Kleve Rosenmontag: Kellen abgehängt

Kleve · Der Klever Rosenmontagszug zog im vergangenen Jahr erstmals von Materborn Richtung Unterstadt. In Kellen sorgte die Änderung für wenig Begeisterung: Der Straßenkarneval sei hier auf einem guten Weg abzusterben.

Rosenmontagszug: Ganz Kleve funkt auf einer Welle
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Rosenmontagszug: Ganz Kleve funkt auf einer Welle

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Kleve-Kellen Es ist das Jahr zwei nach der Revolution im Klever Karneval. Das Zentrum des Frohsinns ist jetzt ein Zelt an der Ludwig-Jahn-Straße (am Kirmesplatz). Was im vergangenen Jahr schon ordentlich lief, entpuppt sich diesmal als der Renner der Session. Wer hier Altweiber feiern möchte und noch keine Karte hat, muss sich nach einer anderen Bleibe zum Schunkeln umsehen. Die Party ist ausverkauft. 3200 Karten sind weg. Für Rosenmontag gilt das selbe: Nichts geht mehr. Veranstalter Georg van den Höövel von der Agentur Gordion Management GmbH, die den Vertrag mit dem Klever Rosenmontagskomitee (KRK) über drei Jahre geschlossen hat, fragt sich: "In diesem Jahr werden insgesamt 15 000 Gäste ins Zelt kommen. Wo waren die alle in den Jahren zuvor?"

Zusammen mit dem Vertrag hatte das KRK der Agentur zugesichert, die Richtung des Klever Rosenmontagszugs umzudrehen. Im vergangenen Jahr wurde erstmals von Materborn hinunter nach Kellen gezogen. Für nicht wenige Kellener Karnevalisten war es der erste Zug, der in etwa so stimmungsgeladen war wie ein Sonntagnachmittag in einem Luftkurort.

Der Kellener Karnevalsverein Brejpott-Quaker war mit dem Wunsch an das KRK herangetreten, die Zugrichtung entweder wieder zu ändern, oder aber diesen weiter über die Emmericher Straße — vielleicht bis zum Postdeich — ziehen zu lassen. Der ganze Ortsteil Kellen sei vom Rosenmontagszug abgeschnitten, heißt es in dem Schreiben ans KRK. Das Karnevalszelt, so die Ansicht der Brejpott-Quaker, würde auch bei der Rückkehr zur alten Zugrichtung ausreichend mit Karnevalisten gefüllt sein.

Geplant war 2010, dass der Zug bis zum Klever Ring zieht und sich dort auflöst. Nicht wenige Fußgruppen und auch Wagen stiegen jedoch bereits am Kreisverkehr Hafenstraße/Bahnhofstraße aus, um im angrenzenden Karnevalszelt weiter zu feiern. Die nächsten stiegen am Kreisverkehr Briener Straße/van-den-Bergh-Straße aus und am Klever Ring kamen schließlich nur noch Restposten an. Die Quaker, die mit ihren zwei Wagen und zwei Fußgruppen einen wesentlichen Beitrag zum Zug leisten, hatten reichlich Wurfmaterial für "ihre Heimat" aufgespart. Allein fehlten ihnen auf der Zielgeraden die Abnehmer.

Für Benedikt Kreusch (44), der bei den Quakern für den Straßenkarneval zuständig ist und bereits sieben Wagen entworfen hat, geht es um mehr, als ein paar Meter Zugstrecke. "Ändert sich in diesem Jahr am Klever Zug in Kellen nichts, ist der Straßenkarneval hier gestorben", sagt Kreusch. Für Kellen sei bereits das Aufstellen der Wagen und Gruppen auf der Emmericher Straße in den Jahren zuvor ein Ereignis gewesen, bei dem groß gefeiert wurde, so Kreusch.

Der Klever Karnevalsprinz Michael, der Flammende, versuchte auf der ersten Brejpott-Quaker-Sitzung zu retten, was noch zu retten ist. Er versprach, dass der Zug bis zum Ring ziehen werde und sich keinesfalls vorher auflöst. Auf den Quaker-Sitzungen löste jeder noch so kleine Hinweis auf eine Rückkehr zur alten Zugrichtung eine derartige Begeisterung aus, als hätte gerade Genscher den Balkon in der Prager Botschaft betreten.

Doch an die Umkehr des Zuges oder eine Verlängerung denkt außer den Kellenern niemand. Ralph van Hoof, Leiter des Klever Ordnungsamts, zählt gleich mehrere Nachteile auf: "Die Kosten für die Beschilderung steigen ebenso wie für die Reinigung der Zugstrecke. Die Abfahrt über den Klever Ring ist wesentlich günstiger als etwa über den Postdeich, wenn der Zug weiter über die Emmericher Straße ziehen würde. Auch dauert es länger, bis die Straße dann wieder freigeben werden könnte." Und eine Umkehr, wieder die Stadt rauf, ist ebenfalls nicht möglich, denn: Die Verträge sind gemacht.

(RP)
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