Kleve Rekord bei Sommernacht

Kleve · So viele Besucher hatte die Cinque-Sommernacht noch nie: 2750 Gäste zählte Samstag der Klever Kleinkunstverein auf der Wiese am ehemaligen Schützenhaus. Nach drei Stunden Programm Feier bis tief in die Nacht.

Das war die Cinque Nacht in Kleve 2012
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Das war die Cinque Nacht in Kleve 2012

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Den Minoritenplatz als das Klever Streit-Thema hatte auch der Kölner Kabarettist Jürgen Becker erkannt. Gehört hatte er auch von der Ver-Emmerich-ung der Klever Innenstadt. "Das ist, wenn es nur noch Billigheimer gibt und der Rest steht leer", erläuterte er das Kunstwort, das sich wie ein Running Gag durch die Cinque-Sommernacht zog. Die Klever wünschten sich aber, so Becker böse, eher eine Ver-Düsseldorf-ung ihrer Innenstadt. Alles schön und schick. "Aber bitte mit Emmericher Preisen, schließlich wollen die Klever ja auch gerne billig einkaufen", ätzte er.

Großes Kabarett auch zu Klever Themen, fantastische Komiker, die jeden Comedian blass aussehen lassen, und Musik, die von den Sitzbänken reißt — das gehört traditionell zur Cinque-Sommernacht. Doch am Samstag brach die 12. Sommernacht des Klever Kleinkunstvereins nach einem Vierteljahrhundert mit gleich zwei anderen Traditionen: Erstmals wurde die Schallmauer von 2500 Besuchern deutlich durchbrochen. 2750 Menschen fanden in den Park und amüsierten sich prächtig, schwangen bis tief in die Nacht zu Songs der Kölner Stunksitzungsband Köbes Underground (die gehört wieder zur Tradition) das Tanzbein. Ein klarer Besucher-Rekord. Und - es regnete nicht, die Sommernacht blieb lau und angenehm. Die Himmels-Schleusen öffneten sich erst spät, das Programm blieb trocken.

Für die auf die Minute abgestimmten Programmpunkte hatte Kleinkunstmanager Bruno Schmitz eine ausgewogene Sammlung bestens aufgelegter Künstler nach Kleve geholt. Herausragend die Echse mit Zigarre, die gleich mehrfach die RP zitierte, in der ein Foto der Zigarre rauchenden Puppe für Aufregung gesorgt hatte. Michael Hatzius, der hinter der Echse steht, ließ das Tier lebendig werden, das mit tief-rauchiger Stimme von Evolution und Membranen und den Plagiaten und Billigprodukten aus Asien und Osteuropa unmittelbar nach dem Urknall räsoniert.

Bestens aufgelegt zeigte sich Christof Sieber, der eine Mischung aus Kabarett und Comedy bot und allzu Menschliches auf die Schippe nahm — wie Möchtegern-Sportler im XXL-Format oder den missglückten Versuch, vom zehn-Meter-Turm zu springen. Höhepunkt des Abends waren Pagagnini, die auf großen Comedy-Festivals wie Montreal oder Edinburgh auftreten — und jetzt die Krone ins Kleve bekamen, wie Jürgen Becker scherzte. Pagagnini begeisterte mit einer mitreißenden Klassik-Show und riss mit Vivaldi die Kleinkunstfreunde von den Bänken. Beste Komik, wie man sie nur selten zu hören und zu sehen bekommt.

Doch Cinque-Sommernacht ist nicht nur Kabarett-Programm, sie ist auch Treffpunkt: von Kunst- und Kabarettfreunden, von Politik und Wirtschaft. Und so rockten später Befürworter und Gegner des Minoritenplatz-Bauvorhabens einvernehmlich nebeneinander ab: Bürgermeister und Technischer Beigeordneter, Chefs der beiden konkurrierenden Kreditinstitute und nicht zuletzt Klever Einzelhändler und Geschäftsleute.

(RP)
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