Kleve/Bedburg-Hau Realschule muss bald Schüler abweisen

Kleve/Bedburg-Hau · Der Schulausschuss empfiehlt, die Karl-Kisters-Realschule in Kellen auf drei Züge zu beschränken. Und dass, obwohl der prognostizierte Schülerandrang dauerhaft für vier Eingangsklassen reicht. Sekundar- und Gesamtschule profitieren.

 Der Andrang auf die Karl-Kisters-Realschule in Kellen ist groß. Laut Prognosen müsste dort angebaut werden, wenn alle Anmeldungen berücksichtigt werden sollen. Dazu kommt es jedoch nicht, wenn der Rat der Empfehlung des Schulausschusses folgt, die Schule auf drei Züge zu beschränken.

Der Andrang auf die Karl-Kisters-Realschule in Kellen ist groß. Laut Prognosen müsste dort angebaut werden, wenn alle Anmeldungen berücksichtigt werden sollen. Dazu kommt es jedoch nicht, wenn der Rat der Empfehlung des Schulausschusses folgt, die Schule auf drei Züge zu beschränken.

Foto: Gottfried Evers

Der Kampf um die Klever Grundschüler ist in vollem Gange. Jeder Schulleiter ist darauf bedacht, hohe Anmeldezahlen zu bekommen, bei der Sekundarschule geht es gar ums pure Überleben. Da müssen Opfer gemacht werden. Es sieht so aus, als ob es dieses Mal die Karl-Kisters-Realschule in Kellen trifft. Der Schulausschuss empfahl dem Rat mit knapper Mehrheit von SPD, Grünen und Offenen Klevern und gegen die Stimmen von CDU und FDP, die Realschule auf drei Züge, also drei Eingangsklassen, zu beschränken.

Die Frage der Zügigkeit der Realschule ist deshalb von so hoher Bedeutung, weil die Schule ein Erfolgsmodell ist. Der Andrang von Schülern ist hoch - so hoch, dass er, wie das Beratungsbüro Garbe& Lexis im Schulentwicklungsplan herausarbeitet, dauerhaft für vier Züge reicht. Allerdings ist das Gebäude nicht auf Schülerzahlen, die mehr als drei Züge erfordern, ausgelegt. Derzeit verfügt die Realschule dank einer Ausnahmegenehmigung über 3,5 Züge - was rechtlich eigentlich nicht zulässig ist. Schulleiter Hubert Wanders gab im Schulausschuss der Politik einen Einblick in die momentane Situation: "Wir kommen klar mit unsere derzeit 25 Klassen. Das geht, indem wir jeden Winkel und jeden Nebenraum, der eigentlich nicht für Unterricht vorgesehen ist, nutzen."

Schulamtsleiterin Annette Wier präsentierte der Politik im Ausschuss ein vom Büro Garbe & Lexis erstelltes Raumgutachten, das verdeutlicht, dass die Schule nicht für eine dauerhafte Vierzügigkeit geschaffen ist. Denn dafür müsste die Schule über erheblich mehr Räume verfügen. Insgesamt würden Flächen im Umfang von 675 Quadratmetern benötigt, wovon rund 400 auf ein zusätzlich erforderliches Turnhallenfeld ausfallen.

Sowohl Bürgermeisterin Sonja Northing als auch Stadtkämmerer Willibrord Haas warnten eindringlich davor, der Realschule eine Vierzügigkeit zu erlauben. Northing: "Wenn Sie eine dauerhafte Vierzügigkeit beschließen, kann die Realschule keine Schüler mehr ablehnen. Sie hätte dann auch Anspruch auf einen Anbau." Kämmerer Haas warf noch ein anderes Argument in den Ring: "Geben sie erstmal den neuen Schulformen eine Chance, sich zu entwickeln." Damit spielte Haas auf Sekundar- und Gesamtschule an. Beide Schulen würden von einer nur dreizügigen Realschule profitieren, weil diese Schüler abweisen müsste. Das bekräftigte auch die Sekundarschulleiterin Gabriele Pieper: "Längeres gemeinsames Lernen geht nur mit einer dreizügigen Realschule."

Gegenwind kam vor allem von der FDP. Fraktionschef Daniel Rütter: "Wir wollen Wahlfreiheit für die Eltern. Man drängt Schüler in andere Schulformen, wenn wir die Realschule auf frei Züge beschränken. Das wollen wir nicht."

Die Empfehlung des Ausschusses für die Dreizügigkeit fiel mit elf zu neun Stimmen aus. Große Einigkeit bestand darüber, dass Freiherr-vom-Stein- und Konrad-Adenauer-Gymnasium dreizügig bleiben sollen. Entscheiden muss jetzt der Rat in seiner nächsten Sitzung am 9. November - auch darüber, wer entscheidet, falls die Realschule Kellen künftig wieder eine Ausnahmegenehmigung für 3,5 oder vier Züge beantragt.

Schlecht sieht es möglicherweise für die Gemeinde Bedburg-Hau als Standort einer weiterführenden Schule aus. Derzeit ist dort die Sekundarschule Kleve mit einem (schlecht besuchten) Teilstandort vertreten. Eigentlich sollte der Schulausschuss über die Umwandlung der Sekundarschule in eine zweite Gesamtschule abstimmen, doch dazu kam es nicht, weil die SPD noch Beratungsbedarf anmeldete. So wurde die Abstimmung verschoben. Spannend war die vorausgegangene Diskussion trotzdem, vor allem, weil Jörg Cosar (CDU) einen Vorschlag einbrachte, der Aufhorchen ließ: Die Sekundarschule könnte in eine vierzügige Gesamtschule mit alleinigem Standort Kleve umgewandelt werden. Einspruchmöglichkeiten gegen die Aufgabe des Standortes Bedburg-Hau hätte die dortige Politik nicht, denn entscheiden muss der Klever Stadtrat. Die Sitzung am 9. November dürfte interessant werden . . .

(RP)
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