitere Flächen anbieten."

Die gute Erde, die trotz moderner Ernteverfahren an den Rüben hängen bleibt, bekommen die Landwirte übrigens später zurück. 30.000 Tonnen Mutterboden werden am Ende der Kampagne zurück auf die Felder gekippt.

(RP)
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