Kleve Rosen für das Rasenstück

Kleve · "Hermann de Vries – all this here – Natur: Werkgruppen und Installationen" heißt die Ausstellung in der Vorburg von Museum Schloss Moyland. Die Eröffnung der poetischen vom Künstler selbst und von Dr. Barbara Strieder eingerichteten Schau ist heute Abend um 18 Uhr.

bedburg-hau-moyland Sein Atelier ist der Wald. Genau genommen: 200 Quadratkilometer Steigerwald bei Eschenau, wo er wohnt. Seine Farben sind Blüten und Stengel, Gräser und Erde, Steine und Holzkohle. Herman de Vries streift durch diesen Steigerwald, jenes Naturschutzgebiet zwischen Main und Regnitz im Dreieck Würzburg, Schweinfurt und Nürnberg. Auf diesen Touren findet der 1931 in Alkmaar geborene Niederländer und gelernte Gartenbauer jene Dinge, die die Zutaten seiner Bildern werden, die er zu zarten, stillen Installationen fügt, sie zur Kunst, zu Bildern macht.

"Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann reyssen, der hat sie . . .", schrieb Albrecht Dürer Anfang des 16. Jahrhunderts. De Vries scheint ihn wörtlich genommen zu haben. Dürer schuf 1503 sein wunderbares Stück Wiese als "Das große Rasenstück", de Vries setzte ihm ein eigenes großes Rasenstück gegenüber. Doch bei de Vries sind Stengel und Blüten nicht gemalt, nicht abgebildet – es sind wirklich Stengel und Halme, die der Niederländer zum hochformatigen Bild gefügt hat. Sie sind tatsächlich der Natur "entrissen" und Kunst geworden. (Bei der Zartheit de vries'scher Arbeiten sind sie aber eher entnommen . . .)

"Herman de Vries – all this here" heißt die Ausstellung im Museum Schloss Moyland, die am heutigen Samstag, 18 Uhr, eröffnet wird. Die 73 Werke, die sich oft aus vielteiligen Werkgruppen zusammensetzen, bieten einen schönen Überblick über das Werk. Im Mittelpunkt steht dabei eine Installation, die mit ihrer Aura die ganze große Vorburg erfüllt. Es duftet.

Es duftet nach Rosen. De Vries hat einen Kreis von abertausenden von winzigen Rosenblüten zentral in die Halle gelegt, deren Duft ganz sanft die Halle füllt. "Rosa damascena" heißt die Installation und erinnert an seine erste Begegnung mit Joseph Beuys, wo er drei Stunden mit dem Bildhauer diskutierte, als er von einer Leiter aus 108 Pfund dieser kleinen Blüten auf den Boden streute. Gerahmt wird die Rosen-Arbeit von seinem Großen Rasenstück und dem Eschenauer Journal, einer aus 173 Einzelarbeiten bestehenden großen Installation, die wie Protokoll einer Reise durch eine Landschaft zu sehen ist.

Am Kopf schließlich das Holzkohle-Schriftbild, das der Ausstellung den Namen gab: "All this here". An der Rückwand wiederum steht großformatige "Unity". Es kündet von der Eintracht, der Einheit von Mensch und Natur. Jene Einheit, die de Vries auch als Teil seiner Aktionen im Steigerwald findet, wenn er nackt durch den Wald schreitet oder in einen der vielen Seen taucht, manchmal begleitet von seiner Assistentin Marion Reißner. Bilder dieser Aktionen sind die neuesten Arbeiten der Ausstellung.

Wie bunt schließlich die Erde des Steigerwalds ist, offenbart sich auf den Erdabrieb-Bildern in feinsten Schattierungen, auf denen de Vries ausgeriebene, zuvor gesiebte Erde fixiert – wie ein nicht enden wollender Kanon poetischer Farbigkeit.

(RP)
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