Kleve Rheinlandtaler für Paul-Gerhard Küsters

Kleve · Der ehemalige Lehrer ist der Gründer der Städtepartnerschaft Kleve-Worcester. Ehrung am Dienstag im Kolpinghaus.

 Der Ausgezeichnete Paul-Gerhard Küsters (3.v.l.) mit Inge Verweyen, Heinz- Joachim Schmidt, Winfried Schittges und Hubertina Croonenbroek (v.l.).

Der Ausgezeichnete Paul-Gerhard Küsters (3.v.l.) mit Inge Verweyen, Heinz- Joachim Schmidt, Winfried Schittges und Hubertina Croonenbroek (v.l.).

Foto: Stade, Klaus-Dieter

Einen, der die Schrecken des Zweiten Weltkrieges als Soldat miterleben musste und danach am demokratischen Aufbau seines Vaterlandes und an der Völkerverständigung mitarbeiten wollte und bis heute aktiv mitarbeitet, zeichnete der Landschaftsverband Rheinland (LVR) gestern Nachmittag im Klever Kolpinghaus mit seinem Rheinlandtaler aus.

Paul-Gerhard Küsters ist Vater der Klever Städtepartnerschaft mit Worcester, Initiator zahlreicher Hilfsprojekte und Autor unzähliger Gedichte und Prosa über die Schönheit seiner niederrheinischen Heimat. Er nahm die Auszeichnung fast 90-jährig bei augenscheinlich bester Gesundheit und scharfsinnigem Verstand entgegen. Es war bei weitem nicht seine erste: Zuletzt erhielt er im Jahr 2008 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse von Landrat Wolfgang Spreen.

So fiel es Winfried Schittges, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, auch schwer, in seiner kurzen Laudatio alle Stationen, Projekte und Ehrenämter des ehemaligen Lehrers unterzubringen.

Paul-Gerhard Küsters wurde 1923 geboren, in dem Jahrgang, den man später "Stalingrad-Jahrgang" nennen sollte. Als 20-Jähriger wurde er von der Schulbank weg an die Front berufen, kämpfte unter anderem in der Normandie und geriet schließlich in englische Kriegsgefangenschaft — umso bemerkenswerter ist es, dass ausgerechnet er sich später für die Freundschaft zwischen England und Deutschland einsetzen sollte. Erst 1946 kehrte er in die Heimat zurück, begann ein Studium der Anglistik, Germanistik und katholischer Theologie, wurde Lehrer in Goch und Kalkar. Einer seiner Schüler war Kleves stellvertretender Bürgermeister Heinz-Joachim Schmidt, der seinem damals eher ungeliebten Lehrer gestern ebenfalls Grußworte mit auf den Weg gab. Neben seinem Engagement für die Völkerverständigung liegt Küsters' großes Interesse auch weiterhin darin, das Andenken an den Klever Märtyrer Wilhelm Frede als Leiter des Frede-Kreises zu bewahren.

"Die Zeitzeugen des Krieges sterben aus, die Erinnerung an die Zeit des Grauens darf nicht aussterben", betonte Küsters auch in seiner emotionalen Dankesrede, die einige im Publikum zu Tränen rührte. Rückblicke auf bestimmte Phasen seines Lebens ergänzte er durch eigene Texte und Gedichte. "Nach dem Krieg habe ich mir vorgenommen, nach Psalm 34 zu leben, der da lautet: ,Tue das Gute, meide das Böse, suche den Frieden und jage ihm nach'", sagte Küsters. Er habe die europäische Einheit auf seine Weise zu verwirklichen gesucht, unter anderem durch die Gründung zweier Städtepartnerschaften. Trotz vieler Besuche in England verlor er nie den Blick für die Schönheit des Niederrheins. "Die Landschaft ist für mich wie ein seelischer Raum, in dem ich auch im Dezember noch den Mai spüren kann", sagte Küsters.

Der Rheinlandtaler wird vom Kulturausschuss der Landschaftsversammlung vergeben. Die Vorderseite ziert ein Medusa-Gesicht, das den Geehrten vor Unheil bewahren soll.

(RP)
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