Kleve Repair-Café: Reparieren statt Wegwerfen

Kleve · Die Ultraschallzahnbürste hat ihren Dienst aufgegeben. Der Inhaber des doch recht teuren Mundhygieneartikels hatte durch seine Freundin den Tipp bekommen, sie zum ersten Repair-Café im Klever Jugendzentrum "Radhaus" zu bringen. Bastler Marcel Hohenfeld nahm sie unter die Lupe und stelle schnell fest: "Die Zahnbürste hat ebenso wie die Ladestation keine einzige Schraube. Alles ist verschweißt. Dadurch können wir sie nicht öffnen, ohne sie kaputt zu machen."

 Beim Repair-Café hatten die "Handwerker" im Radhaus den ganzen Tag ordentlich zu tun.

Beim Repair-Café hatten die "Handwerker" im Radhaus den ganzen Tag ordentlich zu tun.

Foto: Gottfried Evers

Mit technischen Defekten hatten die vielen freiwilligen Helfer beim ersten Klever Repair-Café am meisten zu tun. Dabei waren die Organisatoren auch auf Möbel, Kleidung und Fahrräder vorbereitet, die gegen kleine Spenden wieder auf Vordermann gebracht werden sollten. Was in anderen Städten inzwischen gut ankommt, soll auch in Kleve etabliert werden. Defekte Geräte sollen nicht einfach in den Müll wandern, sondern von anderen repariert werden. So profitieren beide Seiten: Das Reparieren macht Spaß, der Besitzer kann ein funktionierendes Gerät mit nach Hause nehmen. Auch die Umwelt freut's, weil weniger im Müll landet.

Technische Gegenstände lassen sich heutzutage oft schwer ausbessern, weil sie sich gar nicht erst öffnen lassen. "Smartphones sind auch kaum noch zu reparieren. Die einzelnen Teile sind zu klein geworden. Außerdem geben die Hersteller keine Anleitungen heraus, damit man ein Smartphone nicht nachbauen kann", so Theo Janssen, einer der freiwilligen Helfer.

Ähnlich sieht es bei neuen TV-Geräten oder Laptops aus. Je älter die Sachen seien, desto leichter seien sie zu reparieren, so Janssen. Manchmal mache es trotzdem keinen Sinn. Etwa wenn das Ersatzteil des DVD-Players mehr kostet als der DVD-Player selbst.

Die Initiative fürs Repair-Café in Kleve kam von Caroline Ligtenberg, inspiriert durch die Reparatur ihres Wasserkochers. "Indem weniger Müll entsteht soll unsere Umwelt geschont werden", sagt sie. In der Facebook-Gruppe "Du kommst aus Kleve wenn..." postete sie ihre Idee, bekam schnell Rückmeldungen, rasch waren auch die ersten Freiwilligen "Techniker" rekrutiert.

Bei der Repair-Café-Premiere war das Haus voll, sogar bis nach dem Ende um 17 Uhr blieben einige Besucher im Radhaus. Und die meisten Geräte der Kunden ließen sich wieder in Schuss bringen. Der Marken-Toaster einer Emmericherin, gerade mal einen Monat über der Garantie, der in der Küche fast für ein Feuer gesorgt hätte, muss auf ein Ersatzteil warten. Seine nächste Chance auf ein neues Leben bekommt er beim nächsten Repair-Café am Samstag, 24. Januar. Wer Lust hat, mitzumachen: Es werden noch freiwillige Helfer gesucht, die an jedem dritten Samstag im Monat im Radhaus dabei sind.

(RP)
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