Kreis Kleve Reportage: Kampf den Polypen

Eine Darmspiegelung ist zur sicheren Vorsorge gegen Darmkrebs unumgänglich. Die Bedenken vor der Untersuchung sind größtenteils unbegründet. Die höchste Hürde ist nach dem Schlucken von zweimal einem Liter Flüssigkeit zur Darmreinigung bereits genommen. In der Regel ist die Koloskopie nach etwa 25 Minuten beendet.

Jetzt komme ich (43) aus der Nummer nicht mehr raus: Die Überweisung des Hausarztes für den Gastroenterologen liegt ordnungsgemäß unterschrieben auf dem Tisch. Einige Male war Blut im Stuhl entdeckt worden. Dies, in Kombination mit der Erkrankung eines Blutsverwandten, der sich zwar recht mühsam, aber erfolgreich gegen den Darmkrebs gestemmt hatte, gab den Ausschlag dafür, dass nun der letzte Teil meines Verdauungsorgans intensiv untersucht wird. Alles andere war zuvor gemacht worden: letzte Ausfahrt Darmspiegelung.

Der gesamte Dickdarm

Das erste Treffen mit dem Gastroenterologen ist recht entspannt und findet eine Woche vor der Untersuchung statt. Dr. Hans Olejnik, der in Goch zusammen mit Dr. Karsten Gadow eine Gemeinschaftspraxis führt, erklärt, was bei der Darmspiegelung (Koloskopie) passiert und worauf man in der nächsten Woche achten sollte.

Im Rahmen einer Koloskopie (Dickdarmspiegelung) betrachtet der Arzt den gesamten Dickdarm vom After bis zum Blinddarm, eventuell sogar bis zum letzten, unteren Dünndarmabschnitt mit einem Spezialendoskop, dessen Durchmesser kleiner als der einer Ein-Cent-Münze ist. Das Endoskop wird bis an die Stelle geschoben, ab der sich der Arzt den Darm genau ansehen will. Erst mit dem Zurückziehen erfolgt die eigentliche Untersuchung. In der Regel wird durch eine Beruhigungsspritze dafür gesorgt, dass man während der Spiegelung nichts oder nur sehr wenig wahrnimmt. Die Entscheidung für die weiche Nummer, also mit Spritze, ist schnell getroffen. Die Dauer der normalen Untersuchung beträgt 20 bis 30 Minuten und ist davon abhängig, ob Polypen abgetragen werden müssen oder es zu Verzögerungen kommt, etwa durch einen nicht vollständig entleerten Darm. Durch die Beruhigungsspritze darf man an dem Tag kein Auto fahren. Eine Begleitung, empfiehlt Dr. Olejnik, sollte in der Praxis auf den Patienten warten.

Der erste Besuch beim Gastroenterologen wird mit einer Blutabnahme und dem Aushändigen eines Pakets abgeschlossen. In dem Päckchen befindet sich das Pulver, das die zügige Darmreinigung bewirkt.

In der Woche vor dem Termin muss man seine Ernährung nicht umstellen, doch muss man für fünf Tage auf folgende Nahrungsmittel verzichten: kernhaltiges Obst und Gemüse, etwa Kiwis, Tomaten, Weintrauben… Auch Vollkornbrot sorgt für Ärger bei der Untersuchung.

Der Tag davor

Am Tag vor der Koloskopie ist morgens noch eine Schnitte Weißbrot erlaubt (bis 8 Uhr). Den letzten kulinarischen Höhepunkt weiß man zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend zu würdigen. Ab dann ist feste Nahrung verboten. Den Tag über lautet die Devise: Wasser marsch. Um 18 Uhr wird der erste Liter, der zur Darmreinigung dient, angerührt. Ein Fehler. Denn wenn man diesen einen Tag vorher mixt und in den Kühlschrank setzt, ist dieser gut gekühlt besser zu bewältigen. Zwei Tütchen liegen in der Packung, die kippt man zusammen und rührt diese in einem Liter Wasser an. Auf der Packung steht etwas von Zitronen-Geschmack. Mit viel Fantasie kommt man dahin. Jetzt gilt's: Der Eimer ist ein ernstzunehmender Gegner bei der Aktion "Darmgucken". Wenn der Liter weg ist, muss man mit zwei Liter Wasser "nachspülen". Man trinkt, als gäbe es keinen Morgen danach. Das teuflische Zeug verfehlt seine Wirkung nicht. Der Abend ist ohnehin gelaufen, am besten man geht gegen 23 Uhr ins Bett. Keinesfalls zu früh, denn der Liter mit Zitronengeschmack lässt nicht locker.

Die Spiegelung

Der Tag ist gekommen: Nur die Ankunft der apokalyptischen Reiter wird die Spiegelung noch verhindern können. Morgens muss der zweite Eimer zur Darmspülung getrunken werden. Am besten abends schon vorbereiten und wieder kaltstellen. Zwei Stunden vor der Untersuchung muss der Becher Flüssigkeit vollständig geleert sein. Als Zugabe gibt's wieder die zwei Liter Wasser. Man fühlt sich schlapp, kalt und zittert etwas. Für die Untersuchung sind mitzubringen: zwei Badetücher, ein Handtuch, eine Decke und eine Person des Vertrauens, die einen wieder mitnimmt.

In der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis hält man sich an Zeiten. 10.30 Uhr war der Termin, pünktlich geht's auf der Liege ans Eingemachte. Über einen Venenzugang bekommt man die versprochene Menge Beruhigungsmittel und es geht ab Richtung Lummerland. Nach ein paar Minuten wird man wieder wach. "Ich bin jetzt am Ausgangspunkt angekommen", sagt Hans Olejnik. Ein Monitor gewährt brillante Bilder, die einem Laien wenig spannend erscheinen. Immerhin: So sieht's also in meinem Darm aus. "Vorbildlich aufgeräumt", so das Lob des Arztes, der einen Polypen entdeckt und diesen direkt entfernt. Der Rest ist unauffällig. Während der gesamten Untersuchung spürt man — nichts. Der Polyp stellt sich als ein Adenom heraus (eine gutartige Geschwulst). Aus diesem kann sich jedoch ein bösartiges Krebsgeschwür entwickeln. In drei Jahren muss deshalb die nächste Spiegelung erfolgen. Dr. Hans Olejnik erklärt: "Es ist nichts Dramatisches, aber es war gut, dass wir die Untersuchung jetzt gemacht haben und nicht erst in zehn Jahren. Da hätte der Polyp schon ganz anders aussehen können." Damit steht fest: In drei Jahren gibt's wieder Dickdarm auf Bildschirm — verbunden mit der Gewissheit, dass die zwei Liter zum Spülen die höchste Hürde sind, die es zu nehmen gilt.

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