Kleve Rheinromantik in den Salons von Koekkoek

Kleve · Am Sonntag eröffnet im Klever B. C. Koekkoek-Haus der zweite Teil der großen Wörner-Ausstellung, darin auch die Gartenstiche von Versailles, Kassel und Kleve.

 Die Wernerkapelle.

Die Wernerkapelle.

Foto: Evers Gottfried

Den Rhein 'runter die Romantik genießen, vorbei am Mäuseturm, der dunkel im Wasser stehend einen Wink auf die Vergänglichkeit des Menschen wagt, den Blick hinauf werfen auf die Festung Ehrenbreitstein hoch über Koblenz oder auf die Burgen der "feindlichen Brüder", auf die Zinnen von Burg Stolzenfeld, auf Burg Gutenfels. Dann kurz in den von Fachwerkhäusern gesäumten Gassen Bacharachs verweilen, darüber die Ruine der Wernerkapelle.

 Haus Koekkoek zeigt nicht nur die großen botanischen Blätter aus der Sammlung Wörner, sondern auch in Vitrinen ganze Bücher zur Sammlung.

Haus Koekkoek zeigt nicht nur die großen botanischen Blätter aus der Sammlung Wörner, sondern auch in Vitrinen ganze Bücher zur Sammlung.

Foto: G. Evers

Das ganze UNESCO-Weltkulturerbe des Mittelrheins zieht vorbei, steigt man die knarzenden Treppen des Hauses Koekkoek hinauf. Oben angekommen leuchtet die Loreley im kolorierten Stich. Es sind Bilder aus der Zeit, als die Rheinromantik erfunden wurde, als man die Ruinen sicherte, die Burgen. Als Touristen auf den neuen Dampfern entlang des Rheins fuhren, auf den Flößen - so wie Mark Twain, der neben so mancher Spitze gegen die Marotten der Deutschen auf seiner Reise durch dieses romantische Land notierte: "Deutschland ist im Sommer der Gipfel der Schönheit". Jene Schönheit, die in den Bildern der Zeichner und Radierer des 19. Jahrhunderts im Haus Koekkoek wieder auflebt. Sie zauberten die Szenen teils als Abbild, teils dramatisch überzogen, teils idyllisch aufs Blatt.

 Ursula Geisselbrecht-Capecki mit einem der ornithologischen Blätter.

Ursula Geisselbrecht-Capecki mit einem der ornithologischen Blätter.

Foto: Evers Gottfried

"Teils dienten die Bilder auch dazu, bei schlechtem Wetter den Touristen auf dem Dampfer zu zeigen, was sie sehen könnten, wenn das Wetter besser ist", berichtet Ursula Geisselbrecht-Capecki, die künstlerische Leiterin des Hauses Koekkoek. Auch war es modern, die gezeigten Ansichten der Künstler von gleicher Stelle mit dem Original zu vergleichen. "Wenn man daran denkt, machen die Bilder immer noch Lust, die Originale zu vergleichen und dorthin zu fahren", sagt Geisselbrecht-Capecki.

Die Rheinbilder sind nur ein Kapitel in der großen Sammlung der Gartenarchitekten Rose und Gustav Wörner. Sie sind auch nur eines von mehreren Kapiteln der Ausstellung im Haus Koekkoek, die am morgigen Sonntag, 11.30 Uhr, in den Salons des Künstlerpalais eröffnet wird. "Von Haltung und Leidenschaft. Die Sammlung Wörner" heißt es dann bis zum 29. Januar wie im Museum Kurhaus.

Neben den Rheinansichten schlägt Ursula Geisselbrecht-Capecki ein Kapitel mit den Zeichnungen im obersten Geschoss des Hauses auf, präsentiert in einem weiteren Kapitel die Blumen- und Vögel-Stiche des 17. und 18. Jahrhunderts und öffnet dann vor allem das Kapitel mit den Gartenstichen, die die Garten- und Landschaftsarchitekten Wörner mit Leidenschaft gesammelt haben. Darunter die großen Gärten von Versailles, die von tagelangen Gartenfesten erzählen, die heutige Events locker in den Schatten stellen würden. Sie zeigen auch wundersame Perspektiven zwischen strikt geschnittenen Hecken. Die Stiche zu den Klever Gärten vereint ein "Klever Raum".

Schön korrespondieren die Stiche und Zeichnungen, die Gruppen von Blumen und Vögeln mit den Gemälden der Koekkoek-Sammlung, werden die romantischen Rheinlandschaften mit Gemälden von Lieste und Lot konfrontiert, fühlen sich die zarten Blumenstiche im schweren Goldrahmen wohl.

Die Blätter, wie beispielsweise die botanischen und ornithologischen Darstellungen, sind teils zu Tableaus gefasst. Dazu schnitt die größtenteils ehrenamtliche Mannschaft des Hauses große Plexiglasplatten, die die teils noch im Original-Passepartout gelegten Blätter vereint und zugleich schützt.

(RP)
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